Falaysia Bd 2 - Trachonien
beschlossen hatte, sich in den nächsten Minuten wie einer zu verhalten.
Sie saß mit dem Rücken an eine Felswand gepresst auf ihrer Decke und starrte ängstlich in die Dunkelheit, die ihr kleines Lagerfeuer umgab. Es war schon einige Zeit vergangen, seit Marek losgezogen war, um ihre Verfolger von ihrer Spur abzubringen, und langsam wurde ihr so allein ziemlich mulmig zumute. Ihr Gruselgeschichten von den Wesen zu erzählen, die hier in den Bergen hausen sollten, war kein netter Zug gewesen. Sie war ohnehin kein besonders mutiger Mensch, jedenfalls nicht, wenn sie nicht dazu gezwungen war. Und die Geräusche, die in dieser Gegend, mal aus großer Entfernung, mal ganz in ihrer Nähe ertönten, waren so unheimlich, dass sie es nicht mehr wagte, sich zu regen. Da konnte auch der Dolch nicht helfen, den Marek ihr zum Trost in die Hand gedrückt hatte und den sie nun so fest umklammerte, dass ihre Fingerknöchel weiß unter der Haut hervortraten. Damit konnte sie sich gewiss nicht gegen diese schrecklichen Monster verteidigen. Sie sehnte sich so sehr nach ihrem lieben, guten Zauberstein und sie vermisste ihn schmerzlicher denn je. Es war fast so, als hätte sie ihn erst jetzt, mit Mareks Verschwinden wirklich verloren.
Sie stieß einen kleinen, vorsichtigen Seufzer aus. Nur deswegen war sie darauf gekommen, sich Gedanken über das ‚Leben‘ eines Steins zu machen, denn auch wenn sie wusste, dass Felsbrocken normalerweise nicht lebten und von daher auch nichts ‚sahen‘ oder ‚empfanden‘ – ihr Zauberstein war anders gewesen, irgendwie lebendig… auf seine eigene… steinige Art und Weise. In Mareks Abwesenheit hatte sie viel über die Macht des Amuletts nachgedacht und ihr waren ein paar sehr gute Erklärungen eingefallen, mit denen sie vielleicht sogar Marek überzeugen konnte, dass der Zauberstein manchmal recht eigenmächtig handelte. Die Frage war nur, ob er sie auch verstand und ob ihm ihre Theorien gefielen.
Es knackte wieder im Gebüsch und Jenna zuckte heftig zusammen. Das war doch dumm! Wenn Marek da war, hatte sie Angst vor ihm, und wenn er nicht da war, geriet sie noch viel mehr in Panik. Konnte sie sich denn nie normal verhalten? Felsbrocken zum Beispiel hatten keine Angst. Sie hatten gar keine Gefühle. Somit gab es wenigstens einen Vorteil im Leben eines Gesteins. Und wenn sie einen Fels darstellen wollte, um für all die Monster dieser Gegend unsichtbar zu sein, musste sie sich endlich mal zusammennehmen. Das war allerdings gar nicht mehr nötig, denn in diesem Moment tauchte zu ihrer Erleichterung endlich wieder Marek im Lichtkegel des Feuers auf. Er schien mit sich und der Welt zufrieden zu sein, denn seine Gesichtszüge waren entspannt und die Andeutung eines Lächelns lag auf seinen Lippen.
„Na? Tausend Tode gestorben?“ erkundigte er sich freundlich, legte seine Waffen und die Satteltasche, die er zuvor mitgenommen hatte, ab und ließ sich auf seiner Decke nieder.
„Mindestens“, brummte Jenna und sah ihn etwas verärgert an. „Warum hat das so lange gedauert?“
„Hat es das?“ fragte Marek vergnügt zurück. „Ich weiß. Wenn man in Panik ist, vergeht die Zeit schleppend langsam.“
„Ich war nicht in Panik“, log sie. „Du warst in der Tat sehr lange weg.“
Mareks Grinsen wurde noch ein kleines Stück breiter, aber er neckte sie nicht weiter. „Ich musste überprüfen, ob die Tikos wirklich auf meine List hereinfallen“, setzte er schließlich doch noch zu einer Erklärung an. „Das hat ein wenig gedauert.“
„Und sind sie’s?“ wollte Jenna wissen.
Er nickte. „War auch nicht anders zu erwarten“, fügte er hinzu. „Tikos sind gute Kämpfer, sie haben allerdings nicht sehr viel Verstand. Zumindest die meisten von ihnen.“
Er schwieg wieder und musterte Jenna mit einem recht sonderbaren Blick. Sie konnte fast fühlen, wie seine Zufriedenheit mit jeder Sekunde, die er sie ansah, mehr dahinschwand. Der grüblerische Ausdruck, der schon seit geraumer Zeit immer wieder einen dunklen Schatten auf sein Gesicht geworfen hatte, erschien erneut und ließ sofort ein mulmiges Gefühl in Jennas Innerem entstehen. Der fröhliche, selbstverliebte Marek gefiel ihr sehr viel besser.
„Ich habe nachgedacht“, verkündete er schließlich und seine Stimme klang gefährlich dunkel. „Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir für ein wenig mehr Klarheit in Bezug auf dich und deine Fähigkeiten sorgen. Die Zeit drängt und es ist zu gefährlich für mich, dich in
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