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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Taifun, der den Mast wie einen Kienspan splittern ließ. Der stürzende Mast hatte seine Knie zerschmettert. Doch er hatte das Ziel, das er sich gesetzt hatte, erreicht – und war zurückgekommen, vor fast vierzig Jahren!
    »Vierzig Jahre? Ich als junger, wissbegieriger Abenteurer auf einer Dschunke zwischen lauter Halsabschneidern? Das klingt nach einer Geschichte aus einem anderen Leben – und doch ist es ein und dasselbe«, murmelte er fast belustigt, während er mit dem Kamineisen in der Glut stocherte und dann trockene Scheite auflegte. Augenblicke später loderten Flammen aus der Glut und leckten gefräßig am Holz hoch.
    Er blieb vor dem Feuer stehen und genoss die Wärme, die ihm entgegenschlug, und seine Gedanken wanderten wieder zurück. Nicht ins Südchinesische Meer, sondern nach Gießen.
    Wenn er es recht betrachtete, konnte er überhaupt von Glück reden, dass er damals nur seine Professur und sonst nichts verloren hatte. Nur knapp war er einer Einkerkerung entgangen. Doch mit seiner Lehrtätigkeit war es endgültig vorbei gewesen.
    Anfangs hatte es ihn geschmerzt. Aber dann hatte er sich ohne Verbitterung damit abgefunden. Die völlige Freiheit von den Pflichten eines Professors, auch wenn sie nicht ganz freiwillig gewählt war, bot ihm doch die Möglichkeit, sich seinen vielen Interessengebieten ungestört und unbelastet von jedweden Ablenkungen widmen zu können.
    Und so hatte er Gut Falkenhof erstanden und Gott mehr als einmal dafür gedankt, dass sich sein Vater sich nicht mit altägyptischen Schriftzeichen und »weißen« Flecken auf der Landkarte beschäftigt hatte, sondern ein nüchterner und vor allem geschäftstüchtiger Tuchfabrikant gewesen war. Ihm hatten er und sein jüngerer Bruder es zu verdanken, dass sie ihren ganz besonderen Leidenschaften nachgehen konnten, ohne sich um den täglichen Lebensunterhalt sorgen zu müssen. Ihr Vater hatte ihnen ein erhebliches Barvermögen hinterlassen sowie zwei immer noch recht einträgliche Tuchfabriken, eine in Mainz und eine in Frankfurt.
    Die Flammen warfen ihren roten unruhigen Schein auf sein Gesicht und es schien, als würde sein eisgrauer Bart glühen. Während er so vor dem Kamin stand und in das auflodernde Feuer blickte, wurde sein Ausdruck ernst und sorgenvoll. Die Zukunft bereitete ihm Sorgen. In vielerlei Hinsicht.
    Doch vor allem sorgte er sich um Tobias.
     

 
Fougot gibt auf
     
    Es gab ein dumpfes, trockenes Geräusch, das so gar nicht zu diesem Kampf zu passen schien, und die Florettklinge bog sich weit durch, als die stumpfe Spitze das wattierte Lederwams des Franzosen traf. Federnd sprang Tobias zurück, hob die Waffe in einem jahrelang antrainierten Reflex zum Gruß und ließ das Florett dann sinken. Abwartend und mit fliegendem Atem stand er da. Die Erregung, die ihn noch vor einem Augenblick von Kopf bis Fuß erfüllt hatte, wich nun einem Gefühl, das weniger von Triumph als von Genugtuung geprägt war. In dieses Gefühl mischte sich aber auch die ernüchternde Erkenntnis, sich total verausgabt und eine extreme Gratwanderung hinter sich gebracht zu haben.
    Einen scheinbar unendlich langen Augenblick verharrte Maurice Fougot in dieser grotesken Haltung: den Oberkörper weit nach vorn gebeugt und das Florett mit dem ausgestreckten Fechtarm schräg nach unten auf die Bohlen gerichtet – ins Leere. Es schien, als hätte ihn jegliche Kraft verlassen, sich aus der Niederlage aufzurichten und dem Blick seines Schülers zu begegnen, der nun nicht länger sein Schüler mehr war.
    Für Tobias war Maurice Fougot immer nur »der Franzose« gewesen. All die Jahre, die er bei ihm schon Unterricht im Fechten nahm, hatte er ihn nicht gemocht und nie eine persönliche Beziehung zu ihm gefunden. Maurice Fougot hatte sich auch nie darum bemüht, seine Sympathie zu gewinnen. Im Gegenteil. Vom ersten Tag an hatte er ihm zu verstehen gegeben, dass er der festen Überzeugung sei, seine Zeit mit ihm nur zu vergeuden. Allein die großzügige Bezahlung seines Onkels habe ihn bewogen, sich zweimal die Woche mit ihm »zu beschäftigen«, wie er sich wörtlich ausgedrückt hatte.
    Er hatte sich stets unnahbar, überheblich und häufig genug auch regelrecht abweisend verhalten. Ein ausdrückliches Lob hatte er nie ausgesprochen. Blendende Paraden und Angriffe hatte er höchstens mit einem gönnerhaften Nicken oder einem eher widerwillig klingenden Grunzlaut zur Kenntnis genommen. In seiner Kritik hatte er sich dagegen ganz und gar nicht wortkarg

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