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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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Hand zerrte Rodica mit sich, heraus aus ihrem Traum in die Wirklichkeit.
    »Auf, du kleine Schlampe«, brüllte eine rohe Stimme, die unmöglich ihrer Schwester gehörte. »Los, los, wir machen eine kleine Ausfahrt, zieh dein neues Zeug an, los, los.«
    Verschlafen zog sich Rodica bei Kerzenlicht ihre neuen Sachen an. Viele Kleider besaß sie ohnehin nicht. Die Tragetasche mit dem wenigen, das sie besaß, hatten sie ihr abgenommen, bis auf den Teddy, der steckte in ihrer Hosentasche.
    Kurz nur, auf dem Weg zum Auto, konnte sie die klare Nachtluft einatmen und in den Himmel hinaufsehen. Er war schwarzblau und übersät mit funkelnden Sternen und sah genau so aus, wie das Gewölbe in der kleinen Seitenkapelle ihrer Dorfkirche bemalt war. Den Herrgott konnte sie aber nirgends entdecken. Der schlief wahrscheinlich, denn sonst hätte er dies alles nicht zugelassen, dachte Rodica. Dann wurde sie zusammen mit zwei anderen Mädchen auf die Rückbank eines Autos gestoßen, und die Fahrt begann.
    Rodica kannte die Mädchen nicht, hatte aber seit Tagen wieder und wieder ihre Schreie und ihr Weinen gehört. Sie nannten einander ihre Namen und fragten sich flüsternd, woher sie kamen und ob sie wüssten, warum sie so schlimm geschlagen wurden und was die Männer noch alles von ihnen wollten. Valeska und Doru gingen noch in die Grundschule, also waren sie noch jünger als sie, überlegte Rodica. Was passierte hier? War das die Welt der Erwachsenen, oder waren diese Männer jene bösen Räuber aus den Märchen, an die ausgerechnet sie geraten waren?
    Die Mädchen schluchzten und weinten still. Irgendwann schliefen sie ein, aber es war kein guter Schlaf. Oft schreckten sie auf, aus wirren Träumen und von Angst getrieben.

München
    Frau Dr. Hein entsprach nicht annähernd der Vorstellung, die er sich nach ihrer Stimme von ihr gemacht hatte, konstatierte Walcher. Am ehesten hätte man sie als distinguiert bezeichnen können. Freundlich und sachlich erklärte sie die Ziele des überparteilichen, überkonfessionellen und international tätigen Vereins. Neben der jeweils aktuellen Hilfe für Frauen in Notsituationen konzentrierten sie sich verstärkt auf die Prävention, damit Frauen nicht länger Opfer von Menschenhändlern wurden.
    » SOWID , Solidarity with Women in Distress«, erläuterte sie, »existiert seit dreißig Jahren. Ich bin seit zehn Jahren aktiv dabei und habe zunehmend den Eindruck, dass sich die Situation der Frauen weltweit nicht verbessert, sondern ständig verschlechtert. Und ich spreche nicht nur von jenen Ländern, in denen sich die Rolle der Frau seit dem Mittelalter so gut wie nicht verändert hat.
    Ich mache keinen großen Unterschied, ob ein Mann eine Frau gegen zwei Ziegen eintauscht oder mit einem guten Einkommen lockt. Oder ob die Eltern ihrer Tochter zwei Ziegen mitgeben, damit sie einen Mann bekommt. Letztlich stellt sich die Frage, warum die Frau immer noch als Objekt gehandelt wird. Weil sie während der Kinderaufzucht versorgt sein muss, oder warum? Also dazu braucht sie sicher keinen Mann!«
    Dr. Hein brach ab, fragte Walcher, was er trinken wollte, und holte ihm das gewünschte Wasser.
    »Gut, ich will das jetzt nicht weiter vertiefen, Sie sind sicher nicht gekommen, um von mir einen Vortrag über das Selbstverständnis der Frau zu hören. Bleiben wir bei unserem Vereinsthema: Missbrauch. Millionen offen zugängliche Seiten im Internet finden Sie allein in Deutschland unter den Stichwörtern »Frauen und Sex« oder »Sextourismus« oder »Heiratsvermittlung exotischer Frauen«. Unser ach so zivilisiertes Deutschland unterscheidet sich in der Behandlung der Frau als käufliches Objekt nicht wesentlich von Indien, zum Beispiel.«
    Dr. Hein schüttelte den Kopf und holte tief Luft. Sie stand auf und zog einen Ordner aus dem Regal.
    »Hier habe ich die Zahlen für die Region München und nur von Januar bis Juli dieses Jahres. Über 200 Frauen, die durch diese Tür hier gegangen sind, weil sie in der einen oder anderen Weise Opfer von Männern waren. Nun rechnen Sie diese Zahl mal auf Deutschland hoch. Aber das sind nur die nackten Zahlen. Hier«, sie klappte den Ordner auf, hielt ihn Walcher hin und blätterte, »hier sehen Sie, dass hinter diesen Zahlen Menschen aus Fleisch und Blut stecken, Frauen und Mädchen hauptsächlich, und hie und da ein Junge.«
    Die Aufnahmen ähnelten denen von Unfallopfern oder hätten aus einer gerichtsmedizinischen Sammlung über Folterfolgen stammen können. Platzwunden,

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