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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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sagte er in einem schwärmerischen Tonfall und damit das Thema geschickt wechselnd.
    »Darf ich fragen, wieso?«
    »Sie sind um vieles zu beneiden. Um die Revolution von 1789! Ich habe sie noch erlebt. Zwanzig war ich da! Gut, ich kam nicht gerade zur Erstürmung der Bastille nach Paris, aber doch noch früh genug, um diesen gewaltigen Umschwung mitzuerleben. Ja, ich beneide euch Franzosen für diese geschichtliche Großtat – wie ich auch die Amerikaner um ihren Unabhängigkeitskrieg, um ihre Freiheit und ihre Einheit beneide. Was können wir Deutschen denn der Proklamation der Menschenrechte, der Abschaffung des Adels und Männern wie Rousseau und Voltaire entgegensetzen?«
    »Kant und Lessing zum Beispiel«, gab der Franzose das Kompliment zurück. »Die deutschen Verfechter von Humanität, Toleranz und deutscher Aufklärung.«
    »Große Namen und große Werke – aber wo sind die Taten geblieben?«, hielt Heinrich Heller ihm mit leidenschaftlichem Engagement entgegen. »Wo ist unsere Revolution geblieben, die uns von dem Joch der Willkür und der Bevormundung reaktionärer Monarchen und Regenten hätte befreien können? Frankreich ist eine große geeinte Nation. Und Deutschland? Zersplittert in neununddreißig souveräne Kleinstaaten, in eine lächerliche Vielzahl von Herzog- und Fürstentümern und in einige Freie Städte und fünf Königreiche! Hier kocht quasi jeder Stamm sein eigenes Süppchen und argwöhnt, dass der andere ihm da hineinspucken oder ihm seine Macht streitig machen könnte. Hundert Meilen gereist – und ein Dutzend Schlagbäume und Zollstationen gesehen! Das ist Deutschland! Ein Trauerspiel!«
    »Ja, da muss ich Ihnen Recht geben. Frankreich ist eine große und geeinte Nation und mit unseren Freiheiten sieht es nicht ganz so düster aus wie in diesen Landen. Aber vergessen Sie nicht, dass die Revolution auch viel Blut gekostet hat«, gab Maurice Fougot zu bedenken.
    Das ließ Heinrich Heller nicht gelten und er wischte den Einwand mit einer fast ungeduldigen Bewegung beiseite. »Das trifft auch auf den Dreißigjährigen Krieg zu und er hat letztlich nichts zum Wohl der Menschheit bewegt! Nein, die blutigen Auswüchse der französischen Revolution ändern nichts an ihrer Größe und Bedeutung.«
    »Dann bewundern Sie auch das Genie Napoleon Bonaparte, den die Revolution ja mehr oder weniger hervorgebracht und der sie mit seiner Machtergreifung sozusagen beendet hat?«, fragte Maurice Fougot interessiert und herausfordernd zugleich.
    »Ich hüte mich davor, mit dem Begriff Genie leichtfertig umzugehen. Ich weiß auch nicht, ob ich ihn auf Napoleon anwenden würde, auch wenn ich ihm Außergewöhnlichkeit, ja sogar eine gewisse Größe nicht absprechen möchte«, antwortete Heinrich Heller abwägend. »Napoleon hat Europa über ein Jahrzehnt mit Krieg überzogen, mit hunderttausendfachem Tod, Leid und Elend. Das überschattet in meinen Augen all seine anderen Verdienste, die er sich zweifellos erworben hat. Es widerstrebt mir jedoch zutiefst, Bewunderung für einen Menschen zu hegen, der den Krieg als etwas Nützliches, ja sogar Erstrebenswertes hält und ihn zur Erreichung seiner Ziele einsetzt.«
    »Ist eine Revolution denn kein Krieg?«
    Heinrich Heller schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn das Volk die Revolution trägt! Wer einen anderen fesselt und der Freiheit beraubt, kann ihm schlecht Gewalttätigkeit vorwerfen, wenn dieser sich von seinen Fesseln zu befreien versucht und sich dabei nicht allein aufs
    Betteln beschränkt.«
    Maurice Fougot wiegte den Kopf. »Ein Argument, das mich überzeugt. Aber nun wird es Zeit, dass ich mich auf die Rückfahrt begebe, sosehr ich es auch schätze, mit Ihnen zu reden. Die Straße ist schlecht und …« Er ließ den Satz unbeendet und vollführte nur eine Geste, die alles mit einschloss.
    »Selbstverständlich. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie so lange mit meinen persönlichen Sorgen aufgehalten habe. Ihre Frau Gemahlin wird sicher schon voller Unruhe auf Sie warten. Erlauben Sie mir, dass ich Sie hinunterbegleite!« Er klingelte nach Lisette und ließ sich seinen warmen Umhang bringen.
    Die beiden Männer begaben sich hinunter in den Hof, wo Jakob Weinroth, ein breitschultriger Mann von sprödem Wesen und unermüdlichem Arbeitseifer, den Einspänner des Franzosen sogleich vorfuhr.
    Der Himmel schien tiefer gesunken zu sein und hatte sein strahlendes Blau verloren. Ein helles Bleigrau herrschte nun vor. Die Sonne zeichnete sich dahinter nur noch als

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