Fangboys Abenteuer (German Edition)
– er konnte sehr wohl über sich selbst lachen – sondern weil es ein Erstickungsrisiko für das Kleinkind darstellte.
Die frischgebackenen Eltern verzogen jedoch keine Miene. Samuel blickte sogar ernster und finsterer drein, als Dr. Thompson ihn jemals gesehen hatte. Was zu seinem dritten Gedanken führte: Kreuzung. Irgendwie war das genetische Material eines Piranhas mit dem eines Menschen kombiniert worden, und das beunruhigende Ergebnis hatte er hier vor sich.
Er verwarf den dritten Gedanken und ging zum vierten über: Er hatte es sich lediglich eingebildet. Aber, nein, der Mund des Babys war immer noch geöffnet und immer noch voller scharfer Zähne. Dr. Thompson dachte über diese Angelegenheit kein fünftes Mal nach und flüchtete sich ins Reden.
»Hmmmm«, sagte er.
»Haben Sie so etwas schon einmal gesehen?«, fragte Samuel. »Ich meine, handelt es sich hier um eine bekannte Krankheit?«
Dr. Thompson schüttelte den Kopf. Er berührte einen der Zähne mit dem Zeigefinger – sanft, aber schnell, als könnte das Baby versuchen, ihn abzubeißen. Die Zähne waren größer als die eines Erwachsenen und V-förmig. Sie sahen aus, als stammten sie aus einem fürchterlichen Albtraum, aus dem man schreiend und schweißgebadet aufwachen würde; jedoch beschloss Dr. Thompson, dass es besser wäre, seine Meinung diesbezüglich nicht zu äußern.
»Ich werde Sie nicht anlügen« sagte er. »Das ist der untypischste Babymund, den ich je gesehen habe.«
»Ist es gefährlich?«, fragte Ellen.
»Das könnte es gewiss sein. Haben Sie sich jemals versehentlich auf die Zunge gebissen? Das tut weh, oder? Naja, jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie beißen sich mit solchen Zähnen auf die Zunge. Unschön!«
Ellen zuckte zusammen.
»Was die Gefahr für andere angeht«, fuhr Dr. Thompson fort, »glaube ich, dass er versucht, Ihnen ein Stück Hals abzubeißen? Nein. Was aber nicht bedeutet, dass Sie nicht besonders vorsichtig sein sollten, wenn Sie ihn Bäuerchen machen lassen. Ich sehe aber keinen Grund für Sie, sich vor Ihrem Sohn zu fürchten.«
»Kann man sie reparieren?«, wollte Samuel wissen.
»Ich bin kein Zahnarzt«, gestand Dr. Thompson ein, obwohl ihn diese Tatsache in der Vergangenheit nicht davon abgehalten hatte, bei sechs unterschiedlichen Ereignissen als solcher zu praktizieren. »Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es viel leichter ist, Zähne zu schärfen, als sie abzustumpfen. Vermutlich könnte man sie überkronen, aber das wäre eine teure Angelegenheit.«
»Wie wär’s einfach mit Ziehen?«
»Samuel!« Ellen drückte das Baby fester an sich, als könnte ihr Ehemann versuchen, es ihr aus den Händen zu reißen. »Wir werden ihm nicht die Zähne ziehen! Es wird schon seinen Grund haben, warum er so geboren wurde.«
»Um Angst und Schrecken zu verbreiten?«
»Ich liebe ihn deshalb nicht weniger, und du auch nicht. Wir werden ihn so großziehen, wie wir es vorhatten. Vielleicht natürlich mit ein oder zwei kleinen Änderungen, aber er wird ein normales Leben haben.«
Samuel wandte sich Dr. Thompson zu. »Sie haben seine Zunge erwähnt. Was, wenn er sich tatsächlich darauf beißt? Dann hätten wir ein Kind mit gruseligen Zähnen und ohne Zunge. Er könnte dann nicht reden; er würde nur stöhnen, was nicht gerade dazu beitragen würde, nicht für ein Monster gehalten zu werden! Ich schlage ja nicht vor, dass wir einen Stein nehmen und sie ihm einen nach dem anderen ausschlagen, aber dafür muss es doch eine Art komplizierte Operation geben, die man durchführen kann.«
Dr. Thompson runzelte die Stirn. Logisch betrachtet war er mit Samuel einer Meinung. Mit solchen Zähnen könnte der Junge unmöglich eine normale Kindheit haben. Andererseits hatte Dr. Thompson gelernt, dass man sich immer auf die Seite der frischgebackenen Mütter stellen sollte, ganz egal, worum es ging.
»Ach, dem kleinen Nathan wird es gutgehen«, sagte Dr. Thompson und packte sein Stethoskop weg. »Frischgebackene Eltern machen sich nun mal Sorgen, das ist normal, aber ich bezweifle wirklich, dass er für sich oder für andere eine Gefahr darstellt. Falls Sie irgendwelche Probleme haben, rufen Sie mich einfach an!«
Er verließ das Haus zwar nicht schnell, aber er trödelte auch nicht.
Während Dr. Thompson nach Hause fuhr, fragte er sich, ob das die Gelegenheit für ihn sein könnte, in eine der angesehenen medizinischen Fachzeitschriften zu kommen. Er könnte die Entwicklung des Jungen mit den Horror-Zähnen
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