Falaysia Bd 2 - Trachonien
zu entziehen, die Frau ließ jedoch erst los, als jemand im Hintergrund einen Befehl bellte. Leon blieb erschöpft liegen und schloss die Augen. Sein Arm schmerzte höllisch und pochte unangenehm, doch die Angst vor dem, was noch kommen würde, veranlasste ihn dazu, seine Lider schnell wieder zu heben. Eine weitere Gestalt näherte sich ihm – groß, muskulös, dennoch mit eindeutig weiblichen Formen ausgestattet.
„Warum machst du nur immer solche Schwierigkeiten?“ murmelte sie dieses Mal auf Zyrasisch.
„Sheza“, stieß Leon tief erleichtert aus.
„Tja, leider bist du mich noch nicht losgeworden“, stellte sie schmunzelnd für ihn fest und ließ sich an seiner Seite nieder. Sie konnte ja nicht ahnen, wie erleichtert er war, sie zu sehen. In seinem Zustand den Launen eines ihm fremden Volkes ausgeliefert zu sein, war das Schlimmste, was er sich gegenwärtig vorstellen konnte. Gut – bei lebendigem Leib von Drachen zerfleischt zu werden, war vielleicht noch ein Stückchen schlimmer.
„Die Drachen allerdings schon“, setzte die Kriegerin hinzu, als könne sie seine Gedanken lesen. „Ich hatte zwar eine Zeit lang das Gefühl, du würdest schlapp machen und vom Pferd fallen, aber du hast tapfer durchgehalten. Es ist mir schleierhaft wie, aber du hast unsere halsbrecherische Flucht überlebt. Wir mussten dich, als alles vorbei war, aus der Mähne deines Pferdes schneiden. Du hattest zwar die Besinnung verloren, deine Finger hatten sich aber so verkrampft, dass es unmöglich war, sie aus den Haaren zu lösen.“
Sie lachte kurz, wurde jedoch schnell wieder ernst. „Du hattest viel Blut verloren und warst eine lange Zeit nicht ansprechbar. Aber da es dir jetzt wieder etwas besser geht und du wach und bei Verstand bist, werden wir unsere Reise bald fortsetzen können.“
Leon nickte, auch wenn Sheza wohl kaum auf seine Zustimmung wartete. „Wo sind wir?“ fragte er.
„Bei den Quavis“, erklärte die Kriegerin. „Sie sind ein kleines, primitives Bergvolk, das in dem Grenzgebirge zwischen Allgrizia und Trachonien lebt. Sie leben zwangsläufig in Frieden mit uns. Von ihnen geht für uns keine Gefahr aus.“
„Zwangsläufig?“ wiederholte Leon hellhörig.
„Ja. Solange sie sich friedlich verhalten und uns ab und zu einen kleinen Dienst erweisen, werden wir ihr Land nicht einnehmen und ihr Volk nicht versklaven. Das ist die Abmachung.“
Leon sah sich noch einmal um. Sie befanden offenbar in einer Höhle, denn sie waren von hohen Felswänden umgeben. An den Wänden hingen wenige Fackeln, die den Raum etwas erhellten, allerdings konnte Leon nirgendwo ein Feuer entdecken. Merkwürdig, denn es war, bis auf den kühlen Luftzug, der durch den Höhleneingang ab und an sogar bis zu ihm vordrang, sehr warm in der Höhle. Die Quavis, die sich in ihrer Gesellschaft befanden, trugen aus diesem Grund auch nicht sehr viel Kleidung – einer der Männer unter ihnen sogar nur einen Lendenschurz. Es waren insgesamt vier. Zwei Männer und zwei Frauen. Doch es gab bestimmt noch weitere Quavis außerhalb der Höhle, die ihren Kameraden mit Sicherheit sofort zur Hilfe eilten, wenn es zu einem Konflikt zwischen ihnen und den ‚Fremden‘ kam. Von daher konnten Shezas Worte Leon nicht wirklich beruhigen. Sie sprachen eher für eine gewisse nicht ungefährliche Arroganz gegenüber diesem Bergvolk.
Soweit er erkennen konnte, saß in einer Ecke der Höhle nur noch einer von Shezas Männern, Jarik, der tapfere Bogenschütze, und Leon bezweifelte, dass die Quavis ein unbewaffnetes Volk waren. In Falaysia gab es keine wirklich friedfertigen Völker und je primitiver ein Volk war, desto brutaler und angriffslustiger war es auch. Das hieß für ihn, dass sie ziemlich schlechte Karten hatten, wenn die Quavis plötzlich auf die Abmachung zwischen den Trachoniern und ihnen pfiffen.
„Hast du dich jetzt wieder einigermaßen im Griff?“ fragte Sheza und musterte ihn kurz.
Leon nickte stumm. Er hatte sich beruhigt. Wohl fühlte er sich unter den Quavis dennoch nicht.
„Dann lass dich jetzt behandeln“, riet die Kriegerin ihm. „Die Quavis sind zwar ein primitives Volk, aber sie besitzen ein erstaunliches Wissen über die Heilkräfte der Natur. Sie können dir helfen. Sogar besser als ich das kann.“ Sie sah ihn eindringlich an, doch nach einem kurzen Augenblick blitzten ihre Augen schelmisch auf. „Wenn du brav bist, werde ich dir deinen Arm auch heute nicht abhacken – obwohl das für die Quavis bestimmt ein Festmahl
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