Fallen Angels 02 - Der Dämon
nicht in die Hände zu fallen. Und er hat keinen Anreiz, die Seiten zu wechseln.«
»Er ist allein. Er hat kein Geld. Und Menschen können ziemlich schnell verzweifeln.«
»Vergiss es. Er hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen, und er wird abtauchen.«
Matthias' Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. »Und woher willst du das wissen? Ach, Moment, du hast ihn ja schon gefunden, stimmf s?«
»Du kannst ihn gehen lassen. Du hast die Macht dazu ...«
»Nein, die habe ich nicht!«
Dieser Ausbruch kam unvermittelt, und während die Worte genauso verhallten wie vorher die Schüsse, sah Jim sich unwillkürlich im Raum um, wie um sich zu vergewissern, dass er richtig gehört hatte. Matthias war allmächtig. War er immer gewesen. Und nicht nur in seinen eigenen Augen.
Verdammt, der Mistkerl besaß genug Schlagkraft, um das Oval Office in ein Mausoleum zu verwandeln.
Jetzt war es an Matthias, sich über den Leichnam zu beugen. »Es ist mir scheißegal, was du von mir hältst oder wie dein innerer Fernsehprediger sich diese ganze Situation zurechtgelegt hat. Es geht nicht darum, was ich will ... sondern um das, was ich zu tun gezwungen bin.«
»Unschuldige Menschen sind gestorben.«
»Um die Bösen zu erwischen! Mensch, Jim, diese Heulerei ausgerechnet von dir ist lächerlich. Jeden Tag sterben gute Menschen, und du kannst es nicht verhindern. Ich bin einfach nur eine andere Sorte Bus, die sie über den Haufen fährt - wenigstens verfolge ich einen höheren Zweck.«
Jim spürte Wut in sich aufsteigen - doch als er über alles nachdachte, verebbte das Gefühl zu etwas anderem. Traurigkeit vielleicht.
»Ich hätte dich damals in der Wüste sterben lassen sollen.«
»Genau darum hatte ich dich gebeten.« Wieder griff Matthias nach seinem linken Arm und drückte die Finger hinein, als hätte ihm jemand einen Magenschwinger versetzt. »Du hättest meinem Befehl folgen und mich dort lassen sollen.«
So hohl, dachte Jim. Die Worte waren so hohl und tot. Als ginge es um einen völlig anderen Menschen.
Zu tun gezwungen ... Der Kerl war bereit gewesen, sich selbst zu töten, nur um herauszukommen. Aber Devina hatte ihn zurückgeholt; da war Jim sich ganz sicher. Diese Dämonin und ihre tausend Gesichter sowie ihre zahllosen Lügen waren hier am Werk. Es musste so sein. Und ihre Manipulationen hatten den perfekten Rahmen für die Schlacht um lsaac geschaffen: Der Soldat hatte Böses getan, aber er versuchte, noch einmal neu anzufangen, und das hier war sein Scheideweg, dieses Tauziehen zwischen Jim und Matthias um seine unmittelbare Zukunft.
Jetzt schüttelte Jim den Kopf. »Ich lasse nicht zu, dass du lsaac Rothes Leben auslöschst. Das kann ich nicht. Du behauptest, du würdest für einen höheren Zweck arbeiten - das gilt für mich auch. Wenn du diesen Mann tötest, hat die Menschheit mehr als einen Unschuldigen verloren.«
»Ach, komm schon. Er ist nicht unschuldig. Seine Hände triefen genauso vor Blut wie deine und meine. Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber du solltest die Vergangenheit nicht romantisieren. Du weißt ganz genau, was er getan hat.«
Bilder toter Männer blitzten vor Jims geistigem Auge auf: Stichwunden, Schusswunden, tropfende Gesichter und zerknautschte Körper. Und das waren nur die unschönen Fälle. Die Kandidaten, die erstickt oder vergiftet worden waren, waren einfach nur grau und tot gewesen.
»lsaac will raus. Er will aufhören. Seine Seele sucht verzweifelt nach einem anderen Weg, und ich werde ihn auf diesen bringen.«
Matthias krümmte sich und rieb sich erneut den linken Arm. »Will, will - das ist doch alles für den Arsch.«
»Ich bringe dich um«, sagte Jim schlicht. »Im Ernstfall bringe ich dich um.«
»Bitte, wenn es dir Freude macht. Um dich selbst zu zitieren: Mach's doch einfach jetzt gleich.«
Wieder musste Jim den Kopf schütteln. »Im Gegensatz zu dir drücke ich nur ab, wenn ich unbedingt muss.«
»Manchmal ist es das Schlauste, dem Showdown zuvorzukommen, Jimmy.«
Sein alter Spitzname versetzte ihn kurz in die Vergangenheit zurück, in ihre Grundausbildung, als er sich mit Matthias ein Stockbett teilte. Damals war der Bursche kalt und berechnend gewesen ... aber nicht durch und durch böse. Jim gegenüber war er so loyal gewesen, wie es in Anbetracht ihrer Situation nur möglich war. Im Laufe der Jahre allerdings war jede Spur dieses begrenzten Fitzels Menschlichkeit verlorengegangen - bis der Körper des Mannes nun genauso übel zugerichtet und kaputt
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