Fangonia (German Edition)

wurde für die königliche Innenausstattung verwendet. Er glänzte im funkelnden Schein von prächtigen Kronleuchtern, die über und über mit Edelsteinen besetzt waren. Die ganze Halle glitzerte in sattem Smaragdgrün. Wie Sterne funkelten geschliffene Diamanten von den Decken. Nie und nimmer hätte Dina solch eine Pracht in dem schrecklichen Berg vermutet.
    In den unteren Etagen schoben Zwerge mit gelben Schutzhelmen eifrig Schubkarren hin und her und bearbeiteten die harten Felswände mit ihren Meißelchen. „Da unten sind unsere Minen.“, erklärte Loki fachkundig. „Der lange Gang links führt zu unserer Smaragdmine. Sie ist sehr ergiebig in letzter Zeit. Wir scheinen eine Ader getroffen zu haben. Rechts geht es zu den Diamanten.“ Einige Stockwerke darüber saßen Zwerge an großen Schleifsteinen. Ganze Körbe mit den kostbaren Rohsteinen lagen vor ihnen. Immer wieder prüften sie kritisch die Wirkung einer abgeschliffenen Seite im hellen Lichtschein.
    „Wahnsinn.“ Dina und ihre Freunde waren begeistert. Bei dem Funkeln und Glitzern hatten sie fast vergessen, warum sie eigentlich hier waren. Loki wies sie die Treppe hinuntergehen, die von der Empore hinab führte.
    „Hier ist unser Versammlungsraum.“
    Er ging freien Schrittes in die Mitte des Raumes und läutete an einer riesigen Kristallglocke. Der helle Klang tönte durch alle Stockwerke.
    Die Zwerge ließen ihre Arbeit stehen und strömten herbei, staubig und in Arbeitskleidung. Neugierig betrachteten sie die fremden Gesichter, aber keiner schien wirklich überrascht, sie zu sehen.
    Zwischen all den stämmigen Zwergenburschen mit dem strubbeligen Haar fiel Dina ein Zwerg ins Auge, der ganz anders war. Seine Schultern waren längst nicht so breit wie die seiner Leute und auch sein Gesicht war weicher und kindlicher. Ja, er sah aus wie ein ganz normaler Junge, der schon sehr lange nicht mehr bei einem Friseur gewesen war. Sein dunkles Haar hing ihm tief in die Augen und fiel lang über seine Schultern. Immer wieder blickten seine Augen zu ihr, dem Kobold, der Fee und dem Sandling, während Loki seine Rede hielt. Er schien der einzige zwischen den Zwergen zu sein, der sich wirklich über ihre Anwesenheit wunderte.
    Loki erzählte den Zwergen das, was Muschelstaub ihm berichtet hatte. Dina fiel auf, dass er dabei einige aufregende Ereignisse besonders ausschmückte und manchmal sogar etwas hinzudichtete. Ganz klar, die Zwerge liebten Abenteuergeschichten.
    Als er mit dem Sprechen aufgehört hatte und die Geschichte bei den Zwergen nachhallte, zupfte ihn Muschelstaub an seinem Rockzipfel.
    „Wann kann ich endlich mit dem Zwergenmonarch sprechen? Es eilt. Wir haben wirklich keine Zeit zu verlieren.“
    Er wurde langsam ungeduldig. Auch Dina musste immer an Joe denken. Sie wollte ihn endlich retten. Wie, das wusste sie noch nicht, aber wenn es eine Möglichkeit gab, dann würde sie sie finden.
    Loki lachte.
    „Der Zwergenmonarch? Du meinst Eldor? Sandling, wir haben uns wirklich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Wir Zwerge haben jetzt eine Demokratie.“, verkündete er.
    „Wie ist das passiert?“, wollte Wilbur wissen.
    „Nun, manche Zwerge können mit Macht einfach nicht umgehen. Sie stieg Eldor zu Kopf. Als er auf einem seiner Höhenflüge war, gab es einen Rutsch und er wurde gestürzt.“
    „Du meinst wohl, es gab einen Putsch und er wurde gestürzt.“, verbesserte ihn Dina.
    „Nein, nein, es ist so, wie ich es sage“, trällerte Loki. „Siehst du diese Treppe da hinten?“
    Loki zeigte auf eine enge Wendeltreppe, die sich nach oben in den Berg schraubte.
    „Wir hatten noch nicht lange mit dem Bau der Treppe begonnen, da stieg Eldor eines Tages auf den Rohbau, um wieder irgendein Machtgeplänkel von sich zu geben. Na ja, er war nicht sonderlich schwindelfrei und ein ganz kleiner Schubs genügte… Er wurde gestürzt.“, erklärte Loki mit heiterer Miene.
    Dina schluckte.
    „Also, Zwerge“, rief Loki, „wie ihr seht, wollen unsere neuen Freunde die Abmachung genauso wie wir wiederhaben… Und natürlich auch ihren Schatz… Sollen wir sie in unser Geheimnis einweihen?“
    Geheimnis – Wilbur hatte aufgehorcht.
    „Ja!“, ertönte es aus allen Ecken.
    „Ich bin dafür.“
    „Ich auch!“
    „Ich nicht.“
    „Ist mir egal.“
    Die demokratische Mehrheit siegte.
    „Also, wir haben uns fast einstimmig dazu entschlossen, das Geheimnis mit euch zu teilen. Kommt mit.“
    Loki führte Dina und ihre Freunde zu der Wendeltreppe, auf