Falaysia Bd 2 - Trachonien
Er schaltet sich zwischen mich und die Welt, in der ich mich bewege.“
„Er kontrolliert dich?“
„Nein! Er… er…“ Sie seufzte hilflos. Irgendwie fehlten ihr die richtigen Worte – ganz davon abgesehen, dass sie selbst noch nicht so wirklich verstand, was mit ihr und dem Stein passierte. „Ich weiß auch nicht. Ich meine nur, er ist ja nicht ständig aktiv. Bisher hat er nur reagiert, wenn ich Angst hatte oder angespannt war.“
Wieder folgte ihren Worten grüblerisches Schweigen.
„Hast du jetzt Angst?“ fragte er schließlich leise.
Sie schüttelte den Kopf.
„Das würde bedeuten, dass ich mich dir nähern kann, ohne dass etwas passiert.“
Sie nickte. Der Krieger nahm einen tiefen Atemzug und machte zögernd einen Schritt auf sie zu. Doch dann blieb er wieder unschlüssig stehen, die Augen auf den Stein geheftet.
„Das kann ziemlich schmerzhaft sein“, sagte er leise und sah sie an. „Bist du sicher, dass du dich wohlfühlst?“
„Ja“, erwiderte sie. ‚Wohlfühlen’ war zwar hier der falsche Ausdruck, schließlich war sie gefesselt, aber sie hatte gerade tatsächlich keine Angst. Verwunderung war eher das dominantere Gefühl in ihrem Gemüt, weil sie eine Regung in Mareks Augen entdeckt hatte, die sie bei diesem Mann nicht für möglich gehalten hatte: Er hatte Angst. Keine große, die einer Panik nahe kam, nein, es war viel mehr eine Art kindlicher Scheu vor etwas Ungewohntem, Unberechenbarem.
Sie lächelte ihm aufmunternd zu und er wagte sich noch einen kleinen Schritt an sie heran. Dann verharrte er erneut mit leichtem Erschrecken in den Augen.
„Was ist das?!“ stieß er angespannt aus.
Jenna sah erstaunt an sich hinunter. In dem Stein tat sich etwas und es war wunderschön mit anzusehen. Nebelartige, helle Streifen schlängelten sich langsam durch das dunkle, ab und an heller aufleuchtende, rote Innere des Steines, während eine angenehme Wärme aus ihm herausströmte und in ihre Brust drang.
„Das… das ist zauberhaft“, flüsterte sie und sah Marek begeistert an. Es war eindeutig, dass er ihre Begeisterung nicht teilte. Er misstraute der Situation.
„Ich glaube, er hat etwas gegen mich“, murmelte er.
„Nein“, erwiderte sie und schüttelte zur Verstärkung ihrer Worte den Kopf. „Das hat er vorher noch nie gemacht.“
„Und woher willst du dann wissen, dass es keine feindliche Regung ist?“ hakte Marek etwas nervös nach, da sie sich ihrerseits ein Stück auf ihn zu bewegt hatte. Er war offenbar zu stolz, um vor ihr zurückzuweichen, aber es war eindeutig, dass er sie nicht gern in seine Nähe ließ.
„Das fühle ich“, sagte sie sanft und machte einen weiteren Schritt auf ihn zu. Doch dieses Mal hielt seine Selbstbeherrschung der vermeintlichen Bedrohung nicht stand und er wich ihr aus.
„Es wird nichts geschehen“, fuhr sie fort, wohl merkend, dass die Bewegungen in dem Stein stärker wurden, sobald sie Marek nur ein wenig näher kam. Gleichzeitig wuchs auch ihr Bedürfnis möglichst dicht an den Krieger heranzutreten und zu erfahren, was der Stein ihr sagen wollte. Es war wichtig, das fühlte sie, für sie beide.
„Vertrau mir“, sagte sie leise und sah ihn fest an.
Große Unsicherheit stand in seine schönen Augen geschrieben, doch dieses Mal ließ er es zu, dass sie an ihn heran trat. Die Wärme, die von dem Stein ausging, wurde noch intensiver und breitete sich, begleitet von wohligen Schauern, in Jennas ganzem Körper aus; und nicht nur dort, auch Marek schien davon erfasst zu werden, denn seine Augen wurden vor Staunen immer größer.
„Was… was ist das?“ flüsterte er fasziniert. Er hob seine Hände und nun erst bemerkte auch Jenna, was mit ihm geschah. Ein silbriges Leuchten wanderte über seine Haut, seine Arme hinauf, um sich dann langsam über seinen ganzen Körper auszubreiten. Ein paar Sekunden lang war Marek in einen Kokon aus silbrigem Licht gehüllt. Dann zog sich das Licht wieder zurück, verblasste und verschwand schließlich völlig.
Jenna sah wieder in Mareks Gesicht. Der Ausdruck in seinen Augen hatte sich völlig verändert. Er wirkte entspannt und schien auf einmal wieder völlig in sich zu ruhen. Ja, er wirkte fast wie in Trance, so wie damals am See. Und da war auch wieder diese Wärme in seinen Augen, dieser seltsame, fast zärtliche Ausdruck.
Jenna war überrascht und verwirrt, doch auch ihr eigener Verstand schien plötzlich benebelt. Die Wärme des Steins hüllte sie ein und schirmte sie ab von allen
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