Fall Der Götter
insbesondere nicht seit den Ereignissen, die sich während der Besatzung des Dominion auf der Station abgespielt hatten –, aber vielleicht war Kira wütend, weil sie glaubte, seine Liebe zu ihr habe durch das, was er und die Gründerin getan hatten, irgendwie an Wert verloren, sei geringer geworden.
»Odo«, sagte Kira, die Stimme voller Emotionen: Frustration, Enttäuschung, sogar eine Art Sehnsucht. Sie ließ die Hand sinken und drehte sich um. Dabei flog der Saum ihres Kleides kurz hoch und umspielte ihre Knie. Die Bewegung hatte etwas derart Graziles, dass sie Odos Gefühle erneut aufwallen ließ. »Es tut mir leid«, setzte Kira an. »Ich habe kein Recht …« Sie sah zu Boden und verstummte mitten im Satz.
»Nein, schon in Ordnung«, beschwichtigte er. »Ich möchte es dir erklären.«
Sie hob den Blick wieder. »Nein«, sagte sie, »das ist nicht nötig.«
»Ob es das ist oder nicht, weiß ich nicht«, erwiderte er, »aber ich will es.« Er deutete auf den Waschtisch und den kleinen Stuhl, auf dem sie während ihres Gesprächs gesessen hatte. »Bitte komm wieder her.«
Sie nickte, trat zu ihm und nahm erneut Platz. Er wandte sich zur Tür, bediente die Kontrollen an ihrer Seite und schloss sie wieder. Dann drehte er sich um, setzte sich aber nicht. »Ich …«, begann er und suchte nach der besten Art, seine Liaison mit der Gründerin zu umschreiben. »Ich … ‚schlief‘ … mit der Gründerin«, stammelte er, unzufrieden mit dem Euphemismus. »Aber nicht, damit sie und ich einander näherkamen oder etwas Besonderes miteinander teilten, sondern damit sie verstand, was die Sol…« Er zögerte, formulierte das Satzende neu: »Damit sie lernte, die Humanoiden zu verstehen.«
»Die
Solids
«, betonte Kira das Wort, das er hatte vermeiden wollen.
Odo nickte zustimmend. »Ich meine das nicht abwertend. Das Wort dient schlicht der Unterscheidung zwischen Wechselbälgern und denen, die nicht zur Formwandlung fähig sind.«
»Aber genau das ist der Punkt«, sagte Kira. »Ich habe keinerlei Absichten, zwischen uns zu unterscheiden. Du bist mein Freund. Welcher Spezies du angehörst, spielt für mich keine Rolle.«
»Für mich auch nicht«, erklärte Odo. »Das wollte ich der Gründerin deutlich machen … meine Beziehungen zu den Humanoiden, meine Nähe zu einigen von ihnen. Sie verstand nicht, wie ich derartige Gefühle haben konnte.« Odo hielt inne, um die Worte, die er als Nächstes sagen würde, zu verdeutlichen. »Du sollst wissen, dass es bei meiner … Erfahrung … mit der Gründerin nicht um Intimität ging, nicht mit ihr. Ich wollte sie verstehen lassen, was humanoide Beziehungen ausmacht, damit sie begreift, warum mir diese so viel bedeuten.«
»Schätze, das hat nicht funktioniert«, bemerkte Kira mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme.
»Nein, hat es nicht«, stimmte Odo zu. »Stattdessen bedauerte sie die Humanoiden für ihre Unfähigkeit, sich zu verbinden, und für die innere Isolation, die ihren Beziehungen innewohne. Ich glaube, sie hielt die Wechselbälger danach noch mehr für überlegene Wesen als zuvor.«
Kira lachte kurz und humorlos. »Was hast du erwartet?«
»Etwas anderes«, antwortete Odo sofort. Er setzte sich wieder auf die Kiste. »Ich hatte erwartet, ihr zeigen zu können, welchen Spaß Humanoide miteinander haben. Sie sollte begreifen, dass wir Gründer diese Freuden ebenfalls erleben können, wenn auch nicht ganz auf dieselbe Weise.« Odo und Kira waren nie romantisch liiert gewesen, doch hatte Odo einst eine Beziehung mit einer Frau namens Arissa geführt. »Die Gründerin sollte verstehen, was mich als Individuum … ausfüllt. So wie sie mir zeigte, was die Leben der Wechselbälger erfüllte. Meine Beziehungen zu den Humanoiden … zu dir, beispielsweise … sind wichtige Bestandteile meines Lebens. Ich brauche sie.« Er verstummte, unsicher, ob seine Worte seine Gefühle vermitteln konnten. Er beugte sich vor und stemmte die Hände auf seine Knie. »Verstehst du?«, fragte er.
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Kira.
»Was erfüllt dich?«, hakte er nach. »Was hilft dir durchs Leben? Was ist für dich unverzichtbar?«
»Ich verbrachte den Großteil meines Lebens unter der Knute der Cardassianer«, entgegnete sie. »Ich kann auf vieles verzichten.«
»Das weiß ich«, bestätigte er und lehnte sich zurück, gab ihr Raum für ihre Erinnerungen. »Aber ohne was würdest du nicht leben können?« Er ahnte ihre Antwort schon: den Glauben an die
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