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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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    » Darf ich?« Jella schob vorsichtig das Tuch beiseite und entblößte das Gesicht des etwa drei Monate alten Jungen. Der Kleine schlief und schien auf den ersten Blick gesund zu sein. Außergewöhnlich war allerdings seine äußerst helle Haut. Selbst seine gekräuselten Haare waren von einem hellen Blond. Als er unvermittelt aufwachte und sie mit roten Augen verwundert ansah, wusste Jella, weshalb sich alle vor dem kleinen Kerl fürchteten.
    Nuru war ein Albino!
    Das Phänomen war ihr wohlbekannt. Albinos kamen immer wieder vor. Sie waren eine Laune der Natur, wenn auch eine relativ seltene. In der Wildnis hatten Lebewesen, die Störungen in der Bildung von Farbstoffen aufwiesen, meist keine Überlebenschance, weil sie durch ihr helles Aussehen zu sehr aus ihrer Umgebung hervorstachen und deshalb leicht Opfer anderer Tiere wurden. Bei Menschen hingegen hätte man meinen sollen, dass die Toleranz größer gewesen wäre. Mit Verstand und Einsicht gesegnet hätten sie fähig sein müssen, sich über derartige Launen hinwegzusetzen und die Andersartigkeit zu akzeptieren. Doch genau in dieser Hinsicht versagten viele ihrer Spezies kläglich. Jella musste an ihre Jugend in Berlin denken, wo es üblich gewesen war, auf den Jahrmärkten allerlei kuriose, lebendige Missgestalten auszustellen. Kleinwüchsige, Riesen, Krüppel, Hautkranke oder Menschen exotischer Völker wurden wie Tiere gehalten und zur Schau gestellt. Ein Albino hätte dort sicherlich auch seinen Platz gefunden. Warum sollte das in Afrika anders sein? Allerdings entsetzte sie der Gedanke, was der Medizinmann mit dem Albino anstellen wollte. So mancher Einheimische hatte ihr schon erzählt, dass man aus den Organen von frisch getöteten Albinos mächtige Medizin herstellen konnte. Allein die Vorstellung ließ Jella schaudern. Vermutlich ging es dem Sangoma hauptsächlich um seinen Einfluss auf das Dorf. Wenn es ihm gelang, eine Mutter dazu zu bewegen, ihr eigenes Kind herzugeben, stärkte das seine Macht. Dieses perfide Spiel durfte sie unter keinen Umständen zulassen. Sie würde mit all der ihr zur Verfügung stehenden Kraft gegen solche Barbarei ankämpfen. Dieses Kind und seine Mutter mussten vor der Willkür dieses Medizinmanns geschützt werden!
    » Du hast einen hübschen Sohn«, meinte sie entschlossen zu der Ovambo. » Er wird einmal zu einem kräftigen jungen Mann heranwachsen und eine Freude für seine Mutter sein.«
    Auf dem Gesicht der Frau erstrahlte zum ersten Mal ein stolzes Lächeln.
    » Ihr zwei könnt erst einmal hierbleiben. Setz dich auf die Bank vor der Klinik, und warte auf mich. Ich sage Teresa Bescheid, damit sie sich um euch kümmert. Wenn du uns hier auf der Farm etwas zur Hand gehst, kannst du vorläufig bleiben. Sobald ich Zeit habe, werde ich in dein Dorf gehen und mit dem Sangoma und deinem Mann reden.«
    Die Ovambofrau nahm Jellas Hände und drückte sie an ihr Herz.
    » Saburi wird dir immer dankbar sein«, versicherte sie aufrichtig. Rein zufällig entdeckte Jella, dass die Frau ein eitriges Ekzem am Unterarm hatte.
    » Darf ich mal sehen?«
    Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern drehte den Arm vorsichtig in ihre Richtung. Saburi verzog dabei vor Schmerz das Gesicht. Jella sog Luft ein. Das Ekzem war etwa taubeneigroß und an den Rändern unnatürlich gerötet. Auf seiner Wölbung war es aufgeplatzt und schmutzig gelber Eiter drang daraus hervor. Bei genauem Hinsehen erkannte Jella kleine, weiße Maden, die aus der Wunde krochen.
    » Du musst sofort mit mir in mein Behandlungszimmer kommen!«, befahl sie und schob Saburi in Richtung Tür. » Ich muss die Wunde unbedingt behandeln.«
    Saburis Augen weiteten sich erneut vor Angst. Jella beruhigte sie.
    » Es wird nicht lange wehtun. Ich werde ganz vorsichtig die Wunde mit meinem Messer öffnen und den Eiter entfernen. Hast du dich irgendwo verletzt?«
    Saburi sah Jella entsetzt an und schüttelte dann vehement den Kopf. » Ich habe mich nicht verletzt. Das muss der Fluch des Sangoma sein! Er wird mich töten, wenn ich ihm Nuru nicht zurückbringe.«
    Sie wollte sich von ihr lösen, doch Jella hielt sie fest.
    » Wenn ich nicht sofort schneide, wird dein ganzer Arm krank, und dann wirst du sterben.«
    » Das ist der Fluch des Sangoma«, wiederholte Saburi nochmals leise.
    » Unsinn«, widersprach Jella energisch. » Wahrscheinlich hat dich ein Moskito gestochen, und der Stich hat sich entzündet. So etwas geschieht immer wieder. Nun komm schon!«
    Nur widerwillig

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