Falaysia Bd 2 - Trachonien
– ja!“
„Das heißt, du hast gerade eben gar nichts gemacht oder gedacht?“ hakte er zweifelnd nach. „Das Leuchten kam also von ihm selbst?“
Jenna seufzte. „Ich weiß, du wirst mir nicht glauben, Leon hat es ja auch nicht getan, aber ich glaube, dass dieser Stein in gewisser Weise… lebt.“
Ihre Worte schienen ihn zum Grübeln zu bringen. Das war doch schon etwas. Wenigstens lachte er sie nicht aus.
„Wenn er lebt, wieso bist du dann die Einzige, die es fühlen kann?“ fragte er schließlich.
Jenna zuckte erneut die Schultern. „Ich weiß nicht. Ich…“ Sie hielt inne. Sollte sie Marek wirklich erzählen, auf was für eine Idee sie gekommen war? Wahrscheinlich würde er ihr ohnehin nicht folgen können, schließlich lebte er hier im Mittelalter, hatte noch nie so etwas wie schulische Bildung genossen. Allerdings war er ein intelligenter Mann. Einen Versuch war es zumindest wert.
Er sah sie immer noch erwartungsvoll an, also fuhr sie fort: „Ich habe da so eine bestimmte Vorstellung… Ich…“ Sie brach wieder ab. Wie nur sollte sie ihm begreiflich machen, was sie dachte, wenn ihm doch all das Wissen fehlte, auf die sich ihre Theorie stützte? Vielleicht einfach ganz von vorn anfangen?
„Weißt du, es gibt Lebewesen, die so klein sind, dass man sie gar nicht sehen kann“, begann sie zu erklären. „Man nennt sie Bakterien und sie haben –“
„Ich weiß, was Bakterien sind“, unterbrach der Krieger sie barsch. „Worauf willst du hinaus?“
Jenna brauchte einen Augenblick, um sich wieder zu sammeln. Dass Marek über Mikroorganismen Bescheid wusste, überraschte sie, nein, schockierte sie sogar fast. „Ähm, ja… also…“, stotterte sie. „Weißt du auch, was Viren sind?“
Tatsächlich nickte er und Jenna fiel es schwer, ihre Irritation weiterhin vor ihm zu verbergen. Sie musste sich große Mühe geben, die Fragen, die sofort in ihr aufkamen, hinunterzuschlucken. Marek sah nicht danach aus, als würde er sie ihr heute beantworten wollen. Er war mittlerweile viel zu angespannt, um ihn mit neugierigen Fragen nach seinem bisherigen Leben zu provozieren.
„Ja, äh, gut“, stammelte sie weiter. „Worauf ich hinaus will, ist… ähm… Viren sind ja Partikel, die nicht richtig lebendig sind. Sie können sich weder eigenständig fortpflanzen noch haben sie einen eigenen Stoffwechsel. So müssen sie sich an den Stoffwechsel der Zellen eines anderen Lebewesens anschließen, um überhaupt aktiv werden zu können.“ Sie machte eine kurze Pause, um ihre Gedanken noch einmal zu sortieren.
„Ich glaube, dass dieser Stein es genauso macht“, fuhr sie fort. „Das Leben in ihm wird durch mich erst geweckt. Er koppelt sich an meine Lebendigkeit, an meine Gefühlswelt. Nur wie das geschieht, was genau ihn weckt, weiß ich nicht. Ich tu es jedenfalls nicht bewusst.“
Marek blickte wieder auf den Stein, stumm und sehr nachdenklich, aber etwas an seinem Gesichtsausdruck, an seiner ganzen Körperhaltung verriet Jenna, dass er ihre Theorie ernstnahm, ihr also wahrhaftig glaubte.
Das war wieder etwas, was ihn von Leon unterschied. Wenn Leon etwas zu absurd vorkam, dann weigerte er sich vehement, sich weiter damit zu beschäftigen. Marek setzte sich jedoch damit auseinander, ganz gleich wie verrückt es war. Es war kein Wunder, dass er ein solch brillanter Kriegsherr war. Ihn konnte so kaum etwas überraschen.
„Was geschah damals in meinem Zelt?“ fragte er plötzlich und Jenna wäre beinahe zusammengezuckt.
„Ich… ich weiß es nicht genau“, gestand sie ein. „Ich hab ihn zu greifen gekriegt und dann ist es passiert. Es war sofort eine Verbindung da. Ich hatte keine Kontrolle darüber. Ich wusste ja gar nicht, wie mir geschah.“
„Und damals im Sumpf, als der Werwolf kam?“ hakte er nach. „Hattest du auch darauf keinen Einfluss?“
„Jedenfalls nicht bewusst“, meinte sie. „Ich habe nicht einmal an den Stein gedacht. Ich hatte nur Angst.“
„Das würde bedeuten, dass er von ganz allein auf deine Ängste reagiert“, schloss Marek. „Doch wenn das so ist, warum hat er uns dann alle beschützt?“
Jenna dachte rasch nach. „Vielleicht, weil ich um uns alle Angst hatte?“
„Du würdest einem Stein so viel eigenmächtiges Handeln zuschreiben?“ fragte er zweifelnd. „Das würde ja bedeuten, dass er auch in gewisser Weise denken kann.“
„So weit würde ich nicht gehen“, erwiderte sie. „Ich… ich glaube, er liest nur meine Gefühle und reagiert darauf.
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