Fantastik AG
nicht
vergessen werden, Theodor Welk.«
»Ãhm, danke, Euer Majestät«, sagte Theodor verlegen.
»Aber es ist noch nicht vorbei. Diese Menschen«, die Königin zeigte
in die Runde, »müssen in ihre Welt zurückkehren, bevor es zu spät ist.«
»Ich kümmere mich darum, Euer Majestät«, sagte der Student, von
seiner eigenen Entschlossenheit überrascht.
Er griff sich das Mikrofon, das Hymnias Gesang verstärkt hatte.
Seine Stimme echote durch die Halle, als er die bei solchen
Gelegenheiten übliche Frage stellte:
»Ist dieses Ding an?«
Donnernder Applaus antwortete ihm.
Peinlich berührt, aber auch ein kleines bisschen von Stolz erfüllt,
lieà Theodor den Beifall über sich ergehen.
»Ãh, okay, ja, danke«, beschwichtigte er schlieÃlich. »Vielen
Dank. Ãh ⦠wie fange ich am besten an ⦠also, äh, Folgendes: Es ist unheimlich
wichtig, dass jetzt alle, die nicht aus dieser Welt
stammen, geordnet und in aller Ruhe, aber zügig in ihre Heimatwelt
zurückkehren.«
Schweigen.
»Warum?«,
rief eine einzelne Stimme aus dem Publikum.
»Ãhm.« Der Student kratzte sich am Kopf. »Weil ⦠sonst die
Apokalypse bevorsteht.«
Ein Sturm aus Gelächter und neuer Applaus.
Theodor warf Königin Hymnia einen Blick zu. Die Königin zuckte mit
den Schultern.
»Das ist kein Witz!«, rief der Student.
Mehr Gelächter.
»Das ist die beste Show, die ich jemals gesehen habe!«, rief
jemand.
»Ich meine es ernst«, erklärte der Student. »Und es gehört nicht zur Show.«
Applaus.
Ein Beben, stärker als die vorangegangen, lieà alles erzittern. Ein
groÃer Riss entstand in der Hallendecke, Steinbrocken fielen herab und schlugen
auf das Eis.
Panik entstand. Leute schrien und stolperten übereinander, als plötzlich
alles zum Ausgang strebte.
»Genau das meine ich«, stellte der Student fest. »Schön, dass Sie
es doch noch begriffen haben.«
Er wandte sich an die Königin.
»Wenn Ihr mich einen Augenblick entschuldigen würdet, Euer
Majestät. Es gibt da eine wichtige Angelegenheit, um die ich mich kümmern
muss.«
Der Professor lag noch immer reglos hinter dem Glas, genau
so wie Theodor ihn verlassen hatte.
Der Student zerschlug die Scheibe und hob ihn aus der Vitrine.
Vorsichtig legte er die kleine Gestalt seines Dozenten auf den Boden
und presste das Ohr an dessen Brust.
Kein Herzschlag.
In dem faltenreichen Gnomengesicht des Professors regte sich nichts.
Seine Lider waren fest geschlossen.
Theodor spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte und ihm Tränen in
die Augen stiegen.
»Verdammt«, fluchte er, »verdammt«, und ballte die Hände zu
Fäusten.
Das war kein gerechtes Ende, das war ein miserables Ende.
Der Boden erzitterte. Ferner Donner rollte.
Sehr schön. Mochte die Welt untergehen! Wenn die Geschichten in ihr
solche Enden fanden, dann verdiente sie es nicht anders.
»Das ist nicht fair«, stieà Theodor zwischen den Zähnen hervor,
während ihm Tränen über die Wangen liefen.
»Ausgerechnet jetzt«, rief er, »wo er die Gelegenheit bekommen
hätte, Königin Hymnia persönlich gegenüberzustehen!«
Hinter dem Rücken des Studenten zuckten die Lider des Professors
leicht.
»Der Lebenstraum jedes Phantastikers!«, rief Theodor. »Das ist
nicht fair! Und er war noch so jung!«
»Königin Hymnia!«, rief der Professor und sprang von 0 auf 90 in
die Senkrechte. »Phantastisch! Ich müsste mir Notizen â¦Â«
Er tastete nach seiner Brusttasche und stutzte.
»Moment mal. Wo bin ich? Was ist passiert?«
Theodor wischte sich die Tränen von den Wangen.
»Professor«, sagte er, über das ganze Gesicht grinsend, »wenn man Ihre wissenschaftliche Begeisterung in
Tablettenform pressen und als Revitalisierungselixier verkaufen könnte,
wäre das der Hit des Jahrtausends.«
Sie eilten durch den jetzt menschenleeren Park. Jenseits
des Nichts glühte der Horizont rot, brennende Gesteinsbrocken stürzten herab
(vom Himmel regnendes Feuer war anscheinend als apokalyptisches Stilelement
bei derartigen Gelegenheiten verbindlich vorgegeben).
Auf dem Weg berichtete Theodor seinem Dozenten, was vorgefallen war.
»Faszinierend«, fand der Professor, der schon wieder ganz der Alte
war, »ganz auÃerordentlich faszinierend!«
In der Festung
Weitere Kostenlose Bücher