Fallen Angels 02 - Der Dämon
ein Irrer. »Ich bin dein schlimmster Alptraum: Jemand, dem du nichts tun, den du nicht kontrollieren und den du nicht töten kannst.«
Wie in Zeitlupe schüttelte Matthias den Kopf hin und her. »Das ist nicht richtig.«
»lsaac Rothe. Du lässt ihn gehen.«
»Das kann ich nicht ...« Matthias benutzte Jims Jacke als Gegengewicht, als er sich zur Seite schob und die Wand inspizierte, die oberflächlich angekratzt war. »Das ist nicht richtig.«
Plötzlich ergriff Jim Matthias' Faust und drückte sie fest zusammen. Er spürte, wie die Knochen gequetscht wurden. »Weißt du noch, was du den Leuten immer sagst?«
Matthias' Auge richtete sich wieder auf Jims Gesicht. »Was ... bist ... du?«
Jim riss ihn dicht an sich, bis ihre Nasen nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. »Du sagst den Leuten immer, dass es niemanden gibt, den du dir nicht schnappen kannst. Keinen Ort gibt, an dem du jemanden nicht finden kannst. Nichts, was du nicht mit ihm machen kannst. Tja, das kann ich hiermit nur zurückgeben. Lass lsaac in Ruhe, und ich werde dir das Leben nicht zur Hölle machen.«
Matthias starrte ihm unverwandt in die Augen, forschte, suchte nach Information. Gott, das war so cool. Endlich war der Mann, der alle Antworten hatte, total durch den Wind und zappelte hilflos am Haken.
Wäre Jim noch am Leben gewesen, hätte er ein Foto von der blöden Fresse gemacht und sich einen Kalender draus gebastelt.
Matthias rieb sich das gesunde Auge, als hoffte er, die Vision, die er gerade hatte, würde sich auflösen und er sich allein hier im Raum wiederfinden - oder zumindest als einziger noch aufrecht Stehender.
»Was bist du?«, flüsterte er.
»Ich bin ein Engel, den der Himmel geschickt hat, Kumpel.« Jim lachte laut und heftig. »Oder vielleicht bin ich das Gewissen, ohne das du geboren wurdest. Oder vielleicht bin ich eine Halluzination von den ganzen verschreibungspflichtigen Medikamenten, die du gegen deine Schmerzen brauchst. Vielleicht ist das alles nur ein Traum. Aber was auch immer hier los ist, es gibt nur eine Wahrheit, die du zu wissen brauchst: Ich lasse nicht zu, dass du dir lsaac holst. Das kannst du dir abschminken.«
Die beiden sahen sich starr in die Augen, während Matthias' Gehirn sichtlich Schwerstarbeit leistete.
Nach einer langen Pause kam der Mann offenbar zu dem Schluss, sich an das zu halten, was er vor sich sah. Wie sagte Sherlock Holmes doch so schön? Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, dann muss das, was übrig bleibt, wie unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit sein.
Deshalb folgerte Matthias jetzt zweifellos, dass Jim irgendwie lebendig war: »Warum ist dir lsaac Rothe so wichtig?«
Jim ließ seinen ehemaligen Chef los. »Weil er ich ist.«
»Wie viele von ›euch‹ sind denn noch so unterwegs da draußen? Wir haben den Typen hier auf der Bahre ...«
»lsaac will raus. Und du wirst ihn gehen lassen.«
Es folgte eine lange Pause. Und dann klang Matthias' Stimme anders, wurde weicher und ernster. »Dieser Soldat steckt voller Staatsgeheimnisse, Jim. Das Wissen, das er angehäuft hat, ist für unsere Feinde Gold wert. Also aufgepasst: Es ist scheißegal, was er will oder was du willst. Es geht darum, was für uns am besten ist. Und ehe du jetzt in rechtschaffene Entrüstung ausbrichst: Das ›wir‹ sind in diesem Fall nicht du und ich oder die X-Ops, sondern das ganze verschissene Land.«
Jim verdrehte die Augen. »Ja, klar. Und ich wette, bei dem ganzen patriotischen Müll geht Uncle Sam einer ab. Aber mir gibt das überhaupt nichts. Es ist doch ganz einfach: Wenn du zur Zivilbevölkerung gehören würdest, wärest du ein Serienmörder. Für die Regierung zu arbeiten bedeutet, du darfst mit der amerikanischen Flagge wedeln, wenn es dir in den Kram passt, aber in Wahrheit tust du, was du tust, weil du Spaß daran hast, Fliegen die Flügel auszureißen. Und in deinen Augen ist jeder ein Insekt.«
»Meine Vorlieben haben damit nichts zu tun.«
»Wegen deiner Vorlieben dienst du niemandem außer dir selbst.« Jim strich über einige der Brandlöcher auf seinem T-Shirt. »Du hast dir die X-Ops als deine eigene private Todesfabrik erschaffen, und wenn du schlau bist, machst du dich aus dem Staub, bevor ein paar dieser ›Spezialaufträge‹ zurückkommen, um dich in den Arsch zu beißen.«
»Ich dachte, du wärst hier, um über lsaac zu sprechen.«
Bisschen zu nah am Nerv gebohrt, was? »Na schön. Er ist klug, also kann er selbst dafür sorgen, den Feinden
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