Fangonia (German Edition)
bahnen?
Wilbur, Muschelstaub und Gwendolyn hatten alles entsetzt von oben mit angesehen und rannten nun aufgeregt an der Klippe entlang. Irgendwie mussten sie Dina doch helfen, irgendwas musste ihnen einfallen. Schnell! Bevor es zu spät war!
Dina prallte mit dem Knie gegen einen harten Stein. Die Eiseskälte des Wassers betäubte den Schmerz. Sie fühlte nichts mehr. Doch auf einmal stoppte ihre rasante Fahrt. Grobe, grüne Maschen hielten sie auf, während das Wasser ungehindert hindurch strömte. Neben ihr zappelte etwas Langes, Silbriges. Plötzlich fuhr ein heftiger Ruck durch die Maschen, und Dina wurde aus dem Wasser gehoben.
Ich bin in einem Netz , wunderte sich Dina.
Dann nahm sie nichts mehr wahr.
~ ~ ~
Rubeus staunte nicht schlecht, als er das Netz, das er zum Fischfang in den Fluss geworfen hatte, mit starker Hand einholte.
„Was für ein Fisch ist mir denn da ins Netz gegangen?“, brummte er verwundert. „Na, da wollen wir mal sehen…“ Er befreite Dina aus den Maschen und warf sie sich über die Schulter als hätte sie kein Gewicht. Den Fisch, der silbrig neben ihr gezappelt hatte, nahm er in die andere Hand. Dann verließ er pfeifend die Klippe.
Muschelstaub, Wilbur und Gwendolyn hatten sich noch gerade rechtzeitig hinter einem großen Felsen geduckt, als sie den Riesen bemerkten. Mindestens vier Meter war er groß. Sie hatten beobachtet, wie der dunkelbärtige Hüne ein riesiges Netz aus dem Fluss gezogen hatte, und den Atem angehalten, als sie Dina darin hatten liegen sehen.
Muschelstaub wollte sofort zu ihr hinlaufen, doch Wilbur hielt ihn zurück.
„Du weißt nicht, ob er gefährlich ist!“
Sie warteten, bis sich der Riese abgekehrt hatte und folgten ihm dann leise in sicherem Abstand.
Der Riese lief mit großen Schritten geradewegs zu dem schroffen Felsenberg, der sich nun in beängstigender Nähe vor ihnen aufbäumte. Zwischen zwei mächtigen Felsblöcken, verschwand der Riese. Hier, direkt am Fuße des warnenden Zeigefingers mit der dunklen Wolke an der Spitze, hatte er seine Höhle. Die Freunde blieben am Eingang stehen und lugten hinter einem Felsblock hervor.
~ ~ ~
„Roberta, ich bin wieder da!“, grölte Rubeus durch die Höhle.
„Was hast du gefangen?“, fragte Roberta, die mit dem Rücken zu ihm auf einem großen Steinstuhl saß und etwas zufrieden Glucksendes auf ihrem Schoß hin und her wiegte. Ihr flachsblondes Haar war in Eile zu einem dicken Knoten gebunden. Etliche Strähnen hingen heraus und verliehen ihr ein wildes Aussehen.
Rubeus warf den armlangen Fisch auf den stabilen Marmortisch. Roberta schaute auf.
„Das ist aber nicht sehr viel. Da wirst du heute noch mal gehen müssen, Rubeus!“, meinte sie sachlich. „Rubi wird immer hungriger. Kannst du ihn mal halten? Ich muss Wasser aufsetzen.“
„Gleich, Roberta, da gibt es noch etwas, was du dir ansehen solltest. Ich hatte noch etwas im Netz!“
Roberta drehte sich neugierig um. Rubeus legte Dina behutsam neben den Fisch auf den Marmortisch.
„Sie war auch im Fluss!“ Robertas steingraue Augen weiteten sich.
„Ist sie…?“
„Nein, ich denke nicht. Aber das Wasser ist sehr kalt, wie du weißt. Vielleicht sollten wir ihr etwas Warmes und Trockenes…“
„Ja, ja, natürlich. Hier!“ Roberta drückte ihrem Mann das Söhnchen Rubi in den Arm und kramte hastig in einem meterhohen Steinschrank.
„Hier, der sollte ihr passen. Sie ist ja so winzig… Rubi braucht ihn nicht mehr. Der Junge wächst in letzter Zeit so schnell.“
Sie zog der schlafenden Dina die nassen Sachen aus und streifte ihr einen dicken, hellblauen Wollpullover über. Lachende kleine weiße Schäfchenwolken waren darauf gestickt.
„Nein, das ist nichts zum Spielen, Rubi.“, wies der Riesenvater seinen Nachwuchs zurecht, dessen speckige Ärmchen nach Dina greifen wollten. Rubi verzog das Gesichtchen.
„Hier, nimm deine Rassel, du Wicht.“ Rubeus drückte seinem Sohn das Spielzeug in die Hand und setzte ihn auf den Boden. Roberta hob Dina vom Tisch und verschwand mit ihr in einem der hinteren Zimmer. Rubeus folgte ihr.
~ ~ ~
„Erzähl, was hast du gesehen!“, riefen Wilbur und Muschelstaub aufgeregt Prinzessin Gwendolyn entgegen, als sie wieder am Höhleneingang erschien.
Sie hatten die kleine Fee als Späherin zu dem Riesen geschickt. Es erschien ihnen ungefährlich für Gwen. Sie war schließlich so klein, dass die Riesen sie höchstens für eine Fliege halten konnten.
„Sie haben mich nicht einmal
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