Fall bloß nicht auf!
Fälle. Du brauchst es mir nicht zurückgeben. Nimm es ruhig.«
Ich weià nicht, was ich sagen, was ich davon halten soll.
»Danke«, mehr bringe ich nicht zustande.
Sie lächelt mich kurz an, dann beugt sie sich zur Kerze. Der Schein der Flamme flackert über ihr Gesicht.
»Soll ich jemanden anrufen und Bescheid geben, wo du bist?«
»Wie wollen Sie jemanden anrufen ohne Telefon im Haus?«
»Woher weiÃt du, dass ich kein Telefon im Haus habe?«
»Vom Sehen.«
»Du hast nicht alle Zimmer gesehen.«
»Ich hab durch die offenen Türen geguckt.«
»Durch alle?«
»Ja.«
»Davon hab ich nichts bemerkt.«
»Warum sollten Sie? Ich halte immer die Augen offen, mir entgeht nichts.«
Das muss ich auch, Bigeyes, verstehst du? Die Bullen hätten mich sonst zigmal verprügelt.
Sie beobachtet mich im Kerzenschein.
»Bist ein richtiger Ãberlebenskünstler, was?«, sagt sie.
Buffy rückt von mir ab. Die Stimmung schlägt wieder um. Ich bin wieder gefährlich und es ist klar, auf welcher Seite Buffy steht.
Ich schaue Mary an.
»Ich habe auf dem Weg in die Küche in die Zimmer geguckt. Sie sind vorangegangen, da konnte ich unbemerkt durch die offenen Türen schauen.«
»Und da war kein Telefon?«
»Ja.«
»Was hast du noch gesehen?«
»Sachen, die nicht zu einer älteren Frau gehören.«
»Was zum Beispiel?«
»Eine Modelleisenbahn.«
»Die gehört meinem Enkel.«
»Sie haben keinen Enkel.«
»Woher weiÃt du das?«
»Ich weià es eben. Ich merke immer, wenn mich jemand verarschen will.«
»Wie meinst du das?«
»Das können Sie sich doch selbst denken.«
Sie rückt von der Flamme weg, aber das Kerzenlicht spielt immer noch über ihr Gesicht. Plötzlich runzelt sie die Stirn.
»Du bist sehr schlau. Und du hast recht mit dem Telefon. Das Haus hat keinen Telefonanschluss. Aber du kannst nicht wissen, dass ich kein Handy habe.
»Doch, das weià ich.«
»Kannst du nicht. Du hast nicht in meine Handtasche geschaut.« Sie zuckt zusammen. »Oder etwa doch?«
Ich zögere absichtlich mit der Antwort. »Nein, ich habe nicht in Ihrer Handtasche gekramt. Das brauche ich gar nicht. Ich weià auch so, dass Sie kein Handy haben.«
»Ist das Instinkt? Oder bist du Hellseher?«
Ihre Stimme hat jetzt einen harten Unterton.
»Nennen Sie es, wie Sie wollen«, sage ich.
Sie schaut in die Flamme. Ich rieche den Duft der beiden Kerzen. Die eine riecht nach Zitrone, die andere nach Lavendel. Sie spricht wieder.
»Warum sollte ich denn anbieten, für dich zu telefonieren, wenn ich weiÃ, dass ich gar nicht die Möglichkeit dazu habe?«
Ich antworte nicht. Ich schaue Buffy an. Sie ist ganz angespannt, als wollte sie im nächsten Augenblick zubeiÃen. Ich muss hier weg. Irgendetwas stimmt mit dieser Oma nicht. Sie hat mir aus der Klemme geholfen und vermutlich ist sie harmlos, aber trotzdem vertraue ich ihr nicht. AuÃerdem kenne ich Orte, wo ich hingehen kann. Hier bleibe ich nicht.
»Ich wollte zur Telefonzelle gehen. Gleich unten am Treidelpfad steht eine.«
»Ich weiÃ.«
»Die wollte ich benutzen.«
»Die ist aber kaputt.«
»Ach.«
Sie macht ein überraschtes Gesicht und zum ersten Mal glaube ich ihr fast. Trotzdem muss ich weg. Irgendwas stimmt hier nicht. Buffy zittert, lässt mich nicht aus den Augen. Auch Mary beobachtet mich.
Ich stehe auf.
»Ich muss gehen.«
»Na gut.«
»Danke für die Kleidung.«
»Schon gut. Probier auch die anderen Sachen an.«
Ich schnalle den Gürtel um, ziehe Schuhe und die Jacke an.
»Passt alles?«, will sie wissen.
»Passt.«
Ich nehme den Umschlag in die Hand, schaue hinein. Hundert Eier.
»Sehr groÃzügig.«
»Kein Problem.«
»Ich brauche es nicht.«
»Du kannst hundert Pfund nicht gebrauchen?«
»Ich wüsste schon, was ich damit machen würde, aber ich brauche es nicht.«
»Schwimmst du in Geld?«
»Ich muss gehen.«
»Wie du willst.«
Ich lege den Umschlag wieder auf den Tisch. Buffy fletscht die Zähne.
»Ruhig, ruhig«, sagt Mary.
Erst nach einem Moment merke ich, dass sie nicht mit dem Hund redet.
»Was meinten Sie denn, was ich tun würde?«, frage ich sie.
»Ich weià es nicht.« Die alte Frau sieht mich eingehend an. »Deswegen
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