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Falsche Schritte, dunkle Pfade (German Edition)

Falsche Schritte, dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Falsche Schritte, dunkle Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Kimmelmann
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schwach. Er horchte auf die Atmung. Positiv. Ein lange nicht mehr verspürtes Glücksgefühl überwältigte Philipp. Er hatte soeben einem Menschen das Leben gerettet! Wenn das sein Vater noch erlebt hätte ...
    „Müssen Sie ihn nicht in eine stabile Seitenlage bringen oder sowas?“, meldete sich die alte Frau wieder zu Wort.
    „Nein, das ist schlecht für sein Herz“, sagte Philipp. „Wir müssen nur seinen Oberkörper etwas hochlegen, damit es entlastet wird. Ziehen Sie doch bitte Ihre Jacken aus.“
    Sofort legten alle Umstehenden ihre Jacken ab und stopften sie unter Kopf und Rücken des Wiederbelebten, so dass Philipp seinen Oberkörper stabilisieren konnte.
    Nun wollte er es aber doch genau wissen. Er öffnete den Aktenkoffer des Mannes und atmete erleichtert auf. Keine Waffe darin zu sehen.
    „Was machen Sie denn da?“, fragte der Sicherheitsbeamte, der den Krankenwagen gerufen hatte.
    „Ich habe nur nachgesehen, ob er irgendwelche Medikamente bei sich hat“, log Philipp.
    Sein Flug war weg, aber wen interessierte das. Er hatte ein Menschenleben gerettet und endlich wieder seinen Auftrag im Leben erfüllt. Er würde bestimmt schnell einen anderen Flug bekommen und dann konnte er noch einmal ganz von vorne anfangen, vielleicht sogar wieder praktizieren.
    In diesem Moment schlug der Mann die Augen auf.
    „Was ist passiert?“, hauchte er leise.
    „Sie hatten einen Herzinfarkt“, sagte Philipp. „Hilfe ist schon unterwegs. Versuchen Sie, nicht zu sprechen.“
    „Haben Sie mich gerettet, Doc?“
    „Ja, das habe ich. Woher wissen Sie, das ich Arzt bin?“
    „Weil ich den Auftrag hatte, Ihnen zu folgen.“
    Philipp erstarrte. Sein Gefühl hatte ihn doch nicht getäuscht. Er begann zu zittern, sagte sich aber im nächsten Moment, dass das seine Chance war. Kerners Killer war unbewaffnet und hilflos. Es würde eine Weile dauern, bis Kerner davon Wind bekommen würde. Bis dahin war Philipp längst über alle Berge.
    „Sie kommen von Kerner?“, flüsterte er, während er sich über ihn beugte.
    „Ja“, sagte der. „Ich sollte Ihnen nach Prag folgen und Sie erledigen.“
    „Woher wusste er, dass ich nach Prag wollte?“
    „Cindy hat es ihm gesteckt. Sie sollten im Suff nicht soviel mit den leichten Mädchen quatschen, Doc.“
    Philipp seufzte. Er hatte einen Neuanfang dringend nötig.
    „Nun ja“, sagte er leise, so dass es die Umstehenden nicht hören konnten. „Ich schätze, wir beide sind jetzt quitt.“
    „Tut mir leid, Doc“, sagte der Mann am Boden. „Jeder hat seinen Auftrag im Leben. Und Auftrag verpflichtet.“
    Bevor Philipp reagieren konnte, schnellte die Hand seines Verfolgers nach oben, gleich einer angreifenden Schlange. Philipp spürte die Handkante, die seinen Kehlkopf zerschlug, nicht einmal. Er merkte nur, dass er nach hinten geworfen wurde und auf dem Rücken landete. Aus dem Augenwinkel sah er noch, wie sich der Mann im schwarzen Anzug ein letztes Mal mit einem verzerrten Gesichtsausdruck an die Brust fasste und dann endgültig zusammensackte.
    Das Letzte, was er hörte, war die alte Frau, die abermals laut schrie: „Einen Arzt! Schnell! Wir brauchen einen Arzt!“
    Dann wurde alles dunkel um ihn herum.
     

DIE LETZTE NACHT IM ISARTAL
     
    Sie wusste nicht mehr, warum sie sich ausgerechnet für die Staatsstraße 2072 entschieden hatte. Hätte sie von Egling aus die Landstraße nach Sauerlach genommen, wäre die Wahrscheinlichkeit größer gewesen, dass ein Auto sie in Richtung Autobahn mitgenommen hätte. Aber nun war es zu spät. Sie war schon zu weit gelaufen, um noch einmal umzukehren. In etwa einer Viertelstunde sollte sie in Einöd sein. Vielleicht hatte das Gasthaus dort noch offen. Dort konnte sie sich ein wenig stärken mit dem letzten Geld, das sie noch hatte und sich eine Mitfahrgelegenheit suchen. Vielleicht würde sie sich heute Nacht noch bis Bad Tölz durchschlagen, möglicherweise sogar bis zum Irschenberg. Dort war ein Autobahnrasthof, direkt an der A8 Richtung Salzburg. Von da aus sollte alles andere von selbst gehen. Sie musste einfach weg von hier. Zu viele Erinnerungen, zu viel Schmerz. Hauptsache, so bald wie möglich raus aus dem Isartal. Am besten noch heute Nacht.
    Das Mädchen bewegte sich langsam weiter, am Rande der Staatsstraße entlang. Der Rucksack scheuerte über ihre Schultern und ihre Füße schmerzten in den engen Chucks, die sie anhatte, so sehr, dass ihr Tränen in die Augen traten. Ihre dunkelblonden Haare hingen in verklebten

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