Falsche Geliebte, richtiger Mann? / Eine Spur von Leidenschaft / Liebesnacht vorm Hochzeitstag
dachte sie und erkannte, dass es ihm in Wirklichkeit mehr darum ging, sich zu nehmen, was er haben wollte, als dass er den Eindruck erwecken wollte, sie seien ein Liebespaar.
Sie hob das Kinn. „Nein. Trotzdem, du küsst nicht schlecht.“ Er musste nicht wissen, dass neben diesem Kuss alle Küsse verblassten, die sie bisher bekommen hatte.
„Freut mich“, sagte er ruhig und wirkte dabei schrecklich selbstbewusst, arrogant und selbstzufrieden.
Oh, er wusste es.
„Ohne Zweifel hast du viel Erfahrung.“
„Ich möchte Frauen glücklich machen.“
„Wie schön“, sagte sie mit süßer Stimme und ging um ihn herum.
Er trat vor sie und zwang sie so, stehen zu bleiben. „Was ist mit dir, Jenna.“
„Mit mir?“
„Hast du schon viele Männer geküsst?“, fügte er klärend hinzu.
„Das geht dich nichts an.“ Plötzlich fiel ihr die Bemerkung ihres Exfreundes ein, dass ihr auf gewissen Gebieten etwas „fehlte“. „Warum fragst du? War ich nicht gut?“, fragte sie ohne nachzudenken, wofür sie sich gleich darauf am liebsten in den Hintern getreten hätte.
Seine Augen blitzten. „Du warst fantastisch“, versicherte er ihr.
Sie atmete erleichtert auf. Nicht seinetwegen, sondern ihretwegen. „Gut. Ich hasse den Gedanken, meine Performance könnte dich enttäuscht haben.“
Neugierig sah er sie an. „Warum? War schon mal jemand von deiner … Performance enttäuscht?“
„Das ist eine sehr persönliche Frage.“
Durchdringend sah er sie an, dann zuckte er gleichgültig mit den Schultern. „Vergiss es.“ Er blickte auf seine Uhr. „Wir müssen los.“
Plötzlich stieg die Angst in ihr auf, sie könnte ihm auf sexuellem Gebiet nicht gewachsen sein. Sie rauschte an ihm vorbei zur Tür. Es drängte sie, die Wohnung zu verlassen, in der die Wände eine Art magnetischer Energie zurückzuwerfen schienen. Magnetismus. Das Wort traf Adam Roths Wirkung wie kein anderes.
Im Fond der Limousine entschuldigte Adam sich, bevor er einen Anruf auf seinem Handy entgegennahm. Er sagte, es sei wichtig. Jenna hatte kein Problem damit. Sie war eher dankbar, dass sie sich nicht unterhalten mussten. Der Kuss hatte sie völlig durcheinandergebracht, und sie war immer noch fassungslos über ihre Reaktion auf einen Mann, den sie gerade erst kennengelernt hatte.
Sie schaute aus dem Fenster, um sich abzulenken, und blendete Adams Stimme aus. Es begeisterte sie nicht gerade, hier zu sein. Aber zumindest meine Familie freut sich, dachte sie. Sie hatte nur ungern von ihrem Date heute Abend erzählt, doch es war unvermeidlich gewesen, da im nächsten Monat Fotos von ihr mit Adam in den Zeitungen erscheinen würden. Also hatte sie ihren Eltern und ihrer Schwägerin Anfang der Woche von der Einladung zum Mayoral Ball erzählt.
Außerdem gab es noch einen ganz speziellen Grund, es ihnen zu erzählen. Stewart würde einen Herzinfarkt bekommen, wenn er wüsste, was sie seinetwegen tat. Deshalb hatte sie darum gebeten, ihrem Bruder gegenüber Adam nicht zu erwähnen. Als Begründung hatte sie angeführt, dass ihr Bruder sich Sorgen machen würde, wenn er erfuhr, dass sie sich wieder mit einem Playboy einließ. Ihr Bruder hatte laut und deutlich seine Meinung zu ihrer Beziehung mit Lewis kundgetan, und über diese würde er nicht besser urteilen.
Adam beendete seinen Anruf gerade, als sie ihr Ziel erreichten. Er entschuldigte sich noch einmal mit einem charmanten Lächeln.
Jenna überlegte, worüber sie sprechen konnten. „Sind deine Eltern heute Abend auch hier?“
„Nein, ich vertrete sie. Sie sind in Brisbane. Mein Onkel muss sich einigen medizinischen Untersuchungen unterziehen. Meine Eltern sind bei ihm, um ihn zu unterstützen.“
„Das ist sehr nett von ihnen.“
„Er gehört zur Familie“, war alles, was Adam sagte, als die Limousine vor dem Rathaus hielt.
Glücklicherweise waren der Bürgermeister und seine Frau auch gerade angekommen und zogen die Aufmerksamkeit der Presse auf sich. Jenna war froh, dass sie und Adam es ins Gebäude schafften, ohne dass jemand von ihnen Notiz nahm.
Das Rathaus von Melbourne war ein prachtvolles, über hundert Jahre altes Gebäude. Die wenigen Male, die sie hier gewesen war, hatte sie große Ehrfurcht verspürt. Es war so majestätisch, angefangen beim prunkvollen Haupttreppenhaus, dem Marmorfoyer und den herrlichen Buntglasfenstern bis zu den hohen Decken mit den funkelnden Kristalllüstern. Das Herzstück des Gebäudes war eine prächtig geschnitzte Pfeifenorgel, die
Weitere Kostenlose Bücher