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Faktor, Jan

Faktor, Jan

Titel: Faktor, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Sorggen um die Vergangenheit
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Bitte.
    - Wie bist
du politisch?
    - Du wirst
mich nicht verstoßen müssen, so geladen wie du bin ich aber bestimmt nicht.
Jetzt aber meine zweite Frage: Liebst du deine Mutter?
    - Was soll
das?
    - Ich will
wissen, ob Georg seine Mutter liebt.
    - Ich habe
mich mit ihr inzwischen versöhnt. Wir sehen uns jetzt allerdings nicht oft.
    - Und hast
du sie gehaßt?
    - Wie
kommst du drauf?
    - Es ist
gerade mein Thema.
    - Ich kann
das nicht ganz leugnen. Vor einem Jahr sind wir zusammen nach Polen gefahren,
das hat einiges verändert, mein Karatetraining auch.
    - Und vor
der Polenreise? fragte sie.
    - Ich habe
irgendwann angefangen, Witze zu machen, wenn sie mir auf den Geist ging. Alles
wurde dadurch viel einfacher - ohne große Dramen.
    - Dein
Glück. Ich hätte dich sonst nicht nehmen dürfen.
    - Und wenn
es mit uns beiden nicht klappt? fragte ich. Vielleicht werden wir uns noch
furchtbar verletzen.
    - Ich
buche dich trotzdem fest. Im schlimmsten Fall für mein nächstes Leben.
     
    seine
herzrhythmusstörungen überraschten ihn regelmäßig
    Nachdem
das Bauernhaus von Onkel ONKEL einigermaßen hergerichtet worden war - ich war
etwa zehn Jahre alt -, wurde ich dorthin ab und zu mitgenommen. Ich saß mit
meinen Cousinen auf der hinteren Sitzbank des alten rundlichen Wartburgs, und
wegen der erhöhten Verletzungsgefahr durften wir während der Fahrt niemals
einschlafen. Sicherheitsgurte waren damals noch Zukunftsmusik; und der
Kontrollterror, die Gurte ordnungsgemäß anzulegen, stand Onkels Familie erst
bevor. Onkel fuhr souverän, verbissen und schweigsam, wechselte die Gänge
einfühlend und getriebekundig. Er äußerte sich nebenbei höchstens zum aktuellen
Straßengeschehen, kommentierte das Verhalten der anderen Fahrer streng, aber
gerecht. Gleichfarbige Wartburgs, die uns entgegenkamen, grüßte er mit der
Lichthupe; in der Regel wurde er auch zurückgegrüßt. Manchmal gab er uns Rätsel
auf, die mit der Straßenverkehrsordnung oder der technischen Ausstattung der
Fahrzeuge in Verbindung standen. Wir wußten oft keine Antwort oder lösten die
Rätsel - trotz richtiger Vermutungen, gleichzeitig aber angsterstarrt - in der
Regel falsch. Dadurch gaben wir dem Onkel immerhin die Möglichkeit, uns beinah
kameradschaftlich zu belehren.
    Onkel
ONKEL hatte noch nie einen Unfall verursacht und war stolz auf seine Plakette
an der Windschutzscheibe: »100 000 Kilometer ohne Unfall«. Er arbeitete gerade
an der zweiten. Als einmal etwa zweihundert Meter vor ihm ein Motorrad wild hin
und her zu schlängeln begann, war mein Onkel leider machtlos. Der
Motorradfahrer konnte das Gleichgewicht irgendwann nicht mehr halten,
kipptesamt seiner Maschine und seiner hinter ihm sitzenden Frau um - und
ausgerechnet zur Straßenmitte hin. Schließlich schlitterten die beiden -
liegend auf der Fahrbahn - uns allen frontal entgegen. Onkel hatte bereits
scharf gebremst, sagte noch kurz:
    - Warum
das?
    Meine
Cousinen und ich schliefen anweisungsgemäß nicht und sahen uns durch die
Windschutzscheibe das Spektakel mit großen Augen an. Mir kam es vor, als ob uns
Onkel ONKEL überraschenderweise erlaubt hätte, im Fernsehen einen aufregenden
Film für Erwachsene zu sehen. Das im Liegen rasende Motorrad bremste
selbstverständlich auch - besser gesagt kratzte am Asphalt mit allem, was aus
ihm seitlich hinausragte, der Aufprall fiel daraufhin maßvoll aus. Weil Onkels
nächste Plakette offensichtlich nicht gefährdet war und die beiden Unfallopfer
schon vom Boden aus freundlich lächelten, stieg Onkel ONKEL gut gelaunt aus.
Die beiden Verunfallten klopften sich mit ruhigen Bewegungen den Straßendreck
ab, und nicht nur der Mann, auch seine Frau hatte die beste Laune. Es war meine
erste Begegnung mit dieser Sorte von Menschen.
    - Das war
nicht so toll, sagte der Mann im weichen Schutzanzug. Bei meinen anderen
Abflügen bin ich viel besser gelandet.
    - Wie ist
das passiert? fragte der Onkel.
    -
Reifenplatzer, VORNE! Ihr Auto hat aber keinen einzigen Kratzer, das habe ich
immerhin hinbekommen.
    - Sie
haben die Maschine sehr gut hingelegt, alle Achtung. Und auch an Ihrer Frau ist
alles dran!
    - Oft
kriegt man das wirklich noch sauberer hin, sagte der Mann und umarmte dabei
seine tapfere Wiederaufgestandene. Die Entscheidung muß man immer blitzschnell
treffen - und wenn sie richtig ist, landet man butterweich auf dem Acker. Die
allererste Regel dabei: Zwischen zwei Bäumen immer mittig fliegenlEs war später
Frühling, und an jenem Wochenende wurde ich in

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