Fan Man
zwischen ausgelutschten Apfelsinen, totem Holz, altem Eisen und eingetrocknetem Rotz. Hier ist er, Mann, und der Tisch mit dem Müll genau davor. Wirf den Tisch um, Mann, jetzt is nich Zeit für große Umstände, ich bin am verhungern.
Irgendson geheimnisvolles Gemüse hockt im Kühlschrank, verschrumpelt, schmutzig, von Schimmel bedeckt, irgendwas Verfaultes, Mann, und es ist mein Frühstück.
Statt das zu essen, Mann, kehr ich lieber wieder auf mein Schmerzenslager zurück. Ich werd noch mal das Bardo der Träume betreten, Mann, sofern ich mein Bett finden kann. Es muß durch diese Tür sein und dann irgendwo hier hinten drin, Mann. Ich brauch noch etwas Schlaf, das wird mir jetzt klar. Ich funktionier einfach nich, komm einfach nich weiter, bis ich nich wieder schlaf.
Kriech über die Schreibtischschubladen krachvoll mit alten Lumpen und meiner Sammlung abgelaufener Socken und rutsch runter, Mann, erwisch eine Ecke von meinem Bett, Mann, wo ich mich endlich ausruhen kann auf einem Stapel Bücher Steine alter Eimer. Kriech in meine gelben verschmierten steifen zerrissenen Wachspapierlaken, Mann, wie nett. Und das letzte was ich tu, Mann, bevor ich einschlaf, ich stell meinen batteriebetriebenen tragbaren japanischen Fan { * } an. Der Summton, den er macht, das süße beständige melodische Brummen wiegt mich in den Schlaf und dann träum ich Symphonien und wach mit einem steifen Nacken auf.
2
Horse Badorties’ Beutel
Horse Badorties wacht wieder auf, Mann. Mann, auf wel chem Planeten bin ich? Schein in irgend nem merkwürdigen urzeitlichen scheußlichen Fett eingemacht zu sein. Moment mal, Mann, das is mein Horse-Badorties-Kissenbezug. Ich bin am Leben und es geht mir gut in meinem eigenen Horse Badorties widerwärtigen Leben.
Zeit zum Aufstehn, Mann, du mußt aufstehn und rausgehn ans Tageslicht und fünfzehnjährige Mädels in dein Leben bringen.
Ich setz meine Horse-Badorties-Füße in Trab, Mann, hol mir meine Sachen zusammen, sammel die verschiedenen wertvollen Stücke meines Apartments ein, Mann, die ich jetzt mitnehmen Muss. Ich hab den japanischen Fan in meiner Hand, Mann, und marschier vorwärts durch meinen Müllhaufen. Mach mir Luft, Mann, an nem heißen Sommermorgen oder -nachmittag, eins von beiden.
Auf zum Fenster, Mann, von wo aus man weit über die Dächer bis zu nem Turm in der Ferne sieht, auf dem es vier Uhr nachmittags ist. Spät, Mann. Ich muß raus aus dem Apartment, oder ich lauf immer im Kreis drin rum, entdeck verlorene Schätze uralter Zivilisationen und bleib den ganzen Tag hier hängen.
Hier is mein Beutel, Mann. Jetzt muß ich ihn mit den Dingen vollstopfen, die fürs Überleben auf der Straße wesentlich sind: Noten, Fan, Wecker und Tonbandgerät. Und nochn letzter Gegenstand, der in meinen Überlebensbeutel gepackt werden muß, ist Commander Schmocks koreanische Mütze mit den Ohrenklappen, falls ich unterwegs puertoricanische Musik zu hören bekomm.
Mann, es sind zahllose tausend andere Dinge in diesen Räumen, die ich mitnehmen sollte für Notfälle, und da es Sommer ist, Muss ich meinen Mantel mitnehmen. Mir ist ganz so, als werd ich ihn brauchen können. ’ Viele andre Sachen würd ich noch gern in meinen Beutel stopfen, Mann. Alles, Mann, ich würd gern alles mitnehmen und deswegen muß ich, nach einem letzten Schluck Wasser, hier raus.
Küchenschaben trippeln über den gigantischen Haufen verklebten und zusammengebackenen Geschirrs in meinem Horse-Badorties-Waschbecken. Das Wasser ist noch nicht kalt genug. Ich werd das Wasser hier nen Augenblick laufen lassen, bis es kalt wird. Ich darf nicht vergessen, es abzustellen. Ich hab alles, was ich brauch, Mann. Alles, was ich möglicherweise brauchen könnte für ein paar Stunden auf der Straße, ist unwiderruflich in meinem Beutel verstaut. Wenn er noch viel schwerer wird, kann ich ihn nicht mehr tragen.
»Ich stell das Tonbandgerät an, Mann, um das Geräusch der zugehenden Tür aufzunehmen, während ich meine Wohnung verlasse. Dieses langgezogene quietschende Geräusch, Mann, ist der wunderbare Ton der Freiheit für Horse Badorties. Es ist der Ton der Befreiung, Mann, von meinem Zwang, das Weggehn immer wieder aufzuschieben … Moment mal, Mann, ich hab vergessen, mich zu vergewissern, ob ich nich doch noch was mitnehmen wollte.«
Noch mal zurück in die Wohnung, Mann, geht der Geisteskranke in seinem Wahn. Hab ich noch irgendwas vergessen zu tun oder mitzunehmen? Nur eins, ich muß die Schuhe ausziehn, diese
Weitere Kostenlose Bücher