Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
forderte er ihn auf, rasch seine Mutter zu holen. Als sie endlich allein waren, zwinkerte er Jella gut gelaunt zu.
» Ich habe gehört, dass die Menschen dieser Farm einige wichtige Waren benötigen. Wenn Sie bereit sind, meine Preise zu zahlen, dann kann ich Ihnen mit Mehl, Zucker, Kaffee, neuem Stoff … oder einem Kuss aushelfen.«
» Ich weiß gar nicht mehr, was das ist!« Jella ging auf sein Spiel ein und gab die Beleidigte. » Ich hatte mich gerade an den Gedanken gewöhnt, alleine zu leben! Du kannst also gleich wieder gehen!« Ihre strahlenden Augen straften ihre Worte Lügen. Als Fritz sie in den Arm nahm, gab sie ihren Widerstand sofort auf und erwiderte seinen zärtlichen Begrüßungskuss.
» Hast du die Medikamente und den Narkotisierapparat bekommen?«, fragte sie schließlich.
» Alles hinten auf der Ladefläche.«
» Wieso kommst du so spät? Wir hatten dich alle früher hier erwartet! Du hättest uns wenigstens anfunken können!«
» Das habe ich ja versucht«, stöhnte Fritz und verdrehte genervt die Augen, » aber ich bin nicht durchgekommen. Ich fürchte, dass unser Empfänger mal wieder den Geist aufgegeben hat. Der neue Narkotisierapparat ist erst gestern in Windhuk eingetroffen. Das war der Grund für meine Verspätung.«
» Wie war es in Etosha?«, erkundigte sich Jella. » Habt ihr die Wilderer stellen können?«
» Leider nicht!« Fritz verzog ärgerlich sein Gesicht und rieb sich seinen Armstumpf. » Irgendjemand muss die Schurken gewarnt haben. Wir waren ganz sicher, dass wir sie dieses Mal erwischen würden, aber dann sind sie doch nicht erschienen. Ich werde den dringenden Verdacht nicht los, dass einer unserer eigenen Männer ein Verräter ist.«
» Das ist eine ungeheuerliche Anschuldigung, findest du nicht auch? Ich dachte immer, du könntest deinen Männern blind vertrauen.«
Fritz zuckte mit den Schultern. Plötzlich wirkte er ziemlich müde und abgespannt. » Das habe ich auch immer gedacht. Aber unsere Wildhüter werden von der Verwaltung viel zu schlecht bezahlt. Man kann es ihnen nicht einmal übel nehmen, wenn sie sich noch etwas Geld durch das Ausplaudern von Informationen dazuverdienen. Unser Informant von der Walfischbay war sich ganz sicher, dass die Wilderer eine neue Lieferung aus dem geheimen Elfenbeinversteck holen würden. Seitdem wir das Lager kürzlich entdeckt hatten, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir die Männer schnappen. Niemand außer uns sechs wusste davon. Es muss eine undichte Stelle geben!«
» Das tut mir leid! Du hast so viel Energie in diese Aktion gesteckt. Nun komm erst mal mit ins Haus!« Jella strich Fritz zärtlich über den Arm. » Teresa hat Apfelkuchen gebacken. Das wird deine Stimmung sicherlich rasch wieder heben.«
» Einen Moment noch! Ich habe noch etwas Wichtiges vergessen.« Er zog aus dem Führerhaus des Bakkie einen Brief und wedelte vielsagend damit herum.
» Von Raffael?«, rief Jella. » Endlich! Sonja wartet schon so lange auf eine Nachricht von ihm. Wir müssen dafür sorgen, dass sie ihn sofort bekommt!«
» Deshalb habe ich Benni ja auch losgeschickt.«
Wenige Augenblicke später trat Sonja aus der Tür des kleinen Hauses, das sie gemeinsam mit ihrem Sohn bewohnte. Sie war eine hübsche junge Frau mit weizengelben Haaren und sanft dreinblickenden graublauen Augen.
Derzeit lebten drei Generationen auf Owitambe. Großvater Johannes mit seiner Himbafrau Sarah, seine Tochter Jella mit ihrem Mann Fritz und eben Sonja, die Frau von Johannes’ Sohn Raffael, mit ihrem Sohn Benjamin.
Fritz überreichte Benjamins Mutter den Brief, worauf ihr fein geschnittenes Gesicht zu strahlen begann.
» Vielen Dank!« Sonja errötete leicht, als sie den Umschlag ungeöffnet in ihre Schürzentasche steckte.
» Willst du ihn nicht gleich aufmachen?«, drängelte Jella. Geduld war noch nie ihre Stärke gewesen.
» Lass sie doch«, tadelte Fritz. » Sonja möchte den Brief sicherlich in Ruhe lesen.«
» Ich will ja nur wissen, wie es meinem Bruder im fernen England ergeht! Schließlich ist er schon lange genug fort, und seit Monaten haben wir überhaupt nichts von ihm gehört.«
» Ich werde euch bald berichten«, versprach Sonja hastig. » Es ist nur …« Sie schluckte. » Ich habe Angst, dass er seine Rückkehr erneut um ein halbes Jahr verschiebt.«
» Oh!«
Jella wurde erst jetzt die Tragweite ihrer Taktlosigkeit bewusst. » Ich wusste ja nicht … ähm … Selbstverständlich lassen wir dich nun in Ruhe. Du kannst ja
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