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Familientherapie ohne Familie

Titel: Familientherapie ohne Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Weiss
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krank oder aufsässig? Denkt er, ich will mich von ihm trennen oder mit ihm zusammenbleiben?«) Wenn solche Sätze ausgesprochen und beantwortet sind – selbst wenn es nur vorläufige Antworten sind -, gewinnen sie eine neue Bedeutung.
    Der Therapeut kann dann nachfragen: »Na, Sie kennen Ihren Mann doch schon eine ganze Weile, was glaubt er wohl?« Falls dann die Antwort immer noch ein Achselzucken ist, formuliert man Alternativen: »Schätzt er es eher, wenn Sie hierherkommen, oder ist er eher dagegen? Raten Sie einmal!« Manche Patienten bleiben dann immer noch abwartend: »Mein Mann redet nur wenig, da weiß man nicht, was er denkt.« In solchen Fällen kann die Frage lauten: »Und wenn ich seine Gedanken lesen könnte, was würde ich dann sehen?«
    In anderen Fällen ist es günstiger, das Thema ruhen zu lassen und später nochmals darauf zurückzukommen. Hilfreich kann auch das Wörtchen »eher« oder eine vergleichbare Formulierung sein. »Möchten Sie eher dieses oder eher jenes?« Diese Abschwächung gibt dem Patienten erneut mehr Freiraum und schwächt die Dichotomie ab.

Wie lange dauern die Sitzungen? Aus wie vielen Sitzungen besteht eine Therapie?
    Es gibt unterschiedliche Arten von Therapien. Da sind zum einen die Sitzungen von 50 bis 60 Minuten Dauer, die in psychotherapeutischen Praxen üblich sind. In anderen Kontexten, zum Beispiel Arztpraxis oder Klinik, sind kürzere Gespräche von etwa 15 bis 20 Minuten angebrachter. Die Sitzungszahl schwankt naturgemäß, doch liegt das Mittel etwa bei fünf bis acht Sitzungen. Einige Therapien sind kürzer, andere können auch länger sein. 20 oder mehr Sitzungen sind aber die extreme Ausnahme.
    Trotz weniger Gespräche erstreckt sich die Therapie häufig über einen größeren Zeitraum. Der häufigste Gesprächsabstand sind vier Wochen. Gegen Ende der Behandlung können dann noch ein oder zwei Sitzungen in einem noch größeren Intervall durchgeführt werden.

Ist diese Form von Therapie anstrengend?
    Ja! Besonders am Anfang ist sie für Therapeut und Patient gleichermaßen anstrengend. Später dann, mit zunehmender Erfahrung, nimmt die Belastung für den Therapeuten deutlich ab.
    Durch die zahlreichen Fragen wird in den Sitzungen ein Prozess ausgelöst, der weit über die eigentliche Therapiedauer hinausreicht. Eine Patientin formulierte es so: »Die Antworten, die ich Ihnen in der letzten Therapie gegeben habe, waren fast alle falsch. In den letzten Wochen sind mir die Fragen immer wieder durch den Kopf gegangen. Ich habe ganz andere Antworten gefunden.«
    Fragen sind dauerhafter als Antworten. Gerade diese innere Beschäftigung mit den Fragen ist vermutlich das Geheimnis für die Kürze der Therapien.

Gibt es einen »Fahrplan« für die Therapiesitzung?
    Am besten lässt sich der Ablauf der ersten Sitzung beschreiben. Hier verfolgt man im Allgemeinen ein relativ klares Schema, wobei man im Einzelfall selbstverständlich einiges kürzen und andere Bereiche ausführlicher untersuchen kann. Da für diese Therapierichtung Fragen das wesentliche Strukturierungselement sind, soll hier noch eine Palette von denkbaren Fragen angeführt werden, die zur weiteren Anregung dienen sollen.
     
    Am Anfang stehen Fragen nach dem Kontext, dem Rahmen, in dem die Behandlung stattfindet:
    »Wie kamen Sie dazu, sich an mich zu wenden?«
    »Angenommen, Frau Dr. Meier wäre jetzt hier, was würde sie wohl sagen, was in Ihrem Leben anders wäre, wenn unsere Gespräche erfolgreich wären?«
    »Was hat Ihnen denn Frau Dr. Meier von meiner Behandlungsweise erzählt?«
    »Was denkt Frau Dr. Meier, was das Problem ist?«
    »Wo, glaubt Frau Dr. Meier, liegt das Problem eher? Bei Ihnen oder bei der Familie?«
    »Wie groß ist nach ihrer Einschätzung die Chance einer Besserung?«
    »Wie lang wird das nach ihrer Meinung wohl dauern?«
    »Wenn Frau Dr. Meier jetzt da wäre, was würde sie mir wohl als sinnvolle Therapie empfehlen?«
    »Wie lange müsste wohl Ihrer Meinung nach eine Therapie dauern, um Aussicht auf Erfolg zu haben?«
    »Was denkt wohl Frau Dr. Meier über eine Behandlung hier?«
    »Was haben Sie schon alles versucht?«
    »Was hat am ehesten geholfen?«
    »Wie hat Frau Dr. Meier bereits versucht, Ihnen zu helfen?«
    »Wie könnte ich – nach Ihrer bisherigen Erfahrung – am schnellsten erreichen, dass sich hier keine Veränderung ergeben würde?«
    »Was müsste ich tun – theoretisch! -, damit Sie die Behandlung hier abbrechen?«
    Wenn der Therapierahmen auf diese

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