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Falltür - bitte klopfen

Falltür - bitte klopfen

Titel: Falltür - bitte klopfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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die Tür hinter mir schleunigst wieder zuschlug.
    »Was, zum Teufel, ist denn in
dich gefahren?« schimpfte ich. »Wenn du zwei Blondinen hier versteckt hältst,
brauchst du es mir schließlich nur zu sagen, nicht?«
    »Viel schlimmer!« Er tanzte auf
Zehenspitzen zum Bett, riß die Decke weg — und da lagen zwei wunderhübsche
Flaschen, eine mit Wodka und eine mit Wermut. »Ich fürchtete, du seist
vielleicht Westcott und kämst nachsehen, ob es den Gästen an nichts fehle.« Er
schüttelte sich heftig. »Und ob mir was fehlt! Dieses unaussprechliche Essen.
Dieser Kastanienbrei!«
    »Und der Pfannkuchen aus Kürbis
und Avocadofrüchten«, ergänzte ich. »Mit Yoghurt statt mit Schlagsahne!«
    »Bitte, hör auf«, jammerte er.
»Schon die bloße Erwähnung weckt in mir den wilden Kosaken!«
    Er schlurfte ins Bad und
erschien nach ein paar Sekunden mit zwei Gläsern in einer und einer
Gummiwärmflasche in der anderen Hand.
    »Hier...« Er warf mir das
Gummiding zu. »Du kannst dich nützlich machen.«
    Ich fing es ungeschickt auf.
»Was, zum Henker...?« Ich starrte ihn an. »Bist du übergeschnappt? Glaubst du,
ich habe kalte Füße?«
    »Ich habe dem großen Meister
weisgemacht, ich hätte Kopfschmerzen.« Er kicherte schlau. »Das Ding ist voll
Eis. Oder willst du einen warmen Wodka-Martini trinken?«
    Zwei Minuten danach hob ich
mein Glas zu einem stummen Prosit, und dann fühlte ich voll Dankbarkeit, wie
der kalte Drink meine Kehle von dem grauslichen Nachgeschmack des vegetarischen
Dinners befreite.
    Boris leerte seinen Martini in
einem gleichmäßigen langen Zug, und dann mixte er sich hastig noch einen. »Wir
müssen Pläne schmieden, Towarisch«, sagte er fiebernd. »Sag, hast du schon mal
ein Boot gebaut?«
    »Nein«, meinte ich vorsichtig.
»Ein Boot?«
    »Dieses Wasserflugzeug ist
gegen Abend wieder weggeflogen«, knurrte er, »und hat uns unserem Schicksal
überlassen. Wir sind auf der Teufelsinsel ausgesetzt — gefangen in Monte
Christos moderner Hölle aus Aluminium! Eine ganze Woche — davon werden wir ja
irrsinnig, mindestens! Wir müssen uns ein Boot bauen.«
    »Der Gedanke ist nicht
schlecht«, räumte ich ein. »Aber wie fangen wir’s an?«
    Er verschluckte sich. »Ich
dachte, das wüßtest du, Towarisch?«
    »Dann müssen wir’s doch wohl
die Woche hier aushalten«, meinte ich.
    »Nie zuvor hielt ich’s für
möglich, daß ich Anarchist werden könnte.« Er trank nachdenklich. »Aber jetzt
sehe ich ein, daß man hier zu außergewöhnlichen Mitteln greifen muß. Laß uns
losen und sehen, wem die Ehre zuteil wird, ein Attentat auf dieses
nichtfleischfressende Ungeheuer zu verüben.«
    »Du kennst mich doch,
Towarisch«, sagte ich seufzend. »Ich bin der Mann mit dem praktischen Verstand.
Wieviel Schnaps hast du mitgebracht?«
    »Nicht genug«, sagte er und
seufzte gleichfalls. »Höchstens genug für mich allein, Larry.«
    »Na, wenn es so ist«, sagte ich
rasch, »dann schlage ich vor, wir fällen zuerst einen großen Baum, schälen ihn,
höhlen ihn aus und...«
    »Wovon redest du denn?«
    »Von dem Boot!« schnarrte ich.
»Glaubst du etwa, ich halte es hier eine Woche nüchtern aus?«
    Ein plötzlicher durchdringender
Schrei ließ mich hochfahren; ich vergoß ein paar Tropfen meines kostbaren Drinks.
»Was, zum Teufel, war denn das?« entfuhr es mir.
    Boris zuckte lässig die
Schultern. »Nichts weiter«, meinte er. »Wahrscheinlich nur jemand, der
leichtsinnigerweise einen zweiten Teller von diesem Kastanienbrei gegessen
hat.«
    Ich stellte behutsam mein Glas
hin, öffnete die Tür und trat in den Flur hinaus — gerade zur rechten Zeit, um
mit einem vorüberwirbelnden Hurrikan zusammenzuprallen. Das nächste, woran ich
mich erinnere: ich lag flach auf dem Rücken, und der Hurrikan saß auf meiner
Brust.
    »Larry!« hauchte er
tränenerstickt. »Rette mich!«
    »Wie, zum Teufel, soll ich dich
retten, wenn du mich am Boden festnagelst?« fragte ich.
    Wanda kletterte widerstrebend
von meinem Brustkasten und stand auf. Als ich mich ebenfalls wieder
hochgerappelt hatte, war sie etwas ruhiger geworden — nicht viel, nur ein
bißchen. Jedenfalls zitterte sie weiterhin heftig, und der Anblick einer
zitternden Wanda in einem hellblauen Baby-doll aus Nylon genügte, den
Bootsbauer in mir auf der Stelle tot umfallen zu lassen. Ihre Oberweite
vibrierte nervös unter dem fast durchsichtigen Stoff, und ich vermute, das
folgende leichte Zischgeräusch rührte daher, daß in meinen Augen die
Sicherungen

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