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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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konnten.
    Der italienische Professor war ein Genussmensch, der den Freuden des Essens, Trinkens und Liebens ebenso wenig abzuschwören vermochte wie zahllosen anderen, und das führte unablässig zu Konflikten mit seinem Stundenplan.
    Ginge es nach Sir Darren, wären Cavallitos Tage auf Falkengrund gezählt gewesen. Die Anwesenheit des Professors schien dem trockenen Adligen Magenschmerzen zu bereiten – seine unplanmäßige Abwesenheit ebenfalls. Margarete aber mochte den emphatischen Salvatore – genauso wie die meisten der Studenten. Sein mit Anekdoten gespickter, leidenschaftlich moderierter Unterricht war eine Klasse für sich, und dem gutaussehenden, etwas dicklichen Mann mit den blondierten Haaren, der für sein Leben gerne lachte, konnte man einfach nicht böse sein.
    Außer man hieß Sir Darren.
    Dieser sagte gerade: „Wenn ich eine Bemerkung machen darf: Dieser Mann wird nicht dazu beitragen, gewisse Vorurteile über seine Nation aus der Welt zu schaffen.“
    „Aber Sie werden den Ruf der missverstandenen Briten höchstpersönlich revolutionieren, nicht wahr?“, meinte Margarete sehr leise, und Werner Hotten zuckte zusammen.
    „Was wollen Sie damit andeuten?“
    „Okay, verstanden.“ Margarete ließ die Schultern sinken. „Mein Vorschlag zur Güte: Ich krame ein altes Skript über die Wurzeln der Hexenverfolgungen hervor, erzähle eine halbe Stunde darüber und leite dann in eine Diskussion über. Wenn es gut läuft, sind sie damit bis 12 Uhr beschäftigt. Wenn nicht ... lasse ich sie in der Bibliothek etwas recherchieren.“
    Sir Darren wurde womöglich noch blasser als er es ohnehin war. „Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen, Kollegin“, brachte er hastig hervor. Er liebte es, die Bibliothek während der Unterrichtsstunden für sich alleine zu haben. Die Vorstellung, dass ein Dutzend Studenten um ihn herumschwirrten, während er zu arbeiten versuchte, konnte ihm nicht behagen.
    Margarete lächelte ihn so an, dass ihre Zähne gut zu sehen waren ...
    Dann sah sie auf die Uhr. „Habe ich noch eine Viertelstunde für eine schnelle Dusche?“, dachte sie laut nach. „Ich finde schon ...“

4
    Als Margarete, eine Tasche mit frischer Wäsche und Duschzeug über der Schulter, den Waschraum betrat, fiel ihr ein, welches Datum heute war, und sie musste schmunzeln.
    Es war Freitag, der 13. August.
    Nach gängigem Aberglauben würde der heutige Tag ein Unglückstag werden, und tatsächlich hatte er mit einem handfesten Problem begonnen. Sie wusste nicht, wie lange sie Sir Darren noch beschwichtigen konnte. Doch alles war eine Frage der Perspektive. Für Salvatore, der sich zweifellos mit seiner neusten Eroberung in den Federn räkelte und nach einem Sektfrühstück in die nächste Runde gehen würde, gehörte dieser Freitag wohl eher in die Kategorie „Glückstag“.
    Manchmal beneidete sie den Professor um sein Leben. Auch sie hielt sich für einen sinnlichen Menschen, und mit ihren 43 Jahren war sie noch längst nicht verblüht. Aber es war ungemein schwer, auf Schloss Falkengrund ein echtes Privatleben zu führen. Das Gebäude bot kaum genügend Raum für die sechzehn Bewohner – sobald man das eigene Zimmer verließ, traf man auf irgendjemanden, und alle schienen einander zu beobachten. Das letzte Mal, dass sie Besuch empfangen hatte, der über Nacht geblieben war, hatte sie die Uni damit auf Wochen hin mit Gesprächsstoff versorgt.
    Margarete hatte mehr als einmal darüber nachgedacht, von hier wegzuziehen. Eine kleine Wohnung in der Nähe zu finden, würde keine Schwierigkeit darstellen, und auch ihrem Porsche würde es nichts schaden, regelmäßig bewegt zu werden. Er stand Tag für Tag draußen auf dem Parkplatz und langweilte sich bestimmt zu Tode. Aber sie würde sich wie eine Verräterin vorkommen, wenn sie Falkengrund verließ. Sie und Sir Darren – so schlecht sie miteinander auskommen mochten – bildeten das Rückgrat der Schule. Dass sie zusammen mit den Studenten hier wohnten, war nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit. Es war essentiell. Sie gehörten hierher.
    Der eigentliche Duschraum war durch einen Kunststoffvorhang von dem Vorraum getrennt, in dem man sich umzog. Die Dozentin warf ihre Tasche auf einen Stuhl und streifte sich die Schuhe ab.
    Im Duschraum musste sich jemand aufhalten. Das Geräusch von plätscherndem Wasser war zu hören. Margarete öffnete die Knöpfe ihres Kleides und versuchte zu erraten, welchem der Mädchen sie gleich begegnen würde, wenn sie den Vorhang

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