Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken
würde auch dort ihren Weg kreuzen, das stand fest. Doch um sich darüber Sorgen und Gedanken zu machen, fand sich später noch Zeit genug …
Nachwort zur französischen Julirevolution
Der Aufruhr, der mit der Bekanntmachung der berüchtigten vier Ordonnanzen in den Straßen von Paris einsetzte und sich innerhalb eines Tages zur Revolution entwickelte, war eine Bewegung der breiten Massen. Von keiner oppositionellen Partei geführt und anfangs auch ohne jegliche Organisation, strömte die Bevölkerung auf die Straßen und räumte sie erst, nachdem sie den Sieg errungen hatte. Der entschlossene Kampf des einfachen, nicht organisierten ›Mannes aus dem Volke‹ gegen Unterdrückung war das Neue an der Julirevolution. Es waren vor allem Arbeiter und Handwerker, kleine Ladenbesitzer und Schankwirte, Lehrjungen und Dienstmädchen sowie eine Anzahl Studenten, die den Sieg erfochten- und mit ihrem Blut dafür bezahlten. Über 3000 Tote forderten die Straßenkämpfe.
Von den Abgeordneten der Opposition ließ sich keiner auf den Barrikaden erblicken. Sie diskutierten in ihren Bürgerhäusern vielmehr darüber, ob man es wagen könne, dem König eine Protestnote zuzustellen, in der sie ihn dazu aufforderten, die Auflösung der gewählten Kammer zurückzunehmen. Erst am 28. Juli fassten sie den ›Mut‹, König Charles eine solche Aufforderung zuzustellen – während in den Straßen schon seit zwei Tagen das Blut floss. Die Autorität des Königs wagten sie jedoch noch immer nicht in Frage zu stellen. Einige führende liberale Köpfe flüchteten sogar aus Angst um ihr Leben aus der Stadt.
Das Blutvergießen hätte schon einen Tag früher sein Ende finden können, hätten die gewählten Volksvertreter ihre Verantwortung ernst genommen. Doch so zogen sich die erbitterten Kämpfe noch bis in den Abend des 29. Juli hin. Erst mit der Eroberung der Kasernen der Schweizer Garde streckten die Söldner des Königs die Waffen.
Das Volk hatte die Revolution zu einem siegreichen Ende geführt. Doch es waren die hasenfüßigen liberalen Politiker, die es um ihre Früchte betrogen. Aus Angst, die konstitutionelle Monarchie könne in Frage gestellt und eine Republik ausgerufen werden, rissen sie das Ruder nun an sich – nachdem die Gefahr für Leib und Leben gebannt war. Zwar musste Charles X. am 2. August abdanken und nach England ins Exil gehen, womit die Herrschaft der Bourbonen ihr Ende fand. Doch an seiner Stelle hievten die Abgeordneten den Herzog von Orleans als den neuen König Louis-Philippe I. auf den Thron.
Um ihn dem Volk schmackhaft zu machen, titulierte man ihn schon auf den ersten Proklamationen als ›Bürgerkönig‹. Der neue König leistete den Treueschwur auf die Verfassung und erfreute sich auch bald einer großen Beliebtheit bei allen Teilen der Bevölkerung. Nüchtern betrachtet, hatte die blutige Revolution somit nur einen Wechsel der Dynastie gebracht – jedoch dem Volk auch eine erste Ahnung von der Macht, die es besaß, wenn es sich einig und entschlossen wusste. Damit begann sich ein neues Bewusstsein der einfachen Klassen zu formen. Darin lag vielleicht der größte Sieg der Revolution.
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