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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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gleichzeitig auch Herbe in ihren Sprüchen und Liedern, die voller deutlicher und treffender Redensarten waren und nicht nur das Herz der Berliner berührten. Fast alle ihre Couplets wurde zu Schlagern, die man noch jahrelang in den Berliner Straßen und Gassen hören konnte. An diesem Abend sang Claire nur ein Lied – und der Saal tobte. Was muss das für ein herrliches Gefühl sein, dachte Ricky sehnsüchtig.
    Als die Bühne dann endlich leer geräumt war, begann der lang erwartete Film. Der samtene Vorhang hob sich schwerfällig und legte die große Leinwand frei. Zeitgleich mit dem Vorspann begann ein Klavierspieler den Film zu begleiten. Er übertönte das laute Surren des Filmprojektors und nahm mit seinen Melodien kongenial die Stimmung des Films auf. Wie so oft in Zilles Werken war wieder das » Milljöh« sein Hauptthema. Dieses Mal wurde es dem reichen Berlin gegenübergestellt. Ergriffen verfolgten die Zuschauer, wie der Ingenieur Robert Kramer durch einen Meineid ins Gefängnis kommt und danach in der Gosse landet. Er verliert Arbeit und Wohnung und möchte schließlich sein Leben beenden. Doch dann tritt die Prostituierte Emma auf und rettet ihn. Über sie und einen Fotografen, der eindeutig Zille ähnelt, kehrt er schließlich in sein altes Leben zurück. Er findet wieder Arbeit und lernt die Tochter eines reichen Industriellen kennen. Als er sich bei Emma bedanken will, stirbt sie in seinen Armen.
    Tränen rannen über Rickys Wangen – so sehr berührte sie dieser Film. Den übrigen Zuschauern erging es ganz ähnlich. Der Film war schon eine ganze Weile zu Ende, als im Saal immer noch betroffenes Schweigen herrschte. Schließlich fing ein Einzelner an zu klatschen, bevor endlich der verdiente Applaus einsetzte.
    Die Premierenfeier fand im Toppkeller statt, einem angesagten und auch etwas berüchtigten Etablissement in der Schwerinstraße. Das » Topp« war für seine Freizügigkeit bekannt. Maler, Schauspieler und Künstler gaben sich genauso ein Stelldichein wie Lebenskünstler und Industrielle, oft auch mit einer gewissen Vorliebe für das gleiche Geschlecht.
    Claire Waldoff war für die Wahl dieses Ortes verantwortlich. Sie war es auch, die für ihren Freund Heinrich und einige seiner besten Freunde dieses Fest ausgerichtet hatte. Ricky stellte amüsiert fest, dass sich der alte Herr hier anscheinend auch viel wohler fühlte als unter der offiziellen Berliner Prominenz.
    Gleich beim Betreten des Lokals bekam jeder Gast erst einmal ein Glas Sekt in die Hand gedrückt.
    » Hoch die Tassen«, rief Claire fröhlich und prostete damit Heinrich zu.
    » Hoch die Tassen«, riefen nun auch die anderen und leerten ihre Gläser in einem Zug.
    » Du hast aber einen Durst«, wurde Ricky von Valentin geneckt. Tatsächlich hatte sie ihr Glas ebenfalls in einem Zug geleert. » Soll ich dir noch eines bringen?«
    » Unbedingt!« Sie streckte ihm keck ihr leeres Glas entgegen. Ihre Augen blitzten so vergnügt wie schon seit Monaten nicht mehr. Zille, der es sich bereits an einem Tisch bequem gemacht hatte, winkte sie zu sich herüber.
    » Komm mal her, ich möchte dir eine gute Freundin vorstellen.«
    Die gute Freundin war niemand anderes als die von ihr so verehrte Claire Waldoff. Sie gesellte sich gerade mit einer weiteren Frau im Schlepptau an den Tisch.
    » Du bist also das gestutzte afrikanische Vögelchen, das nicht mehr tanzen kann«, begrüßte sie Ricky fröhlich. » Darf ich mich vorstellen: Bin selber ein gestutztes Vögelchen, das nämlich nicht singen kann!« Claire lachte polternd.
    » Oh, das dürfen Sie nicht sagen!«, protestierte Ricky eifrig. » Sie sind eine wundervolle Sängerin. Sie wissen ja gar nicht, wie sehr ich Sie bewundere. Wie Sie heute Abend …«
    » Nu mach mal halblang«, unterbrach sie Claire schroff. » Von dem Gelobe wird mir ja ganz schwindelig. Lass uns lieber etwas trinken!« Sie winkte den Kellner herbei, der gerade mit einem ganzen Tablett voller Sektgläser vorbeispazierte.
    » Absetzen!«, befahl sie und nahm sich gleich zwei Gläser. Eines davon gab sie ihrer Nachbarin und prostete erst ihr und dann den anderen zu. Schwuppdiwupp waren die Gläser erneut geleert. Ricky, die sich bislang in der illustren Runde ziemlich deplatziert vorkam, tat es ihr nach. Das zweite Glas Sekt stieg ihr dann auch prompt zu Kopfe. Der Alkohol ließ sie ihre Hemmungen überwinden, und plötzlich fühlte sie sich längst nicht mehr so schüchtern.
    » Erzähl was von Afrika«, duzte Claire sie

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