Falsche Geliebte, richtiger Mann? / Eine Spur von Leidenschaft / Liebesnacht vorm Hochzeitstag
Tanzstunde die Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen angezogen.
Sie übten im Speisesaal. Alle Tische und Stühle hatten sie beiseite geschoben. Die Grundschritte des Walzers hatte er ihr schon beigebracht und dabei erkannt, dass Patience Gefühl für Rhythmus hatte. Allerdings war sie beim Tanzen tatsächlich vollkommen unerfahren.
Jetzt übten sie den Two-step. Sie trat ihm auf den Fuß, und Cade wusste, dass es im Grunde seine Schuld war. Patience war so schön, dass er nur noch auf sie geachtet und völlig vergessen hatte, ihr Anweisungen zu geben. Noch nie im Leben hatte eine Frau ihn so betört. Dabei schien ihr gar nicht bewusst zu sein, was für eine Wahnsinnsfrau sie war. Genau deshalb fand Cade sie noch heißer.
Das Haar fiel ihr in lockeren Wellen auf die Schultern.
Cade wusste nicht, ob er es zulassen würde, dass auf dem Festival ein anderer mit ihr tanzte. Denn schon allein bei der Vorstellung knirschte er vor Eifersucht fast mit den Zähnen.
Mich hat’s übel erwischt, dachte er. Richtig übel.
Sie stolperte leicht. „Vielleicht ist es besser, ich bleibe beim Walzer“, stellte sie fest, als Cade sie wieder aufrichtete.
„Unsinn, du lernst doch schnell. Beim Two-step ist es genau wie beim Walzer: Lass dich von deinem Partner führen. Aber nicht auf die Zehen stellen, immer den ganzen Fuß am Boden und eher über den Boden gleiten als richtige Schritte machen.“
Wieder gingen sie die Schritte durch, und beim dritten Mal hatte Patience begriffen, worauf es ankam. Gab es eigentlich irgendetwas, was sie nicht konnte?
Kurz nach dem Lunch hatte Cades Großmutter ihn zur Seite genommen. „Diese Frau ist ein wahrer Schatz, Cade. Behandle sie wie eine Prinzessin. Irgendetwas bedrückt sie, und du solltest alles tun, damit dieser traurige Blick aus ihren Augen verschwindet.“
Cade hatte GG versprochen, dass er sich große Mühe geben würde. Niemand hatte bessere Menschenkenntnis als seine Großmutter.
„Muss ich wirklich mit zum Tanzen? Letztlich bin ich zum Arbeiten hier, und dieser Fall klärt sich bestimmt nicht von allein auf.“
Patience’ Einwand riss ihn aus seinen Gedanken. „Stimmt schon, aber jeder Mensch braucht mal eine Auszeit. Du hast den Ring gefunden, und von GG weiß ich, dass du sie nach der Wasserversorgung der Stadt ausgefragt hast. Den ganzen Nachmittag lang hast du mit deinen Freunden von Stonegate telefoniert und vor dem Laptop gehangen.“
Mitten in der Bewegung blieb sie stehen. „Spionierst du mir nach?“
Er hob die Schultern. „Ich hatte auch ein paar dringende geschäftliche Anrufe und noch etwas Arbeit zu erledigen. Die Trennwand zwischen unseren Zimmern ist nicht sehr dick. Wie schon gesagt: Dein Job hat dich den Großteil des Tages beschäftigt. Sieh das Tanzen einfach als Weg, um etwas Dampf abzulassen und die Schritte zu festigen, die wir jetzt gerade üben.“
Die Musik verstummte. Einen Moment sahen sie sich schweigend in die Augen. Irgendwo schlug eine Uhr acht Mal.
„Wir haben GG versprochen, wir würden um acht Uhr da sein“, rief sie ihm in Erinnerung.
„Patience.“
„Nicht jetzt, Cade. Ich werde mit dir zum Festival gehen, weil ich es deiner Großmutter versprochen habe. Sie sagte, fast die ganze Stadt sei da, also komme ich vielleicht mit ein paar von den Farmern ins Gespräch, die sie mir genannt hat.“
Cade wollte etwas einwenden, aber er wusste, dass das zwecklos war. Er griff nach seinem Cowboyhut. „Wenn du möchtest, dass ich dich jemandem vorstelle, oder wenn du nicht genau weißt, wen du vor dir hast, dann helfe ich dir gern.“
„Oh.“ Ihr gespitzter Mund verlockte zum Küssen. „Ich … danke.“
„Jederzeit zu Diensten, Ma’am.“ Lächelnd ließ er ihr den Vortritt.
Auch er wollte, dass man den Mörder seines Vaters schnappte. Andererseits wünschte er sich auch, dass Patience erkannte, wie gut es war, wenn sie beide mehr Zeit miteinander verbrachten.
Außerhalb der Stadt gab es eine Rasthütte, und die war aus Anlass des Festivals in ein kleines Wunderland verwandelt worden. Jeder Baum und jeder Holzbalken war mit Girlanden und Lichterketten umwickelt. Als Cade und Patience eintrafen, war der große Raum der Hütte bereits voller Menschen.
„Wurde auch Zeit, dass ihr zwei auftaucht“, begrüßte sie GG, die am Getränkebuffet Kannen mit Eistee auffüllte. „Ich wollte schon einen Suchtrupp losschicken.“ Sie sah die beiden vielsagend an. Offenbar ging sie davon aus, dass die beiden noch einen kurzen
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