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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 9 Der Pfad des Schmerzes

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 9 Der Pfad des Schmerzes

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 9 Der Pfad des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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den großen, knochigen Händen vergraben. Eine Stunde lang regte er sich nicht, versuchte, die Gedanken einzufangen, die sich in seinem Kopf gegenseitig im Kreis jagten. Als Hotten an seine Tür klopfte, schreckte er auf. Zwei Minuten später wusste er selbst nicht mehr, was er dem halb besorgten, halb neugierigen Rektor geantwortet hatte. Aber er wusste, dass es keinen Sinn machte, weiter untätig zu bleiben. Sich vor dem zu verstecken, was eine traurige und schreckliche Notwendigkeit war.
    Dirk Fachinger war ein ungehobelter Kauz und ein Trottel. Er wusste nicht, was er tat. Aber er hielt die Trümpfe in der Hand: einen Mädchenmörder auf freiem Fuß, die Drohung, der Schule zu schaden und Sir Darren in eine Sache hineinzuziehen, mit der er nichts zu tun hatte. Vor allem hatte er Artur Leik. Sobald der Mörder gefasst war, würde Artur von jedem Verdacht reingewaschen werden.
    Sir Darren zog die Vorhänge des Zimmers zu. Sie waren dick und schwer und sperrten die Helligkeit des Sommertages vollständig aus. Nun setzte er sich aufrecht auf den Stuhl. Er öffnete blind eine der Schubladen auf der rechten Seite des Schreibtisches. Einige Dutzend dicke, weiße Kerzen lagerten dort, unsichtbar jetzt. Er nahm eine heraus und steckte sie tastend auf einen klobigen runden Kerzenständer mitten auf der Schreibplatte.
    Als nächstes entzündete er ein Streichholz und näherte sich damit der Kerze. Bevor das Feuer auf den Docht übergehen konnte, zog er die Hand zurück und löschte das Streichholz, indem er es schüttelte. Er hatte gesehen, dass seine Finger zitterten.
    Und das war nicht gut.
    Tief und regelmäßig ein- und ausatmend, legte er die Hände in den Schoß und schloss die Augen. Eine Viertelstunde meditierte er, ehe er den Versuch ein zweites Mal unternahm.
    Auch jetzt zitterte seine Hand noch – die Versenkung hatte ihm nichts gebracht ...
    Er biss die Zähne zusammen und entzündete den Docht. Nachdem er eine Weile zugesehen hatte, wie die Flamme sich daran hinab fraß, begann er, Kontakt aufzunehmen.
    „Wie das Wachs durch die Flamme klar und flüssig wird“, sprach er mit leiser, rauer Stimme, „so möge der Vorhang, der unsere beiden Welten trennt und voreinander verbirgt, durchscheinend und durchlässig werden. Durchlässig für unsere Stimmen und für unsere Körper. Für unsere Herzen.“
    Obwohl Sir Darren sich mit diesen Worten nicht explizit an eine höhere Macht wandte, so hatten sie doch etwas von einem Gebet an sich. Wer den kühlen, blasierten Mann kannte, der er nach außen hin war, wäre sehr verwundert gewesen, wenn er Zeuge dieser kleinen Ansprache geworden wäre. Sir Darren konnte auch anders sein, wenn er wollte. Aus seinen Worten sprach Demut ... und Unsicherheit.
    Fünf Minuten lang geschah nichts. Beim kleinsten Flackern der Kerzenflamme zuckte der Mann zusammen und sog krampfartig die Luft ein. Jede Minute wiederholte er seinen kleinen Ruf, der an niemand bestimmtes gerichtet zu sein schien. Dabei wechselte er zwischen der deutschen und englischen Sprache hin und her.
    Plötzlich verlöschte die Flamme. Aus der Dunkelheit schwappte ein körperloses Leuchten hervor, wie ein fluoreszierendes Tuch. Dann war es wieder verschwunden. Der Dozent riss ein neues Streichholz an und entzündete die Kerze ein zweites Mal.
    „Gilbert“, sagte er leise auf Englisch. „Du bist es, nicht wahr? Ich danke dir, dass du gekommen bist.“
    In der Dunkelheit des Zimmers murmelte etwas eine Antwort, aber sie war nicht zu verstehen. Noch nicht. Die Kerzenflamme wirbelte, hielt sich jedoch.
    „Ich bin der einzige, der sich noch nicht von dir abgewandt hat, Darren“, kam es schließlich deutlich hörbar zurück. „Die anderen wollen nichts mehr mit dir zu tun haben.“
    Der Brite senkte den Kopf. „Das hatte ich befürchtet“, brachte er hervor. „Es tut mir leid.“
    Gilbert war einer seiner Geistführer, eine der Seelen, mit denen er Kontakt aufnehmen konnte und die ihm dabei halfen, sich in der Welt der Toten zurechtzufinden, bestimmte Seelen zu erreichen, Bitten und Fragen loszuwerden. Gilbert war zu seinen Lebzeiten ein korrupter, ausgesprochen lebenslustiger Politiker gewesen. Die Syphilis hatte ihn gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Alter von vierzig Jahren dahingerafft. Gilbert hatte niemals zu Sir Darrens Lieblingsführern gezählt. In früheren Jahren hatte der Dozent mehrmals versucht, sich seiner zu entledigen, doch Gilbert war hartnäckig in seiner Nähe geblieben. Er hatte einen

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