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Faktotum

Faktotum

Titel: Faktotum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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ich.
»Also«, sagte Smithson, »und verdammt nochmal, McBride wach endlich auf und hör zu! … also, was ist das einzige Mal, wo einer die Kontrolle über sein Fahrzeug verlieren kann und dagegen machtlos ist?«
»Wenn er ’n Steifen kriegt!« sagte irgendein Witzbold.
»Mendoza, wenn du mit ’m Steifen nicht fahren kannst, dann können wir dich hier nicht brauchen. Ein paar von unseren besten Leuten fahren Tag und Nacht mit nem Steifen rum.«
Die Boys lachten.
»Also los: was ist das einzige Mal, wo einer die Kontrolle über sein Fahrzeug verlieren kann und dagegen machtlos ist?« Niemand meldete sich. Ich hob die Hand.
»Ja, Chinaski?«
»Wenn er niesen muß.«
»Richtig.«
Ich kam mir mal wieder vor wie ein Musterschüler. Es war wieder genau wie in der guten alten Zeit am L. A. City College – schlechte Zensuren, aber ansonsten nicht auf den Mund gefallen.
»All right, und wenn einer niesen muß, was macht er dann?«
Ich hob gerade wieder die Hand, da ging die Tür auf und ein Mann kam herein. Er kam den Mittelgang runter und blieb vor mir stehen. »Sind Sie Henry Chinaski?«
»Ja.«
Mit einer Handbewegung, die mir beinahe ein bißchen heftig vorkam, riß er mir die Taximütze vom Kopf. Alle sahen zu mir her. Smithson sah teilnahmslos und neutral drein.
»Kommen Sie mit«, sagte der Mann.
Ich verließ mit ihm den Unterrichtsraum und folgte ihm in sein Büro.
»Setzen Sie sich.«
Ich setzte mich.
»Wir haben Sie überprüft, Chinaski.«
»Ja?«
»Sie haben achtzehn Anzeigen wegen Trunkenheit und eine wegen Trunkenheit am Steuer.«
»Ich dachte mir, wenn ich das hinschreibe, werde ich gar nicht erst eingestellt.«
»Sie haben uns angelogen.«
»Aber ich hab mir das Saufen abgewöhnt.«
»Das spielt keine Rolle. Sie haben in Ihrer Bewerbung falsche Angaben gemacht, und damit sind sie draußen.«
Ich stand auf und ging raus. Ich ging die Straße runter, am Cancer Building vorbei und zurück in unser Apartment. Jan lag im Bett. Sie hatte rosarote zerrissene Schlüpfer an. Der eine Träger ihres BH wurde von einer Sicherheitsnadel zusammengehalten. Sie hatte bereits einen sitzen. »Wie isses gelaufen, Daddy?«
»Sie wollen mich nicht.«
»Wieso?«
»Sie wollen keine Homos.«
»Na, was solls. Im Kühlschrank steht Wein. Schenk dir ein Glas voll und komm zu mir ins Bett.«
Das tat ich.

73
    Ein paar Tage später las ich in den Stellenanzeigen, daß ein Packer für eine Kunstgewerbehandlung gesucht wurde. Das Geschäft lag ganz in unserer Nähe, aber ich verschlief und kam erst um 3 Uhr nachmittags hin. Der Geschäftsführer unterhielt sich gerade mit einem Bewerber, als ich reinkam. Ich wußte nicht, wie viele er davor schon interviewt hatte. Ein Girl gab mir ein Formular zum Ausfüllen. Mein Konkurrent schien auf den Geschäftsführer einen guten Eindruck zu machen. Sie lachten beide. Ich füllte das Formular aus und wartete. Schließlich rief mich der Geschäftsführer zu sich.
    »Ich möchte Ihnen was sagen«, eröffnete ich ihm. »Ich hab heute früh schon einen anderen Job angenommen. Aber dann hab ich zufällig Ihre Annonce gelesen – ich wohne hier ganz in der Nähe, und da hab ich mir gedacht, ein Job bei Ihnen wäre für mich wesentlich praktischer. Außerdem male ich so nebenbei, als Hobby. Ich sagte mir, vielleicht kriege ich hier Rabatt auf manche Artikel.«
    »Wir geben unseren Angestellten 15% Preisnachlaß. Wie heißt denn die Firma, die Sie eingestellt hat?«
»Jones-Hammer Arc Light Company. Ich soll bei denen die Leitung der Versandabteilung übernehmen. Sie sind unten an der Alameda Street, gleich hinterm Schlachthof. Ich soll morgen früh um 8 dort anfangen.«
»Naja, wir möchten uns schon ganz gerne noch ein paar weitere Bewerber ansehen.«
»Schon gut. Ich war eigentlich eh nicht drauf eingestellt, den Job hier anzunehmen. Hab halt mal reingeschaut, weil es so in der Nähe ist. Sie haben ja meine Telefonnummer auf dem Formular. Allerdings, wenn ich bei Jones-Hammer erst mal angefangen habe, wärs nicht fair, wenn ich dort gleich wieder aussteige.«
»Sind Sie verheiratet?«
»Verheiratet, ein Kind. Ein Junge. Tommy, 3 Jahre alt.«
»All right. Wir geben Ihnen Bescheid.«
    Das Telefon klingelte noch am gleichen Abend, um halb 7. »Mr. Chinaski?«
»Ja?«
»Sind Sie noch an dem Job interessiert?«
»An welchem?«
»Bei Graphic Cherub Art Supply.«
»Naja, sicher.«
»Dann kommen Sie bitte morgen früh um 8.30 Uhr.«

74
    Der Laden schien nicht besonders gut zu laufen. Es kamen kaum Bestellungen

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