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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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alles andere. Leider auch wichtiger als sein Sohn.
    Der Gedanke schmerzte ihn. Tobias war bei ihm, Heinrich, aufgewachsen und ihm wie ein leibliches Kind gewesen. Er hatte es genossen, diesen aufgeweckten Jungen all die Jahre um sich zu haben, während es seinen Bruder immer wieder rastlos in die Welt hinausgetrieben hatte. Aber bei aller gegenseitigen Zuneigung, den Vater und die Mutter, die schon kurz nach seiner Geburt gestorben war, hatte er ihm nicht ersetzen können. Umso schwerer belastete es ihn, dass sich Tobias nun seinetwegen mit Sadik auf der Flucht befand und schweren Gefahren ausgesetzt war.
    Das Einzige, was ich mit meinem Eintreten für Freiheit und Menschenrechte erreicht habe, ist, dass der Junge sein Zuhause wie ein Verbrecher verlassen musste und jetzt zusehen kann, wie er sich mit Sadik nach Paris zum Freund seines Vaters durchschlägt, warf sich Heinrich Heller vor.
    Er fuhr aus seinen düsteren Gedanken auf, als Jakob den Kaffee mit einem Schuss Kognak brachte. Das heiße Getränk tat seinem geschwächten und durchkühlten Körper gut.
    »Agnes meint, ich sollte Ihren Verband erneuern, solange wir noch Zeit dafür haben.«
    Heinrich Heller wollte erst abwehren, war dann aber vernünftig genug ihn gewähren zu lassen. Es war wichtig, dass er die Schussverletzung ohne Komplikationen überstand und im Kerker nicht das Opfer eines schweren Wundfiebers wurde.
    »Ich mache mir große Sorgen«, murmelte Heinrich Heller, der oft Selbstgespräche führte, mehr zu sich selbst.
    »Das brauchen Sie nicht, Herr Professor. Sadik hat vorzügliche Arbeit geleistet. Es ist zum Glück ein glatter Durchschuss, und seine Salbe wirkt wahre Wunder, wie wir ja schon bei Jana, der jungen Landfahrerin, erlebt haben«, beruhigte ihn Jakob. »Sagten Sie damals nicht selbst, als wir das Mädchen auf dem Gut hatten und Sadik sich ihrer Verletzungen annahm, dass seine arabischen Medizinkenntnisse die eines jeden deutschen Arztes weit übertreffen?«
    Der Gelehrte nickte. »Gewiss, und nicht ein Wort davon war Übertreibung. Aber ich sorge mich auch nicht um mich, sondern um Tobias«, erklärte er. »Sadik und der Junge haben einen Vorsprung. Das ist alles. Zeppenfeld wird die Verfolgung aufnehmen und er ist ein zäher Hund.«
    Jakob strich frische Salbe auf die offene Wunde. »Entschuldigen
    Sie meine Neugier, aber wer ist dieser Armin von Zeppenfeld überhaupt?«
    »Er war einmal ein Freund meines Bruders, der ihn vor gut zwei Jahren auf einer Sudan-Expedition begleitete – zusammen mit Eduard Wattendorf sowie Jean Roland aus Paris und dem Engländer Rupert Burlington«, berichtete Heinrich Heller. »Natürlich gehörte auch Sadik Talib dieser Expedition an, die unter einem bösen Stern stand. Die Freundschaft zwischen meinem Bruder und Zeppenfeld zerbrach, als dieser die Gruppe leichtfertig in eine tödliche Gefahr brachte. Auch Eduard Wattendorf erwies sich in der Not als Lump, denn er ging eines Nachts mit fast allen Wasserschläuchen und ihrem letzten Kamel auf und davon. Der Rest der Gruppe wäre damals in der Wüste elendig verdurstet, wenn ihnen die Fügung des Schicksals nicht eine Karawane über den Weg geschickt hätte. Hätte mein Bruder damals den Anführer der Karawane nicht mit viel Geld und guten Worten dazu bewegt, die Suche nach Wattendorf trotz dessen schändlicher Tat aufzunehmen, wäre dieser im Sandmeer verendet. Doch Siegbert hielt es für seine Pflicht, ihn zu retten, obwohl er sie verraten hatte. Er hätte es besser nicht getan. Dann wäre das alles nicht passiert.«
    Jakob legte einen neuen Verband an. »Es war Wattendorf, der Ihrem Bruder diesen merkwürdigen Stock geschickt hat, nicht wahr?«
    Heinrich Heller nickte. »Ja, er blieb damals in Kairo und kehrte nicht wieder nach Europa zurück. Es hieß, sein Verstand wäre so angegriffen gewesen wie sein Körper. Als mein Bruder ihn nach über einer Woche Herumirrens mehr tot als lebendig in der Wüste fand, war er nicht mehr ganz bei Sinnen. Er phantasierte von einem sagenhaften verschollenen Tal, auf das er gestoßen sei. Aber damals nahm das keiner ernst. Auch mein Bruder glaubte, dass Wattendorf in seinem verwirrten Zustand nur das erzählte, was sie vorher an den Lagerfeuern der Beduinen gehört hatten. Doch dann, kurz vor Siegberts Aufbruch zu seiner neuen Expedition vor ein paar Wochen, erhielt er diesen unseligen Spazierstock. Ich erinnere mich nicht mehr genau an Wattendorfs Begleitschreiben, doch darin stand etwas in der Art, dass er

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