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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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einer schweren Erkältung, die einfach nicht hatte von ihm weichen wollen. Das war auch mit ein Grund gewesen, warum Tobias’ Vater Anfang Dezember des vergangenen Jahres ohne ihn gen Ägypten aufgebrochen war.
    Der Franzose hängte das Wams an den Haken, der aus einem Stützbalken ragte.
    »Bist du schon lange hier oben?«, wollte er wissen und fragte sich im Stillen wohl, ob der Araber gehört hatte, was er über ihn gesagt hatte.
    »Lange genug, Sihdi Fougot«, antwortete Sadik vieldeutig.
    »Hast du zugesehen?«, fragte Tobias mit glänzenden Augen, weil er sich nun doch nicht länger beherrschen konnte und Sadiks Urteil wissen wollte, denn auch er wusste eine Klinge ausgezeichnet zu fuhren. Nur zog er den Säbel einem Florett vor.
    Sadik nickte und sagte in seiner Heimatsprache: » Wamalla jazli-mi- ’n-nasa juzlami.«
    »Und was heißt das?«, fragte Maurice Fougot forsch.
    »Dass man sich im Leben entscheiden muss, ob man entweder der Hammer oder der Amboss sein will«, erklärte Sadik Talib, der viel belesen und eine geradezu unerschöpfliche Quelle von arabischen Weisheiten und Sprichwörtern war. Zu jeder Gelegenheit wusste er eine passende Stelle aus dem Koran zu zitieren oder den Spruch eines Weisen anzuführen. Gelegentlich waren es äußerst merkwürdige, ja sogar komische Sprichwörter. Und Tobias hegte manchmal den Verdacht, dass einige dieser ungewöhnlichen Sprüche auf seinem eigenen Mist gewachsen waren. Sadik Talib hatte es faustdick hinter den Ohren, das stand eindeutig fest!
    Der Franzose hob die Brauen an. »Und?«
    »Tobias wollte immer Hammer sein. Doch nicht jeder, der hämmert und klopft, ist ein Schmied, heißt es an den Feuern der Beduinen«, flocht Sadik ein weiteres Sprichwort ein.
    »Doch er hat bewiesen, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat.«
    Maurice Fougot hatte für Sadiks oftmals blumige Art zu reden wenig übrig, wie sein dünnes Lächeln verriet. »Ja, so kann man es wohl auch ausdrücken.«
    Sadik bewahrte sein Lächeln. »Es gibt viele Vögel am Himmel, aber jede Art pfeift anders.«
    Tobias musste sich ein Lachen verkneifen. Sadik war bisher noch keinem eine Antwort schuldig geblieben und er war der deutschen Sprache ebenso mächtig wie der französischen. Auch Englisch beherrschte er nicht schlecht, denn bevor er in die Dienste seines Vaters getreten war, hatte er schon viele Jahre lang reichen Abenteurern und ernsthaften Forschungsreisenden aus England und Frankreich mit seinen vielfältigen Fähigkeiten auf ihren Reisen als Dolmetscher und Mädchen für alles zur Seite gestanden.
    Der Fechtlehrer ging auf die anzügliche Bemerkung nicht ein und griff nach seiner Jacke. »Es wird Zeit, dass ich in die Stadt zurückkomme. Es liegt Schnee in der Luft. Und vorher muss ich noch mit deinem Onkel sprechen. Also, au revoir … Monsieur Tobias!«, verabschiedete er sich kühl.
    »Ja, au revoir, Monsieur Fougot«, erwiderte Tobias etwas beklommen. Er hatte das merkwürdige Gefühl, dass er ihn nicht wieder sehen würde.
    »Sabah en-nur!«, rief Sadik ihm nach. »Euer Tag möge erleuchtet sein!«
    Der Franzose blieb kurz stehen, warf einen Blick zu Tobias und Sadik zurück und gab ein leises, schwer zu deutendes Lachen von sich. Er nickte, als wäre die Erleuchtung in der Tat über ihn gekommen, und eilte dann zur Treppe. Seine Stiefel polterten energisch die Stufen hinunter und verklangen kurz darauf auf dem Flur des Obergeschosses.
    Tobias wartete, bis er sicher sein konnte, dass ihn der Franzose auf keinen Fall mehr hören konnte. Dann wandte er sich Sadik zu. Und nun stand ihm die Freude im Gesicht geschrieben, das erwachsenere Züge trug, als man von einem Sechzehnjährigen gemeinhin erwarten konnte.
    »Du hast alles mit angesehen, nicht wahr? Ich wette, dir ist nichts entgangen! Dem Franzosen habe ich es heute gezeigt!«, sprudelte er hervor und ließ sich von seiner eigenen Begeisterung mitreißen. »Schon die letzten Wochen habe ich ihn häufig geschlagen. Sechzehn zu vier und einmal auch siebzehn zu drei. Aber heute hat er nur einen einzigen Stich angebracht. Doch das ist reine Dummheit gewesen. Ich bin mir meiner Sache einfach zu sicher gewesen und auf eine Finte hereingefallen. Aber danach hat er keinen Treffer mehr landen können. Ich dagegen neunzehn! Neunzehnmal hintereinander ist er mir in die Klinge gelaufen, und dabei hat er jeden miesen Trick versucht, den er kennt, und du weißt, der Franzose kennt mehr Tricks, als ein Straßenköter Läuse

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