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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 14 Frisches Blut für X

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 14 Frisches Blut für X

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 14 Frisches Blut für X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Zunge einer hungrigen Echse. Die Lichtzunge leckte über den grasbewachsenen Boden und tauchte die Umgebung für einige Sekunden in die Helligkeit des Tages. Sir Darren und einige der anderen waren nur wenige Meter von dem unfassbaren Gebilde entfernt, und ein junger Mann, der sich zu Boden fallen ließ, wurde von der Zunge gestreift. Jemand packte seine Arme und schleifte den Schreienden weg.
    Der Widerschein tanzte auf den Gesichtern der Menschen, und sie fürchteten sich davor, versuchten verzweifelt, sich die Farben von den Körpern zu wischen.
    Doch ihnen geschah nichts. Die Reichweite des farbigen Sogs war begrenzt. Einer ersterbenden Flamme gleich, wurde sie kleiner und zog sich ins Innere der Hütte zurück. Minutenlang standen die Männer und Frauen aus dem Dorf sprachlos in sicherer Entfernung und verfolgten, wie das bunte Leuchten, das durch die Türöffnung und durch die Ritzen zwischen den Brettern zu beobachten war, allmählich erstarb.
    Vielleicht hatte der Hunger nun seine letzten Kraftreserven vor ihren Augen aufgebraucht. Vielleicht hatte ihn dieser verzweifelte Versuch, neue Opfer zu finden, tatsächlich getötet.
    Für den Fall aber, dass die letzten Reste von Xavers Existenz ihn noch nährten, war es besser, die Hütte für lange Zeit zu meiden.
    Als die Menschen sich an den Abstieg machten, fand keiner von ihnen den Mut, Sir Darren anzusehen.

9
    Was immer der Hunger war – eine alte Gottheit, ein Dämon, ein Geist oder ein Geschöpf von einem anderen Planeten –, er hatte sich lange Zeit von den Tieren ernährt, die sich in seinen begrenzten Einflussbereich verlaufen hatten oder ihm von Menschen geopfert worden waren. Den Brauch regelmäßiger Tieropfer gab es, so lange die Dorfbewohner sich erinnern konnten. Menschen hatte er – aus Gründen, die niemand kannte – niemals verzehrt.
    Doch vor einigen Jahren war ein Unfall geschehen. Xaver, ein Bergführer, den man mit dem Opfer beauftragt hatte, hatte sich ungeschickt angestellt und sich über und über mit dem Blut der Opferziege besudelt. So hatte der Hunger sein erstes menschliches Opfer gefunden.
    Von diesem zehrte er lange Zeit, und die Tiere, die man ihm brachte, rührte er nicht mehr an. Er hatte zum ersten Mal in seiner langen Existenz etwas anderes bekommen, und es hatte wie eine Droge auf ihn gewirkt. Als man im Dorf bemerkte, dass der Hunger die Tieropfer nicht mehr annahm, hatte sich ein Kult um Xaver gebildet, ein Kult, der gewisse Ähnlichkeiten zur christlichen Lehre aufwies. An die Stelle von Jesus, dem menschgewordenen Gott, der durch sein Opfer für die Menschen büßte, hatte man Xaver, den tiergewordenen Menschen gesetzt, der durch sein Opfer die Tiere schützte. Man sprach ihm außerdem Fähigkeiten zu, wie man sie vielerorts bei den Heiligen vermutet. Da er zu Lebzeiten ein Bergführer gewesen war, glaubte man, er könne noch immer Menschen zurückbringen, die sich verlaufen hatten.
    Als der junge Bursche namens Veit verschwand, versuchte man es zuerst mit Gebeten. Doch Veronika, die die Angst um den Geliebten beinahe wahnsinnig machte, ging einen Schritt weiter. Sie glaubte, dass ein Opfer nötig sein würde. Der Hunger mochte keine Tiere mehr annehmen, aber einen Menschen hatte er gefressen. Wenn man ihm ein neues Menschenopfer darbrachte, würde X sich vielleicht dankbar zeigen und den verschwundenen Veit zurückbringen. Die anderen Dorfbewohner begannen darüber zu beraten. Sie akzeptierten nicht, dass Veronika sich opferte, aber sie konnten sich vorstellen, einen Fremden dazu zu benutzen, einen Landstreicher vielleicht, den niemand vermissen würde.
    Und als der Fremde dann auftauchte …
    Das Alarmsystem in der Kirche war uralt und hatte den ursprünglichen Zweck, Kirchenräuber zu überführen. Obwohl es kaum gewartet wurde, funktionierte es noch.
    So passte alles zusammen.
    Lediglich über den Sinn der zweigeteilten Häuser erhielt er keine klare Auskunft. Es war zu vermuten, dass die Bewohner dem Berg ihre beste Seite zuwandten, weil sie ihn fürchteten. Immerhin beherbergte er einen Dämon und einen Gott. Warum sie die Hangseite verfallen ließen, blieb ihr Geheimnis. Irgendein Ereignis in der Vergangenheit hatte die Bewohner zu Ausgestoßenen gemacht. Es brachte nichts, in dieser schmerzlichen Erinnerung zu bohren.
    Sir Darren blieb noch einen Tag im Dorf, und am Mittag kam überraschend Veit den Berg herab gelaufen.
    Während er aß und trank wie ein Weltmeister, erzählte er eine wunderliche Geschichte. Er

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