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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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    Er war allein.
    Er war verzweifelt.
    Und ein Gefühl drängender Unruhe erfüllte ihn, das Wissen um gefährliche Dinge, die im Land Allagáin vor sich gingen und die es aufzuhalten galt. Gelang dies nicht, würde die Welt in Eis und Finsternis versinken, und die Mächte des Bösen und des Chaos würden triumphieren.
    Eilig setzte Yvolar der Druide einen Fuß vor den anderen. Von geheimnisvoller Kraft getragen, berührten seine Stiefel den schneebedeckten Boden kaum, sondern schienen darüber zu schweben, während der weite Umhang die hagere Gestalt des Alten umwehte. Aber obwohl sich Yvolar seiner magischen Fähigkeiten bediente, um möglichst rasch ins Tal des Allair zu gelangen, befürchtete er, dass er zu spät kommen würde.
    Zu spät, um die Schlacht zu verhindern.
    Zu spät, um zu verhindern, dass Bruder gegen Bruder kämpfte und ein ebenso schrecklicher wie sinnloser Krieg die Sterblichen schwächte und das Land dem Ansturm des Bösen preisgab.
    Zu spät, um die Welt zu retten.
    Eine neue Eiszeit stand bevor. Sie kündigte sich an, mit jedem Windstoß, der von den Bergen blies, und mit jeder Schneeflocke, die zu dieser frühen Jahreszeit zu Boden fiel.
    Natürlich hatte es schon früher Anzeichen gegeben. Kreaturen, die nur aus den dunklen Pfründen Dorgaskols stammen konnten, waren entlang des Wildgebirges gesichtet worden. Enze, Bilwisschnitter und Trolle waren aus ihren finsteren Löchern gekrochen und im Reich der Sterblichen aufgetaucht – und natürlich die Erle, die Diener des Bösen von alters her, die zu Tausenden in den dunklen Pfründen von Düsterfels überdauert hatten. Hinter den Kreaturen Dorgaskols jedoch lauerte jene böse Macht, die vor langer Zeit schon einmal versucht hatte, die Welt mit Kälte und Dunkelheit zu überziehen und alles Leben zu vernichten: Muortis.
    Wie alle anderen, die am Ersten Krieg gegen Muortis und sein Heer der Finsternis beteiligt gewesen waren, hatte auch Yvolar den Herrn des Eises besiegt gewähnt; aber dies hatte sich als verhängnisvoller Irrtum erwiesen. Das Wasser des Brunnens Aillagan hatte sich blutrot verfärbt und damit das Unheil angekündigt, und Yvolar hatte seine Zuflucht in den Ruinen von Damasia verlassen, um den Sterblichen beizustehen in diesem letzten, entscheidenden Kampf – von dem die meisten noch nicht einmal etwas ahnten.
    Die Menschen waren träge und konzentrierten sich allein auf ihre Alltagsgeschäfte, ohne sich nur einen Deut um das Land zu scheren, auf dem sie lebten und das ihrer aller Heimat war. Und selbst jene, die erkannt hatten, dass die Welt im Umbruch war, wollten die wahre Ursache nicht erkennen. Sie ertränkten die Wahrheit in Krügen voller Bier, lenkten sich ab, indem sie sich die Wänste vollschlugen, und verschlossen ihre Augen vor der Wirklichkeit. Die Zeit der Mythen ging zu Ende, und es gab kaum noch Menschen, die bereit waren, sich ihnen anzuvertrauen.
    Jedoch, es gab auch Ausnahmen.
    Zwei wackere Gefährten hatte sich Yvolar angeschlossen und ihn auf seinem Weg durch das Wildgebirge und in die Festung der Zwerge begleitet: Zum einen Alphart, ein aufrechter Jägersmann, dessen Bruder von den Erlen ermordet worden war und der ihnen bittere Rache geschworen hatte. Nach außen hin gab er sich wortkarg und abweisend, aber der Druide hatte in sein Inneres geblickt und das wahre Wesen des Wildfängers erkannt; nicht von ungefähr hatte er ihn zu seinem Stellvertreter ernannt, als er den Bund der Gefährten verlassen hatte. Zum anderen Leffel Furr, ein Bauer aus dem Unterland, der seines Ungeschicks und seiner groben Manieren wegen von allen nur der Gilg gerufen wurde; unter seiner Mütze, die er niemals abzunehmen pflegte, arbeitete ein einfacher Verstand – das Herz des Gilg war indes umso größer.
    Gemeinsam waren sie nach Glondwarac gelangt, der Zwergenfeste, die nur wenige Menschen je zu Gesicht bekommen hatten. Ein Blick in den Zauberspiegel des Zwergenkönigs Alwys hatte Yvolar Gewissheit verschafft über das dunkle Wirken Muortis’ und seiner Helfer. Ein Eisdrache hauste in den Höhlen Urgulroths und verpestete die Tiefen der Welt mit kaltem Atem. Das Grundmeer, die Quelle allen Lebens, war dabei zu erstarren, und die Ferner wuchsen von den Bergen herab und drohten die Täler zu ersticken. Nur der Odem eines Feuerdrachen vermochte dem Eis Einhalt zu gebieten, und so waren die Gefährten aufgebrochen, um die Hilfe des Drachen Fyrhack zu erbitten, des Letzten seiner Art, und den Kampf der Elemente

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