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Falkengrund Nr. 32

Falkengrund Nr. 32

Titel: Falkengrund Nr. 32 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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abgerissenen Tapeten quoll Schimmel und Moder hervor, und in den Öffnungen, wo das Holz herausgebrochen und gesplittert war, herrschte ein ungreifbares Dunkel. Wie betäubt kam sie sich vor, betäubt von einer Angst, die sie nicht zu kontrollieren vermochte. Sie verstand, was die drei Männer empfunden haben mussten, und es fiel ihr leicht, sich vorzustellen, dass sie von einem plötzlichen Grauen überwältigt die Flucht ergriff, auf einer der schmalen Stufen ausglitt und …
    Das war doch nicht möglich! Einen solchen Ort durften Polizei und TÜV nicht freigeben!
    Schon wollte sie sich umwenden, um zu sehen, ob Georg kam, da erkannte sie im Dunkel hinter den zerstörten Wänden eine Gestalt. Es war kein Clown, kein Sandmann. Ein gewöhnlicher Mensch näherte sich ihr aus der Finsternis heraus. Und hinter ihm folgte ein zweiter. Der zweite trug eine Waffe in der Hand. Das war es nicht, was Dorothea schreckte.
    Sie kannte die Gesichter der Männer. Seit Jahren spazierten sie durch ihre Albträume. Dieser beiden wegen hatte sie sich verändert, hatte die übernatürliche Fähigkeit entwickelt, von Menschen nur am Rande wahrgenommen zu werden, niemandem mehr im Gedächtnis zu haften. Auf einem Schrottplatz war sie Zeugin eines Mordes geworden, den diese beiden Männer aus dem ehemaligen Jugoslawien an einem Landsmann verübt hatten. Sie wurde gesehen und sollte sterben, hatte jedoch fliehen können.
    Solange sie auf Falkengrund weilte, hatte sie sich einigermaßen sicher gefühlt. Die Albträume hatten an Häufigkeit und Gewalt abgenommen, und in den letzten Monaten verschwand ihre Fähigkeit mehr und mehr. Ihr Leben normalisierte sich. Sie genoss es, wieder ein gewöhnlicher Mensch zu werden.
    Doch nun verfluchte sie ihr Normalsein.
    Die beiden Männer, vor denen sie seit Jahren floh, hielten sich ausgerechnet hier auf, im Mansion of Fear! Sie hatten sie identifiziert und waren bereit, der Sache ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.
    Es war, als klatsche eine Titanenfaust sie gegen die entgegengesetzte Wand des Flurs. Dabei war sie selbst es, die ruckartig zurückwich. Wo blieb Georg? Die Männer kamen mit entschlossenen Schritten auf sie zu. Einer kickte mit dem Fuß ein Stück Holz durch den Raum, es flog in ihre Richtung, zerschellte rechts von ihr an der Wand.
    Der Bewaffnete hob den Revolver. Das flimmernde Licht ließ die Waffe lebendig erscheinen.
    Dorotheas Kehle war zugeschnürt von der Macht ihrer Angst. Sie hatte Mühe zu atmen, zu schreien war ihr unmöglich. Es schien keinen Ausweg aus dieser Situation zu geben als den Tod, die Kugel in die Brust, in den Kopf, ein schnelles Ende für eine Panik, die immer noch wuchs und wuchs, bis ihr ganzer Körper davon kribbelte und juckte und nicht mehr ihr zu gehören schien.
    Eine starke Hand riss sie zur Seite, brutale Gewalt zog sie hinab, zwang sie dazu, sich auf den Boden zu kauern, nicht aufzustehen, nicht wegzurennen, nicht die Treppe hinunterzustürzen.
    Georg! Sie sah ihn unnatürlich groß vor sich, und sein Griff war so heftig gewesen, dass sich ihre Angst auch auf ihn richtete. In ihrer seelischen Verfassung wurde alles zu etwas Monströsem, Dämonischem. Dass Georg auf die Öffnung in der Wand zustürmte und mit bloßen Händen Bretter herauszubrechen begann, verstärkte dieses Gefühl noch. Er stellte sich den beiden Männern entgegen, die sie töten wollten. Brach von seiner Seite aus durch die Wand, tauchte in die Dunkelheit. Sie konnte nicht erkennen, ob er die Männer niederschlug, ob sie flohen. Sie sah kurze Visionen von ihnen aufleuchten, dann Schwärze. Etwas geschah mit ihrer Realität. Es war nicht mehr nur eine einzige Wirklichkeit, es waren mehrere, und sie rieben sich aneinander, zerscheuerten sich.
    Georg Jergowitsch bahnte sich seinen Weg durch die Wand wie ein Berserker. Er riss die morschen Holzverkleidungen nieder, trat Balken entzwei, und plötzlich zog er jemanden aus der Dunkelheit hervor.
    Es war Horst Preuß.
    Noch verstand Dorothea nichts. Die Angst war nicht von ihr gewichen. Auch wenn ihre Häscher verschwunden waren, weckte die unheimliche Umgebung jede Sekunde neues Grauen in ihr. Auch Georg spähte mit verstörten Blicken in die Runde, schien kaum zu begreifen, was er selbst tat.
    Wie in einer Trance gefangen nahmen sie die Ankunft von Jaqueline wahr, die ebenfalls aufgewühlt aussah. Nur gemeinsam gelang es ihnen, den Weg zum Ausgang einzuschlagen. Georg schleppte Preuß mit sich.

11
    Das Mansion of Fear wurde

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