Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
später zu uns stoßen. Ach, Benni, willst du nicht mit uns kommen und schon mal ein Stück Apfelkuchen essen? Nun komm schon, Fritz!«
Fritz lachte. Er liebte Jella gerade wegen ihrer Direktheit. Obwohl seine Frau die vierzig schon längst überschritten hatte, war sie immer noch so impulsiv und undiplomatisch wie in ihrer Jugend. Er hakte ihren Arm bei sich ein und steuerte mit ihr und Benni zu der Veranda, auf die mittlerweile auch Jellas Vater getreten war.
*
» Wann kommt Ricky uns denn endlich wieder einmal besuchen?«, fragte Johannes, während er sich die letzten Kuchenkrümel von seinem unrasierten Kinn wischte. Der Duft von Kaffee und frisch gebackenem Kuchen hing noch in der Luft. Der alte Mann vermisste seine älteste Enkelin von allen Familienmitgliedern am meisten. » Ist sie glücklich in Windhuk? In ihrem letzten Brief wirkte sie recht einsilbig.«
» Das kommt dir nur so vor«, beschwichtigte ihn Jella und schenkte ihrem Vater noch eine Tasse frisch aufgebrühten Kaffee ein. » Ricky macht eine Ausbildung zur Gesangs- und Musiklehrerin. Das entspricht genau ihren Neigungen.«
» Wen soll sie denn hier in Südwestafrika schon unterrichten?«, knurrte Johannes. » Alles wird darauf hinauslaufen, dass sie den Gören hier das Alphabet nahebringt. Seit es kaum noch Deutsche in Südwestafrika gibt, macht doch keiner mehr Musik. Die Buren sind doch allesamt unmusikalisch.« Er steigerte sich weiter in seinen Unmut hinein. » Das Kind ist für diese Provinz viel zu talentiert. Sie gehört auf die großen Bühnen dieser Welt. Sie bewegt sich anmutig wie ein Schwan und singt wie eine Nachtigall. Ihr Problem ist nur, dass niemand von euch das sehen will!«
» Ach Vater, hör doch damit auf!«, protestierte Jella ungehalten. » Du hast unserer Tochter schon viel zu viele Flausen in den Kopf gesetzt. Am Ende glaubt sie den Unsinn noch selber. Überhaupt! Wie stellst du dir das denn vor? Sie ist noch ein Kind, noch nicht einmal mündig. Sollen wir sie etwa allein nach Europa schicken? Ich weiß, wie gefährlich es dort für ein junges Mädchen sein kann. Ganz abgesehen davon, dass wir uns das gar nicht leisten können. Ich finde es schon sehr fahrlässig von uns, dass wir sie so viel Musik nebenbei studieren lassen, obwohl das eine nahezu brotlose Arbeit ist. Sie hätte das Zeug zu ganz anderen Dingen gehabt.«
» Ja, ja, ich weiß«, konterte Johannes übellaunig. » Du wolltest immer, dass sie Medizin studiert und eine richtige Ärztin wird. Aber dafür eignet sich unsere Ricky nicht.«
Die Stimmung an der Kaffeetafel drohte plötzlich zu kippen. Jellas und Raffaels Vater wurde in den letzten Jahren immer eigenwilliger und schwieriger. Er nörgelte an allem herum, entzog sich immer öfter der Gemeinschaft und brauste leicht auf. Nur seine beiden Enkel Ricky und Benjamin genossen seine ungeteilte Zuneigung.
Zum Glück gesellte sich Sonja nun zu ihnen. Sie hatte sich ein frisches Kleid übergezogen und strahlte von innen heraus.
» Stellt euch nur vor«, meinte sie voller Stolz. » Raffael hat sein Examen als Barrister bestanden. Er ist sogar als Jahrgangsbester ausgezeichnet worden.«
Alle bei Tisch freuten sich und gratulierten Sonja.
» Respekt! Das schaffen nicht viele«, meinte Fritz anerkennend. » Ich empfand es schon als eine außerordentliche Leistung, als er damals in London an der juristischen Fakultät › Inner Temple‹ überhaupt aufgenommen wurde. Ein Abschluss an dieser Universität, noch dazu ein hervorragender, wird ihm alle Türen und Tore öffnen! Wird er euch nach London nachholen?«
Sonja zuckte mit den Schultern. » Davon schreibt er nichts«, gab sie etwas kleinlaut zu, » aber er wird mit dem nächsten Schiff zurück nach Owitambe kommen. Der Brief war lange unterwegs. Wer weiß, vielleicht kommt er schon in den nächsten Tagen!«
» Endlich mal eine gute Nachricht!«, gab sich nun sogar Johannes wieder versöhnlich. Er hatte immer noch Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass sein Sohn sich nicht für die Farm, sondern für ein Jurastudium entschieden hatte. Obwohl Jella und Fritz, nachdem sie vor einigen Jahren wieder aus Indien zurückgekehrt waren, mit viel Energie Owitambe aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und daraus eine ertragreiche Farm gemacht hatten, hatte er sich nur mürrisch damit abgefunden.
» Aber das ist ja wunderbar. Wir müssen unbedingt Telegramme nach Windhuk und Okakarara schicken und Ricky und Imelda und Rajiv benachrichtigen«, schlug Jella
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