Fallen Angels 01 - Die Ankunft
blickte zu Trez auf. »Woher willst du wissen …«
»Hör auf, dir Gedanken zu machen, und vertrau mir. In Bezug auf dich ist das Herz dieses Mannes nicht finster.«
Aus allem, was sie durchgemacht hatte, hatte Marie-Terese gelernt, sich nicht einfach auf irgendetwas zu verlassen, das man ihr sagte. Auf was sie ausschließlich hörte, war das Frühwarnsystem mitten in ihrer Brust - und als sie Trez nun direkt in die Augen blickte, blieben ihre inneren Alarmglocken mucksmäuschenstill: Er wusste ganz genau, wovon er sprach. Woher, war ihr ein Rätsel, aber er hatte seine Mittel und Wege, wie man so schön sagte … Mittel und Wege, um Dinge herauszufinden, Probleme zu lösen und Angelegenheiten zu regeln.
Also ja, die Polizei würde nichts erfahren, was er nicht wollte. Und Vin hatte diese beiden Jungs nicht getötet.
Leider verschafften ihr diese beiden Überzeugungen nur ein gewisses Maß an Erleichterung.
Er kommt dich holen …
Trez schloss die Autotür für sie auf und gab ihr dann den Schlüssel zurück. »Ich möchte, dass du dir heute Nacht freinimmst. Das alles ist ganz schön harter Tobak.«
Marie-Terese stieg ein, doch bevor sie den Motor anließ, hob sie den Kopf und sprach ihre größte Furcht aus: »Trez, was ist, wenn diese Morde etwas mit mir zu tun haben? Was, wenn jemand gesehen hat, dass sie mich belästigt haben, jemand außer Vin? Was, wenn … sie meinetwegen getötet wurden?«
Der Blick ihres Chefs wurde scharf, als wüsste er über all das Bescheid, was sie ihm nie erzählt hatte. »Wen kennst du, der so etwas tun würde?«
Er kommt dich holen …
Mein Gott. Trez wusste von Mark. Musste von ihm wissen. Und doch zwang sich Marie-Terese zu antworten: »Niemanden. Ich kenne niemanden, der so etwas tun würde.«
Trez verengte die Augen, als gefiele ihm die Lüge nicht, aber er wäre bereit, sie hinzunehmen. »Falls du dir die Antwort noch mal anders überlegst, kannst du immer zu mir kommen. Und selbst wenn du beschließt, die Stadt zu verlassen, muss ich wissen, ob das der Grund dafür ist.«
»Okay«, hörte sie sich sagen.
»Gut.«
»Trotzdem bin ich heute Abend um zehn Uhr wieder hier.« Sie zog sich den Gurt über die Brust. »Ich muss arbeiten.«
»Ich werde mich nicht mit dir streiten, aber ich bin anderer Meinung. Vergiss nur nicht, wenn du deinen Vin siehst, ihm zu sagen, dass ich ihm den Rücken freihalte.«
»Er ist nicht mein Vin.«
»Genau. Fahr vorsichtig.«
Marie-Terese zog die Tür zu, wendete den Camry und fuhr los. Auf der Trade Street steckte sie die Hand in die Tasche ihrer Jacke.
Vin diPietros Visitenkarte war noch genau da, wo Marie-Terese sie hingesteckt hatte, nachdem sie sie beim Ausmisten ihrer schwarzen Tasche gefunden hatte. Sie musste daran denken, wie er sie heute Morgen mit seinem ramponierten Gesicht und seinen klugen, besorgten Augen angesehen hatte.
Komisches Gefühl, dass sie mehr Angst vor dem hatte, was er wissen, als vor dem, was er sein könnte.
Die Sache war die - sie war eher der Scully-Typ, sie glaubte nicht an diesen ganzen Akte-X-Kram. Und sie glaubte auch nicht an Horoskope, geschweige denn … geschweige denn an irgendetwas, das einen ausgewachsenen Mann in eine Art Sender oder Kanal verwandelte … oder was auch immer. Also, wie dem auch sei: An so was glaubte sie nicht.
Zumindest normalerweise.
Nachdem sie allerdings den Großteil der Nacht damit verbracht hatte, die Szene, die sich vor dem Schminkspiegel im Umkleideraum abgespielt hatte, immer wieder in ihrem Kopf abzuspulen, fragte sie sich ernstlich, ob möglicherweise etwas real sein konnte, an das man gar nicht glaubte: Er war während seiner Trance völlig verängstigt gewesen, und falls das vorhin keine oscarreife Show gewesen war, dann hatte er ehrlich keinen blassen Schimmer, was er zu ihr gesagt hatte, und machte sich aufrichtig Sorgen, was es bedeutete.
Sie zog ihr Handy aus der Tasche und tippte die Nummer ganz unten von der Karte ein, neben der nicht »mobil« oder »fax« stand. Als es läutete, fiel ihr ein, dass ja Samstag war, und falls dies seine Büronummer war, dann würde sie nur den AB erreichen. Was sollte sie sagen?
Hallo, ich bin die Prostituierte, der Mr diPietro gestern Nacht aus der Patsche geholfen hat, und ich wollte ihm nur mitteilen, dass mein Zuhälter sich um alles kümmern wird. Er braucht sich um die zwei Leichen hinter der Disco keine Gedanken zu machen.
Perfekt. Genau die Art von Post-it, die man von seiner Sekretärin auf den Tisch
Weitere Kostenlose Bücher