Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Parkplatz an. Am Ende der kleinen Seitenstraße hielt er an. Da hinten standen zwei weitere Streifenwagen, und einen Häuserblock weiter hing gelbes Absperrband zwischen zwei Gebäuden.
Also hier hatten die Morde stattgefunden.
Beim Klang einer Hupe sah er in den Rückspiegel. Hinter ihm stand ein dunkelroter Toyota Camry … und Marie-Terese saß am Steuer.
Er nahm den Gang heraus, zog die Handbremse an und stieg aus. Während er zu ihrem Wagen lief, kurbelte sie das Fenster herunter - was er als gutes Zeichen wertete.
Wow , sie gefiel ihm mit ihrem Pferdeschwanz, dem schlichten roten Rolli und der Jeans. Ohne das ganze Make-up war sie wirklich schön, und als er sich in den Wagen lehnte, roch er frische Wäsche, die wie Sonne in der Nase kitzelte.
Vin atmete tief ein und spürte, wie seine Schultern sich lockerten - zum ersten Mal seit … klar, als könnte er sich daran noch erinnern.
»Haben die Sie auch angerufen?«, fragte sie ihn.
Er riss sich aus seinen Gedanken. »Die Polizei? Noch nicht. Werden Sie jetzt gleich befragt?«
Sie nickte. »Trez hat mich vor einer halben Stunde angerufen. Ich hatte Glück, so schnell einen Babysitter zu finden.«
Babysitter? Sein Blick schnellte zum Lenkrad, auf dem ihre Hände lagen. Kein Ehering, aber vielleicht hatte sie einen Freund … Obwohl, was für ein Mann würde seine Frau das tun lassen, was sie jede Nacht tat? Wenn sie seine Freundin wäre, würde Vin lieber selbst auf den Strich gehen.
Was ihn wiederum ins Grübeln brachte: Wie würde sie die unvermeidliche Frage der Polizei umgehen, was für eine Funktion sie in dem Club ausübte?
»Wenn Sie einen Anwalt brauchen - ich kenne ein paar gute.« Heute warf er ja mit Anwälten nur so um sich. »Vielleicht sollten Sie sich lieber erst einen suchen, bevor Sie mit der Polizei reden, in Anbetracht Ihrer …«
»Ich komm schon klar. Trez macht sich keine Sorgen, und solange mache ich mir auch keine.«
Ihr unsteter Blick verriet ihm, dass sie längst einen Plan B hatte, und man brauchte kein Einstein zu sein, um dahinterzukommen, wie der aussah. Mit Sicherheit würde sie einfach verschwinden, wenn die Lage hier zu heiß wurde, und aus irgendeinem Grund erschreckte ihn das zu Tode.
»Ich muss los.« Sie deutete mit dem Kopf auf seinen Wagen. »Sie blockieren die Einfahrt zum Parkplatz.«
»Ach so. Klar.« Er zögerte noch.
Die Frage, die er ihr stellen musste, steckte ihm in der Kehle fest, gebremst von der Überzeugung »Nicht jetzt, nicht hier« und gleichzeitig angestachelt von einem drängenden »Wann denn dann?«.
»Ich muss wirklich los«, sagte sie.
»Was habe ich vergangene Nacht zu Ihnen gesagt? In dem Umkleideraum, als ich, Sie wissen schon …« Sie erbleichte, und er hätte sich am liebsten geohrfeigt. »Ich meine …«
»Tut mir leid, aber ich hab jetzt wirklich keine Zeit mehr.«
Mist, er hätte nicht davon anfangen sollen.
In sich hinein fluchend, nickte er und klopfte zum Abschied einmal sachte mit der Faust aufs Dach. Zurück in seinem M6 legte er den Gang ein, löste die Handbremse und fuhr beiseite. Ganz langsam wendete er auf dem Parkplatz, während sie ihr Auto vor dem Club parkte und ausstieg.
Trez öffnete die Tür, noch bevor Marie-Terese sie erreicht hatte, und sah sich dann überall um, als passte er auf sie auf. Als sein Blick den M6 streifte, nickte er knapp, so als hätte er die ganze Zeit gewusst, dass Vin dort stand. Ganz plötzlich spürte Vin ein Stechen in den Schläfen. In seinem Kopf baute sich ein Druck auf, als drängte etwas hinein, und schlagartig zerstoben seine Gedanken wie ein Deck Karten, das man vom Tisch schubste, flatterten in alle Richtungen davon, verstreuten sich, manche landeten mit dem Bild nach oben, manche mit dem Bild nach unten.
So schnell, wie es begann, war es auch schon wieder vorbei. Sein Verstand war wieder aufgeräumt, alles vom Ass bis hin zum Joker in bester Ordnung.
Während er die Schultern hochzog und sich den Kopf rieb, lächelte Trez verkniffen und sagte etwas zu Marie-Terese, woraufhin sie über die Schulter hinweg den BMW betrachtete. Sie winkte noch kurz, dann gingen beide hinein, und die Tür schloss sich hinter ihnen.
Es begann zu regnen, automatisch schalteten sich Vins Scheibenwischer an, strichen auf und ab, auf und ab.
Sein Firmenbüro lag nicht weit von hier, nur fünf Minuten, und dort gab es reichlich Arbeit: Architektenentwürfe begutachten. Genehmigungsanträge vor der Einreichung prüfen. Auf Kauf- und
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