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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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vor Langweile! Ist das deine idee von männlichem Kampf? Terrible! Dein Vater würde sich deiner schämen, wüsste er, wie zögerlich du bist, Tobi! Ah, kein Wunder, warum er dich in der Obhut deines Onkels gelassen hat und ohne dich zu seiner neuen Expedition nach Ägypten aufgebrochen ist!«, höhnte Maurice Fougot und bewegte sich zentimeterweise rückwärts. Die blank polierte Glocke seines Floretts warf das Sonnenlicht funkelnd zurück.
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, fuhr sich Tobias mit der Zungenspitze über die Lippen, blieb ihm jedoch eine Erwiderung schuldig. Das Vibrieren seiner Klinge schien von seinem ganzen Körper aufgenommen und erwidert zu werden und durch seine Hand wieder in die Klinge zurückzufließen. Er war bereit! Mehr als bereit sogar!
    Gleich! Nur ruhig Blut!
    Der rechte Mundwinkel des Franzosen hob sich verächtlich und mit ihm der pechschwarze Kohlestrich auf der rechten Oberlippe. »Ich seh schon, es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis du ein Mann bist und dich wie ein solcher zu benehmen weißt! Bis dahin passt wohl dieser Kameltreiber … Wie war doch noch der Name deines Freundes und heidnischen Muselmanen …? Ah ja, Sadik Talib, nicht wahr? Bis dahin passt er wohl auf dich auf und schützt dich vor den Widrigkeiten des Lebens, nicht wahr? Du solltest deinem Vater dankbar sein, dass er dir seinen treuen Diener zurückgelassen hat. Das zeugt von großer Weitsicht, denn du brauchst ihn in der Tat. Weißt du was, du solltest besser mit Steckenpferdchen spielen, als zur Waffe eines Mannes zu greifen.«
    »Verdammter Froschschenkelfresser!«, gab sich Tobias nun wutentbrannt, deutete einen Ausfallschritt an und befand sich für einen winzigen Augenblick im grellen Licht der Lukenöffnung.
    Der Franzose fiel auf die Täuschung herein, weil er seinen Blick auf die gegnerische Klinge gerichtet hielt und nicht auf die Augen seines Gegenübers, der sie bei seiner Vorwärtsbewegung augenblicklich zusammengekniffen hatte. Er antwortete nun auf Tobias’ scheinbar halbherzigen Angriff mit einem fléche, einem Sturzangriff.
    Doch Tobias stand in dem Moment schon nicht mehr im grellen Rechteck der Dachöffnung. Er hatte das Gewicht verlagert, kaum dass er mit dem Oberkörper nach vorn gekommen war, und stand längst wieder im Schatten des Dachstuhls über ihm, als der Franzose vorsprang und den Stoß ausführte.
    Tobias parierte den Angriff mit einer blitzschnellen Drehung seines Handgelenkes. Diesmal war der Klang der aufeinander treffenden Klingen nicht mehr spielerisch hell, sondern scharf und durchdringend, und das Florett des Franzosen fuhr an seiner Brust vorbei ins Leere.
    Fast im selben Augenblick erfolgte Tobias’ riposte, sein Gegenangriff. Sein Arm streckte sich – und brachte die Spitze mitten ins Ziel. »Getroffen!«, schoss es ihm im selben Augenblick durch den Kopf, als er den Widerstand spürte, der sich seiner Klinge entgegenstellte. »Du bist mir auf den Leim gegangen, Maurice Fougot …! Ich habe dich erwischt …! Es ist aus …! Du bist geschlagen …! Endgültig!«
     

 
Universalgelehrter und Geheimbündler
     
    Umgürtet von Wäldern, Wiesen und Weiden erhob sich Gut Falkenhof auf einer sanften Anhöhe. Es zählte nicht zu den herausragenden herrschaftlichen Landgütern des Großherzogtums Hessen-Darmstadt, doch auf seine Art war es schon beeindruckend. Es war als massives Geviert aus rostrotem Backstein erbaut, recht ungewöhnlich für diesen Landstrich. Zweigeschossig und wie eine kleine Festung ragte es auf. Der quadratische Innenhof war groß genug, dass ein halbwegs geschickter Kutscher auch ein klobiges Fuhrwerk mit einem Zweiergespann auf dem Platz wenden konnte.
    Die beiden doppelflügeligen Tore, je eins im West- und im Ostflügel des Gevierts eingelassen, hatten die Baumeister so hoch und breit bemessen, dass ein hoch beladener Heuwagen ohne Schwierigkeiten durch die Rundbögen der Einfahrten fahren konnte. Die Tore waren aus Eichenbalken gezimmert, von denen ein jeder den Umfang eines kräftigen Männeroberschenkels hatte. Eisenbänder hielten sie zusammen. Zur Verzierung trug jede Torhälfte noch ein halbes Dutzend weitere Eisenbeschläge, die fast über die gesamte Breite des Flügels liefen und wie Lanzen mit kunstfertig geschmiedeten Spitzen aussahen. Von weitem bot sich dem näher kommenden Betrachter das trügerische Bild eines Gitters aus Speeren, das den Torbogen zum Falkenhof versperrte.
    Das Tor gen Osten ging auf einen Feldweg hinaus. Es

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