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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Abschied.
    »Euch auch«, erwiderte der Gelehrte und schob sie in Richtung Kellertreppe. »Und nun runter mit euch.«
    Die beiden Frauen folgten seiner Aufforderung. Jakob jedoch blieb abwartend stehen. »Es bleibt wie abgesprochen, Herr Professor?«, fragte er leise.
    Heinrich Heller nickte. »Pagenstecher wird dir eine Nachricht zukommen lassen. Traust du es dir auch zu?«
    Jakob sah ihn fast empört an. »Ich werde den Weg nach Speyer genauso sicher finden wie nach Furtwipper. Sie können sich auf mich verlassen.«
    »Ja, das weiß ich, Jakob. Kümmere dich auch um Klemens. Man wird ihn und die leere Kutsche mittlerweile eingeholt haben. Ich hoffe, er spielt den schwachsinnigen Dummkopf, für den ihn alle halten, nur weil er verwachsen ist. Dann wird ihm nichts passieren.«
    »Wir werden dafür sorgen, dass Sie den Falkenhof wieder so vorfinden, wie Sie ihn verlassen haben«, versprach Jakob Weinroth.
    Der Gelehrte nickte. Das war seine geringste Sorge. »Wenn du dich auf den Weg machst um mit Tobias und Sadik zusammenzutreffen, wirst du Geld brauchen. Ich habe eine flache Schatulle mit ausreichend Silber- und Goldmünzen drüben in meiner Experimentierwerkstatt im Südflügel versteckt. Du findest sie in einer der Schubladen, in denen ich meine Insektensammlung untergebracht habe – und zwar in der Schublade mit der Aufschrift Tropenfalter 14. Diese Lade hat einen doppelten Boden. Hinten links unten kannst du einen winzigen Stift erfühlen. Den musst du ins Holz drücken, dabei aber gleichzeitig den Schubladenknopf vorn nach rechts drehen und herausziehen. Dann klappt das hintere Drittel vom ersten Schubladenboden hoch«, instruierte er ihn.
    »Tropenfalter 14, ich habe verstanden«, wiederholte Jakob leise. »Ich werde Ihnen über jeden Kreuzer Rechenschaft ablegen, Herr Professor.«
    »Als ob ich das nicht wüsste«, brummte Heinrich Heller scheinbar ungnädig und schob ihn die Treppe hinunter. »Es wird Zeit. Gleich beginnt das Spektakel, und dann möchte ich euch alle drei hinter Schloss und Riegel wissen. Ach, noch etwas!«
    Jakob drehte sich im schwarzen Rechteck der Tür zu ihm um. »Ja?«
    »Schlagt ordentlich Krach, wenn die Bande hier gleich hereinströmt, und rüttelt an der Tür. Auch ein paar grimmige Worte können nicht schaden um eurem Einschluss mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Aber bitte keine Übertreibung. Ein bisschen Groll, gemischt mit ängstlicher Verwirrung, was das ganze Spektakel bloß zu bedeuten hat, reicht völlig.«
    Jakob grinste leicht. »Wenn ich Sie so reden höre, habe ich wirklich Hoffnung, dass es Ihnen vielleicht doch noch gelingen wird, aus dem Kerker rasch wieder herauszukommen.«
    »Vielleicht sogar schneller, als euch lieb ist«, zwang sich Heinrich Heller zu einem letzten Scherz. Dann zog er die Tür zu und verriegelte sie von draußen. Den Schlüssel ließ er stecken.
    Mit dem schleppenden Gang eines alten, rheumatischen Mannes, der sich jede einzelne Stufe schmerzhaft erkämpfen muss, stieg er die Treppe wieder hoch. Und Schmerzen bereiteten ihm die sechs Stufen in der Tat. Ein brennender Stich fuhr ihm bei jedem Schritt durch die Schulter. Aber dieser körperliche Schmerz war leichter zu ertragen als das, was ihn in Gedanken quälte.
    Wenn Tobias etwas zustieß …
    Er zwang sich diesen Gedanken nicht weiter zu verfolgen. Sein Blick ging über den ausgestorbenen Innenhof. Das quadratische Bretterpodest, von dem der Falke so oft in den Himmel aufgestiegen war, die seitlich weggeklappten Stützbalken, die schweren Winden mit den dicken Seilen sowie die Rohre, durch die das Gas geströmt war und die aus acht Fässern quer über den Platz verlegt waren und in der Mitte des Startpodestes in einer Glaskugel mit schornsteinähnlichem Aufsatz zusammenliefen – all dies erinnerte ihn an die schöne und aufregende Zeit, da er mit Tobias des Nachts im Fesselballon zu ihren geheimen und stets auch unbemerkt gebliebenen Himmelsfahrten aufgestiegen war und kein Zeppenfeld ihrer aller Leben bedroht hatte.
    Er erinnerte sich auch noch gut an den Tag vor gar nicht so langer Zeit, als Tobias zu ihm in die Werkstatt gekommen war und sich bitterlich beklagt hatte: Sein Leben wäre so trist und bar jeglicher abenteuerlicher Abwechslungen! Etwas sehen und erleben wolle er! Und jetzt trieb er dort oben in einem Ballon durch die Schwärze der Nacht, verstrickt in ein Abenteuer von erschreckend lebensgefährlicher Dimension. Ein Abenteuer, von dem niemand wusste, wo und wie es sein Ende

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