Fan Man
Medizinmänner haben das getan, ach nee, Mann, Moment mal, Mann, es is nur, weil ich meine spezielle Horse-Badorties-Sicht-Korrektiv-Sonnenbrille aufhab, Mann, mit dem einen einzigen Guckloch in der Ecke von der einen Linse, Mann, so daß man stutzäugig und schließlich blind wird, wenn man sie trägt, Mann, wie wunderbar, sie abzunehmen, Mann, und wieder zu sehn.
»Jetzt, Liebeschor, ist es Zeit, daß ich euch in den endgültigen Reinigungsprozeß der Musik einführe. Er heißt Onkel Schleicher und geht so –«
Jetzt, Mann, kriegen sie mein Dreiviertelprofil zu sehn, in knappen Umrissen, Mann, und ich roll die Augäpfel in die Winkel meiner Augenhöhlen, so daß ich sie von oben her anblinzel, seitwärts. Und die Ellbogen an den Brustkorb drückend und die Unterarme ausstreckend wie ein arthritischer polynesischer Tänzer wink in ihnen zu, Mann, schlangenartig umherschlitternd. Ich bin der geisteskranke Onkel Schleicher, Mann, schleich übern Dachboden, durch die Gänge ihres Bewußtseins.
Dies ist ein abscheuliches Gesicht, Mann, und vielleicht ist es das abscheulichste von allen meinen Gesichtern, Mann, weil es nicht etwas Langbegrabenes wie mein Tyranosaurus-Rex ist, sondern etwas, das vor nicht sehr langer Zeit in meinem Stammbaum lebte, Mann. Der liebe alte Onkel Schleicher, Mann, ist der unglaublich verrückte Verwandte, den wir alle schlafend in unserm Innern tragen. Er würde ganz hochkommen und von mir Besitz ergreifen, Mann, mich übernehmen und völlig schizo machen, Mann, wenn ich den Onkel Schleicher nicht ab und zu rausnehmen und lüften würde, Mann, n bißchen rumlaufen und rumschleichen lassen, Mann, danach geht er wieder runter in sein entsetzliches geheimes Verließ und läßt mich in Ruhe.
»Also gut, alle miteinander, wir nehmen jetzt alle unsere Plätze in dem Onkel-Schleicher-Bild ein.«
Unglaublich, Mann, fünfundzwanzig Mädels rollen die Augen in die Winkel ihrer Augenhöhlen und bringen die Hände in die wahnsinnige Kriechstellung, und jetzt schleichen wir alle zusammen über den Balkon und die Wendeltreppe runter, Mann, von wo wir uns zu den Chorgängen der Kirche fortbewegen, Mann, und hin und her schleichen.
»Hervorragend, jetzt fangen wir an, eins zwei …«
Onkel Schleicher, Mann, singt ein Lied von unerreichter Unheimlichkeit. An den flackernden Kerzen des Altars vorbeischleichend singen wir unsre Onkel-Schleicher-Musik, Mann, schneiden so teuflische und wahnsinnige Gesichter, daß die letzten Hemmungen, die die Mädels gegenüber der Musik noch haben, jetzt völlig ausgelöscht werden. Wir sind vollständig gereinigt, Mann. Wir haben das Schlimmste in uns ausgelebt. Vom Tyranosaurus-Rex zum Onkel Schleicher zum NBC, Mann, wir sind auf dem Weg. Der Liebeschor hat gelernt, wie man zusammen singt, Mann!
25
Der Fan Man geht essen
Es ist Nacht auf der Lower East Side, Mann, und nachdem ich den ganzen Tag lang gearbeitet und meinen Laden aufgefüllt und den ganzen Abend Onkel Schleicher gesungen hab, trink ich jetzt ne Flasche Piña-Colada am Schnellimbiß, nehm gesunde Lebensenergie und Verdauungsenzyme auf, um die totale Leere meines Magens zu verdauen. Wie wünschte ich mir, ich hätt nen dreckigen Hot Dog, Mann.
Wander rum, Mann, stolper hungrig durch die Lower-East-Side-Nacht, auf der Suche nach dem letzten Hot Dog. Ich bestell mir statt dessen lieber ne Pilz-Pizza. Moment mal, Mann, hier isn Stand mit Bratwürsten Zwiebeln und Pfeffer, Mann, schau mal all die saftigen Schweinsdärme, Mann, die da brutzeln und blubbern, vollgestopft mit durchgedrehter Fäkalmasse und Augäpfeln, ich glaub, Mann, ich gehn bißchen weiter zu nem netten ruhigen sauberen Restaurant, Mann, und bestell mir einen Käsesandwich … Moment mal, Mann, ICH HABS! Ich geh ins makrobiotische Restaurant und bestell mir nen Teller braunen ungeschälten Reis mit ner zerschnitzelten Schürze drin und vielleicht nen alten Wischlappentee. Es is ne Tatsache, Mann, ich kenn ein Mädel, das da gearbeitet hat, und sie hat mir erzählt, eines Tages hätte sie tatsächlich nen alten Wischlappen im großen Zen-Teetopf entdeckt.
Vielleicht geh ich doch nicht rein, Mann, ich könnte statt dessen, wenn ich von hier aus einfach zehn bis fünfzehn Straßen zum widerlichen West Village raufgeh, nen griechischen Sandwich mit Erbsen und Zwiebeln und ner Sesampaste namens Filafel bestellen, Mann, und mich, wenn ich eins davon esse, grauenhaft fühlen. Nein, Mann, ich laß mir lieber was andres einfallen. Ich habs, Mann,
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