Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Verkaufsangebote von Grundstücken oder Häusern reagieren. Inspektionen delegieren. Pisswettbewerbe zwischen Subunternehmern beilegen und Gebote annehmen oder ablehnen.
Haufenweise Blödsinn zu erledigen.
Doch zu seinem Leidwesen wollte er offenbar lieber wie ein Hündchen hier warten, bis Marie-Terese wieder herauskam.
Erbärmlich.
Widerstrebend fuhr Vin los, ließ das Iron Mask hinter sich und steuerte auf die Hochhäuser am Fluss zu. Das Gebäude, in dem sich seine Büros befanden, war eines der neuesten und höchsten in der Stadt. Dort angekommen, zog er seine Chipkarte durch und fuhr in die Tiefgarage. Er parkte seinen Wagen auf dem für ihn reservierten Platz und fuhr mit dem Aufzug hoch, vorbei an Anwaltskanzleien, Wirtschaftsprüfern und internationalen Versicherungen.
Das Dingdong für den dreiundvierzigsten Stock erklang, die Türen glitten auf, und Vin stieg aus und schlenderte am Empfangstresen vorbei. Hoch oben an der tiefschwarzen Wand prangte in goldenen Lettern und von unten beleuchtet der Name seines Unternehmens: DiPietro Group .
Group , Gruppe. Was für eine Lüge. Auch wenn etwa zwanzig Angestellte hier ihre Schreibtische hatten und wöchentlich Hunderte von Subunternehmern und Bauarbeitern auf seiner Gehaltsliste standen - es gab ihn, Vin diPietro, und das war’s.
Über den flauschigen schwarzen Teppich lief er zu seinem Büro, mit jedem Schritt fühlte er sich stärker. Von diesen Dingen hier verstand er etwas, das hatte er unter Kontrolle … Er hatte diese ganze Riesenfirma aus dem Nichts aufgebaut, genau wie er seine Häuser baute, Stein auf Stein, bis sie größer und besser waren als alles Vergleichbare.
In seinem Eckbüro knipste er das Licht an, und die Vertäfelung aus edlem Tigerwood, das er höchstpersönlich handverlesen hatte, leuchtete wie Sonnenschein. Mitten auf seinem schwarzen Schreibtisch lag ein großer brauner Umschlag, und er dachte sich, ah ja, Tom Williams arbeitete genauso hart wie er selbst.
Vin setzte sich und öffnete den Umschlag. Zum Vorschein kamen der gefaltete Erschließungs- sowie der genehmigte Parzellierungsplan für die einhundertzwanzig Hektar Grund, die er kürzlich erworben hatte. Das Projekt, das ehemals einzelne Bauernhöfe zusammenschloss, würde ein Meisterwerk werden - einhundertfünfzig Luxushäuser in einer Gegend in Connecticut, die momentan noch ein Pferdeacker war. Das Ziel lautete, Pendler nach Stamford anzuziehen, welche bereitwillig fünfundvierzig Minuten zur Arbeit fahren würden, um zu residieren wie alter Landadel.
Die Abriss- und Bauarbeiten würden beginnen, sobald die Angebote der Subunternehmer im gewünschten Bereich lagen. Das Land war einwandfrei, der Grundwasserspiegel so, dass die Eigentümer nicht zu befürchten brauchten, ihre Weinkeller müssten jeden Frühling ein Bad nehmen. Die Abwasser-, Stromund Wasserversorgung würde durch alle drei Grundstücksabschnitte über ein ineinander verzahntes, unterirdisches System geleitet werden. Wie bei seinem eigenen Grundstück am Fluss würde er als Erstes die alten Bauernhäuser und Scheunen abreißen, aber er hatte vor, die alten, früher der Markierung dienenden, niedrigen Steinmauern stehen zu lassen, um etwas von der Atmosphäre zu bewahren - vorausgesetzt, sie standen nicht im Weg.
Er hatte ein gutes Gefühl bei der Sache, besonders bei dem Preis, für den er alles bekommen hatte. Die Zeiten waren schwer, und seine Angebote mehr als fair. Außerdem hatte er Tom vorgeschickt, um mit den Maklern vor Ort zu verhandeln, weshalb die armen Teufel nicht den Hauch einer Chance gehabt hatten.
Tom war sein milchgesichtiger Killer. Der Bursche war ein Harvard-Absolvent mit einem eisernen Willen - der zufällig aussah wie zwölf. Der süße, brave Tom hatte kein Problem damit, als Umweltschützer aufzutreten und nicht einklagbare, heuchlerische Beteuerungen abzugeben, das Land konservieren zu wollen, welches in Wirklichkeit bebaut würde, sobald Vin es erst besaß.
Zumindest hatte Tom inzwischen kein Problem mehr damit. Anfangs hatte Vin ihn etwas coachen müssen, doch sobald richtig Geld floss, hatte der gute Tom sich eingenordet, und zwar gründlich.
Inzwischen hatten sie ihre Show so oft abgezogen, dass sie reine Routine war; Tom trat auf und wickelte die potenziellen Verkäufer mit Ökocharme ein, während Vin das Geld auftrieb und die Genehmigungen und Verträge klarmachte. Exakt auf diesem Wege hatten sie das Ufergrundstück am Hudson abgegriffen, auf dem Vin wohnen
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