Fangjagd
bestimmt mehr – vor allem nach den schrecklichen Ereignissen im Zusammenhang mit Mrs. Lairds Tod. Ich möchte wetten, daß er kurz vor dem Zusammenbruch steht.“ Newman machte eine Pause. „Vorhin hast du übrigens den Empfang anläßlich des Ärztekongresses erwähnt. Weshalb willst du Jesse besuchen, bevor dieser Empfang stattfindet?“
„Um nach Möglichkeit weitere Informationen von ihm zu erhalten. Um nach Möglichkeit herauszubekommen, was ihm wirklich fehlt. Bei diesem Empfang werde ich dann Professor Grange öffentlich mit den Tatsachen konfrontieren. Wir wissen, daß er sein Erscheinen zugesagt hat. Versuch bitte nicht, mich davon abzuhalten, Bob – mein Entschluß steht fest!
Und was ist mit Seidler?“ fragte Nancy rasch.
„Möglicherweise kann er uns als Führer durch dieses Labyrinth dienen. Er ruft mich um siebzehn Uhr hier an, und wir treffen uns heute abend mit ihm. Am besten packst du einen kleinen Koffer für uns, damit wir notfalls irgendwo übernachten können“.
„Warum?“ erkundigte sie sich misstrauisch.
„Seidler wirkt am Telefon noch ängstlicher als Novak. Ich vermute, daß er irgendeinen entlegenen Treffpunkt vorschlagen wird, den wir mit knapper Not rechtzeitig erreichen können, wenn wir wie verrückt rasen. Auf diese Weise dürfte er verhindern wollen, daß wir vor unserer Abfahrt jemand anders informieren. Er kommt mir wie ein Mann vor, der keinem Menschen traut…“
„Novak weiß übrigens, daß ich heute zu Besuch in die Klinik komme, Bob“, teilte Nancy ihm wie nebenbei mit. „Ich habe ihn angerufen, während du unterwegs gewesen bist. Diesmal habe ich Glück gehabt. Astrid, die unsympathische alte Hexe, hat anscheinend dienstfrei gehabt. Ein Mann hat sich gemeldet und mich sofort mit Novak verbunden. Und von ihm weiß ich, daß Kobler irgendwo unterwegs ist“.
„Kobler ist nicht in der Klinik?“ erkundigte Newman sich rasch.
„Richtig! Grange offenbar auch nicht. Novak wollte wissen, ob du auch mitkommen würdest. Er scheint großen Wert darauf zu legen. Können wir bald fahren?“
„Ja, sobald ich eine kurze Verabredung in der Hotelbar eingehalten habe. Mit einem Landsmann von dir – einem gewissen Lee Foley…“
„Wer oder was ist dieser Foley?“
„Ein Killer…“
Nach dieser lakonischen Antwort verließ der Engländer Nancy mit dem Bewusstsein, ihr erneut begreiflich gemacht zu haben, daß sie vorsichtig sein mußte, wenn sie überleben wollte.
Der große Amerikaner mit dem dichten weißen Haar stand höflich auf, als Newman durch die Hotelbar an seinen Tisch kam. Er hatte bereits einen Drink in einem hohen Glas mit Eiswürfeln vor sich stehen. Newman bestellte sich einen doppelten Scotch und nahm neben Lee Foley Platz, der diesmal einen teuren blauen Anzug mit cremefarbenem Hemd, blauer Krawatte mit kleinen, weißen Quadraten und goldenen Manschettenknöpfen trug.
„Sie wohnen im Bellevue Palace, Lee?“ erkundigte Newman sich.
„Ja, zumindest vorläufig. Ich hab’ noch einiges zu erledigen.“
Er hob sein Glas.
„Cheers!
Vorhin hat mich übrigens dieser Arthur Beck von der Bundespolizei besucht. Scheißkerl! Er hat mir fast leidgetan – er findet einfach keinen Grund, mich des Landes zu verweisen.“
„Noch nicht…“
„Bis er einen gefunden hat, bin ich längst weg!“
„Fliegen Sie noch immer selbst?“ fragte der Engländer.
„Nur Sportflugzeuge. Cessnas, Pipers und dergleichen.“
„Wie wär’s mit einem Lear Jet?“ schlug Newman vor.
„Jetzt klopfen Sie auf den Busch.“ Foley lächelte sein kaltes Lächeln, das seine eisblauen Augen nicht erreichte. „Beck macht sich Sorgen“, fuhr er fort, „weil die Zahl der Toten steigt. Bisher sind’s zwei. Der kleine Mann, mit dem Sie und ich gesprochen haben, und jetzt irgendein Engländer…“
„Drei!“ verbesserte Newman ihn. „Außerhalb der Klinik Bern ist eine Amerikanerin zu Tode gekommen.“
„Ja, ich weiß. Und es könnten noch mehr werden, was?“
„Ich habe den Eindruck“, meinte Newman nachdenklich, „das die Klinik etwas Schutz gebrauchen könnte. Dafür könnte sie sich einen teuren Fachmann leisten…“
„Wollen Sie sich nicht bewerben?“
„Das läge ja wohl eher auf Ihrer Linie, nicht wahr?“ Foley stellte sein Glas ab und starrte gedankenverloren hinein.
„Erinnern Sie sich noch an unseren gemeinsamen Reeperbahnbummel in Hamburg? Wie wir beinahe die Stadt auseinander genommen hätten? Sie sind der einzige Mann, der mich jemals unter
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