Familientherapie ohne Familie
Stunden wurde ich zu einer Gruppe von Angehörigen von Alkoholikern überwiesen. Dort habe ich 15 Stunden gemacht – so ähnlich wie ALANON. Das Thema aber, das mich betraf, wurde nie erwähnt, und ich wollte das auch nicht ansprechen...
So ging es dann mehr um sein als um mein Problem.« Unterbrechung durch das Team hinter dem Spiegel, der Therapeut geht zum Telefon und hört dort Folgendes: »Wir haben überhaupt keine Ahnung, warum diese Frau jetzt eigentlich kommt.« – Der Therapeut wollte besseren Kontakt zur Patientin bekommen und strukturierte deswegen anfänglich weniger.
Therapeut: »Meine Kollegen weisen mich gerade darauf hin, dass Sie eine wirklich gute Erfahrung mit den bisherigen Therapien gemacht haben, deswegen würde es sie interessieren, was das Problem jetzt ist. Aber ich glaube, das wollten Sie mir gerade erzählen.«
Mary: »Ja, nach den Beratungsgesprächen sind wir nochmals zur Paartherapie gegangen. Das war notwendig, da man nicht gleichzeitig zwei Therapien machen konnte.
Von Juli bis Oktober machten wir dann noch alle 14 Tage Sitzungen. Irgendwie ging das aber nicht gut, es wurde langsam teuer und außerdem hat Bob das Interesse an dieser ganzen Therapie verloren.
Eines Tages sagte die Therapeutin einen Termin ab, und danach sind wir nicht mehr hin, da sich nichts mehr getan hat. Um die Weihnachtszeit herum wurde ich unheimlich brummig. Da kam die alte Sache wieder hoch. Ich war sehr zurückgezogen, was ein Hauptproblem von uns ist, wir reden sehr wenig. Es war wirklich sehr viel Stress zu Hause. Ich sitze in einem Zimmer und er im anderen, wir sehen uns wirklich kaum. Wir wirken nicht mehr als Paar. In der Zwischenzeit habe ich herausgefunden, dass der Kontakt mit der Prostituierten nicht nur einmal gewesen ist, sondern mehrmals.« Therapeut: »Meinen Sie über Jahre?«
(Übertreibt die wahrscheinliche Dauer)
Mary: »Er hat es eigentlich nie gesagt.«
Therapeut: »Was vermuten Sie?«
Mary: »Ich weiß nicht. Ich würde schätzen, nicht sehr häufig, vielleicht vier- oder fünfmal.
Er hatte auch keinen richtigen Verkehr mit ihnen, ging nicht ins Bett mit denen, sondern hatte nur oralen Sex. Für mich ist das kein Unterschied. Es war einfach eine lausige Situation... Ich hoffte, dass die Zeit mir helfen würde, über die Situation zu kommen, aber es geht nicht vorbei.
Ich schlafe nachts nicht mehr, mir ist schlecht, ich habe Magenschmerzen, ich bin sehr irritierbar und wir haben überhaupt keine sexuelle Beziehung mehr. Ich habe abends immer Angst, er kommt im Bett zu mir rüber. Das letzte Mal habe ich ihm gesagt, ›es geht nicht‹, da hat er sich wieder herumgedreht und nichts mehr gesagt.
Ich kann einfach nicht vergessen, was er getan hat. Ich bin jetzt an einem Wendepunkt in meinem Leben, obwohl wir zwölf Jahre verheiratet sind, fühle ich mich nicht mehr verheiratet. Ich glaube eigentlich, lebenslang geheiratet zu haben und fühle mich nicht mehr so.«
Pause. Mary geht noch auf andere Themen ein und kommt dann zum Thema »Alkohol« zurück.
Mary: »Alkohol ist kein Problem mehr – das ist sehr gut geworden, er hat viele positive Wandlungen gemacht.«
Therapeut: »Ach, erzählen Sie mir davon.«
(Wieder geht der Therapeut auf die Ressourcen ein)
Mary: »Er holt die Kinder ab, hat vorher schon eingekauft, kocht. Bis ich nach Hause komme, ist das Essen fertig, und ich muss mich nur hinsetzen. – Das war vorher nie so.« Therapeut: »Sie haben jetzt also mittlerweile in der Beziehung einen vorbildlichen Gatten.« (Lächelt dabei)
Mary: »Ja, ich wollte das immer so, aber jetzt, wo ich es habe, bin ich nicht zufrieden. Ich kann nicht vergeben.« Therapeut: »Glauben Sie, Sie könnten sich scheiden lassen?« (Der Therapeut will die Grenzen des Konfliktes erkennen)
Mary: »Ich hasse das Wort, aber das ist meine größte Angst. Ich habe da Angst, auch vor meinen Eltern, die mir vorwerfen, ich hätte versagt. Die schauen auf Geschiedene herab. – Und außerdem die Kinder...
Trotzdem kann ich die Ehe nicht mehr reparieren.« Therapeut: »Okay, das ist jetzt klar. Sagen Sie, wie würden Sie eigentlich realisieren, dass die Dinge wieder besser gehen? Wie würde sich der erste Fortschritt äußern?«
(Wieder eine Frage nach Ressourcen, aber in einer möglichst konkreten Form)
Mary: »Ich weiß nicht, das ist wirklich schwer zu sagen. Im Sommer war es zeitweise besser. Da haben wir geredet.« Therapeut: »Was hat dazu beigetragen?«
Mary: Ȁnderungen zu sehen, die
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