Fallen Angels 01 - Die Ankunft
geklebt bekommen wollte.
Resigniert nahm sie das Handy vom Ohr und legte den Daumen auf die rote Taste …
»Hallo?«, ertönte da eine männliche Stimme.
Hektisch riss sie das Telefon wieder hoch. »Hallo? Äh … ich wollte Mr diPietro …«
»Marie-Terese?«
Auweia, diese tiefe Stimme war gefährlich. Vor lauter Verwirrung hätte sie beinahe gesagt: Nein, hier ist Gretchen . »Äh, ja. Ich wollte Sie nicht stören …«
»Aber nicht doch. Ich freue mich, dass Sie anrufen. Ist irgendwas?«
Sie runzelte die Stirn und setzte den Blinker. »Nein, nein. Ich wollte Ihnen nur sagen …«
»Wo sind Sie denn? Immer noch im Club?«
»Ich bin gerade von dort weggefahren.«
»Haben Sie schon gefrühstückt?«
»Nein.« Oh mein Gott.
»Kennen Sie das Riverside Diner?«
»Ja.«
»Wir treffen uns dort in zehn Minuten. Dann können wir uns unterhalten.«
Sie schielte auf die Uhr im Armaturenbrett. Die Babysitterin würde bis Mittag bleiben, insofern war reichlich Zeit, aber sie sollte sich gut überlegen, welche Tür sie da aufstieß. Am liebsten wollte sie vor Vin wegrennen, weil er zu gutaussehend und zu sehr ihr Typ und sie eine Idiotin war, wenn sie nicht aus ihrer Vergangenheit lernte.
Doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie flüchten konnte. Jederzeit. Großer Gott, sie war sowieso schon drauf und dran, sich ganz aus Caldwell zu verabschieden.
Er kommt dich holen …
Im Endeffekt überzeugte sie die Erinnerung an seine Worte, sich doch auf ein Treffen einzulassen. Mal abgesehen von seiner Anziehungskraft auf sie, wollte sie ganz einfach wissen, was er gesehen und warum er diese Dinge gesagt hatte.
»In Ordnung, bis gleich.« Sie beendete das Gespräch, setzte den Blinker und machte sich auf den Weg zu einem der klassischen Wahrzeichen Caldwells.
Das Riverside Diner lag nur drei Kilometer entfernt und so dicht am Ufer des Hudson, wie es nur ging, ohne es direkt an Bojen zu verankern und in der Strömung treiben zu lassen. Der ehemalige Speisewagen war in den Fünfzigern auf Klötze geschoben worden, noch vor der neuen Umweltschutzgesetzgebung, und im Inneren war absolut alles noch original, von den Kunstleder-Drehstühlen vor der Resopaltheke über die Jukebox bis hin zu der altmodischen Getränkezapfanlage, an der die Kellnerinnen heute noch die Cola für Kunden ausschenkten.
Sie war ein oder zwei Mal mit Robbie dort gewesen. Ihm schmeckte der Kuchen da so gut.
Als Marie-Terese hereinkam, entdeckte sie diPietro sofort. Er saß am letzten Tisch links, mit dem Gesicht zur Tür, und er stand auf, sobald sich ihre Blicke trafen.
Selbst mit dem Veilchen, dem blauen Fleck auf der Wange und der angeschwollenen Unterlippe war er umwerfend sexy.
Auf dem Weg durch das Lokal wünschte sie sich, sie hätte eine Schwäche für Buchhalter oder Fußpfleger oder Schachspieler. Blumenhändler, wenn es sein musste.
»Hi«, begrüßte sie ihn und setzte sich.
Auf dem Tisch lagen zwei Speisekarten neben zwei Papierservietten mit Edelstahlbesteck und zwei dicken Keramikbechern.
Alles war so bodenständig, anheimelnd, reizend. Und in seinem schwarzen Kaschmirpullover und der karamellfarbenen Lederjacke sah Vin aus, als gehörte er eigentlich in eine moderne Edel-Lounge.
»Hi.« Langsam ließ er sich auf seine Bank sinken, den Blick unverwandt auf sie gerichtet. »Kaffee?«
»Ja, bitte.«
Er hob die Hand, und eine Kellnerin in roter Schürze und rotweißer Uniform kam an den Tisch.
»Zwei Kaffee - danke.« Als die Frau wieder gegangen war, tippte Vin mit dem Finger auf seine rotweiße Speisekarte. »Ich hoffe, Sie haben Hunger?«
Schweigend klappte Marie-Terese ihre Karte auf und las sich das Angebot durch. Jedes Gericht, dachte sie, würde prima zu einem typischen Picknick anlässlich des amerikanischen Unabhängigkeitstages passen. Okay, das Frühstücksmenü vielleicht nicht unbedingt, aber in dieser Sorte Lokal kam »Salat« nur in Zusammensetzung mit Worten wie »Geflügel«, »Kartoffel«, »Eier« oder »Nudel« vor, und Kopfsalat war ausschließlich für Sandwiches bestimmt.
Offen gestanden: herrlich.
»Ist was für Sie dabei?«, erkundigte Vin sich.
Sie ließ die Gelegenheit, ihn über den Tisch hinweg anzusehen, verstreichen. »Ich bin im Allgemeinen keine große Esserin. Fürs Erste bleibe ich beim Kaffee.«
Die Kellnerin kam mit der Kanne zurück und goss ihnen ein. »Wissen Sie schon, was Sie wollen?«
»Sind Sie sicher, dass Sie nichts essen wollen?«, fragte Vin Marie-Terese. Auf ihr Nicken
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