Familientherapie ohne Familie
Weise klarer wurde, kann man den Schwerpunkt wechseln und die Ressourcen untersuchen, die ein Patient hat. Das heißt, man sucht unter anderem nach den Ausnahmen, bei denen das Problem nicht besteht:
»Wann haben Sie das Problem nicht/weniger?«
»Was ist der Unterschied zwischen den Situationen, in denen das Problem existiert, zu denen, in denen es nicht existiert?«
»Was müsste geschehen, damit die Ausnahmen häufiger vorkommen?«
»Wer, außer Ihnen, kann wohl am ehesten dazu beitragen, dass das Problem weniger vorkommt?«
»Woran würden Sie merken, dass das Problem gelöst ist?«
»Wie werden die anderen merken, dass das Problem gelöst ist?«
»Stellen Sie sich vor, heute Nacht würde sich ein Wunder ereignen und morgen gäbe es das Problem nicht mehr. Was wäre dann anders in Ihrem Leben?«
»Gibt es schon Zeiten oder Momente, wo es das bereits gibt?«
»Was ist da anders?«
»Was müssten Sie (andere) unternehmen, damit dies häufiger vorkommt?«
»Wie haben Sie es geschafft, dass Sie diese Situation so lange bewältigt haben? Warum ist es nicht noch schlimmer?«
»Wie haben Sie (andere) es erreicht, dass es nicht schlimmer wurde?«
»Wie haben Sie es geschafft, trotz der Beschwerden überhaupt zu mir zu kommen?«
Durch solche – und weitere – Fragen findet eine erste Öffnung statt. Das präsentierte Problem wird in einen anderen Rahmen gestellt und gewinnt dadurch eine neue Dimension. Man wechselt dann erneut die Perspektive und versucht nun zu verstehen, in welchem Netzwerk von Beziehungen sich der Patient bewegt:
»Wenn Ihre Frau hier anwesend wäre, wie würde sie mir das Problem schildern?«
»Wie würde Ihre Tochter über den Ablauf der Ereignisse berichten?«
»Sieht das Ihr Sohn, Ihre Schwiegermutter, Ihr Arbeitskollege genauso oder anders?«
»Wie erklärt sich wohl Ihr Mann, warum Sie das Problem haben?«
»Wie kommt es denn zu den Unterschieden zwischen Ihrer Sicht und der Ihres Mannes?«
»Was würde wohl Ihre Chefin sagen, wenn sie wüsste, dass Sie hierher zu mir kommen?«
»Wenn Ihr kranker Magen sprechen könnte, was würde er Ihnen wohl empfehlen, wie Sie sich verhalten sollten?«
»Wenn Ihr verstorbener Vater noch am Leben wäre, was würde er Ihnen raten?«
»Wie werden es wohl Ihre Kinder einmal beurteilen, wenn sie älter sind?«
Auch das Verständnis der Einbindung im System schafft eine weitere Öffnung des Verstehens. Dabei kann man die Möglichkeit zu skalieren nutzen. Sprache ist leider in ihrer Differenzierungsfähigkeit sehr begrenzt. Wir sind uns sehr nahe oder ziemlich oder auch überhaupt nicht. Eine Skala mit zehn Stufen zwischen 0 und 10 könnte dies klarer beschreiben:
»Stellen Sie sich eine Skala von 0 bis 10 vor. ›0‹ wäre die schlechteste Situation, die Sie bisher erlebt haben, ›10‹ wäre die beste Situation, die Sie bisher kennengelernt haben.
Wo stehen Sie heute?
Wie war es davor?
Wie kommt es, dass es Ihnen heute (gestern) besser geht?
Was müssten Sie tun, damit es Ihnen eine Stufe schlechter geht? Was wäre dann anders?
Was müssten Sie tun, damit es Ihnen eine Stufe besser geht? Können Sie mir das beschreiben?
Welche Stufe war die schlechteste, die Sie bisher erlebt haben?
Wann war das?
Was war das Beste, was Sie in letzter Zeit erlebt haben? Beschreiben Sie einmal, wie die Stufe ›10‹ aussähe!
Ab welcher Stufe wären Sie zufrieden? Muss es immer ›10‹ sein oder genügt schon weniger?
Was ist der Unterschied zwischen jetzt und der Stufe, bei der Sie zufrieden sind?
Was glauben Sie, wird wohl der erste Schritt in die richtige Richtung sein?«
Schließlich bereitet man die Lösungen – wie beschrieben – durch hypothetisches Fragen vor:
»Gesetzt den Fall, Sie würden sich nicht vor Ihrem Kind streiten, sondern würden sich mit Ihrem Partner vorher absprechen, was wäre dann anders?«
»Wie könnten Sie das am ehesten erreichen?«
»Gab es das schon einmal?«
»Wenn Sie es versuchen würden, wie könnten Sie Ihren Partner am ehesten dazu überreden?«
»Gesetzt den Fall, Sie würden sich entschließen, mit dem Rauchen aufzuhören, was hätte das für eine Auswirkung auf Ihre Partnerschaft?«
Danach schließt sich eine Pause an, in der Interventionen entworfen werden können.
Gibt es noch mehr Interventionen als die bisher erwähnten?
Die Zahl der denkbaren Interventionen ist unbegrenzt! Dabei lassen sich auch viele Elemente miteinander vermischen.
Ein Beispiel ist das Thema »Bulimie«. Neben den
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