Farben der Herzen
ihren Vorschlag nach, bevor sie erwiderte: “Ich weiß dein Angebot zu schätzen, aber nein …” Ihre Miene wirkte traurig und voller Bedauern – so als ob sie eine Freundin brauchte, jedoch noch nicht bereit war, sich irgendjemandem anzuvertrauen.
“Also hattest du noch kein richtiges Date, seit Derek gestorben ist.” Alix wusste nicht, was sie sonst sagen sollte.
Colette schüttelte den Kopf. “Vor Kurzem habe ich zufällig einen seiner Freunde getroffen. Er hat mich in der vergangenen Woche ein paarmal angerufen, und wir haben darüber gesprochen, uns mal zu verabreden. Aber zwischen seinem Terminplan und meinem einen Tag zu finden, an dem wir beide Zeit haben, dürfte schwierig werden.”
“Ich wollte dir übrigens noch einmal sagen, wie leid es mir wegen deines Mannes tut.” Alix machte sich Gedanken, dass sie am letzten Mittwoch vielleicht zu unsensibel reagiert hatte. Als Colette über den Tod ihres Mannes erzählt hatte, war sie einfach darüber hinweggegangen und hatte erklärt, dass sie die Vorstellung, Jordan würde etwas zustoßen, nicht ertragen könne – dabei war der Ehemann
dieser
Frau gestorben. “Es ist so tragisch und …”
“Sag das nicht!” Colette biss sich auf die Unterlippe, als müsste sie kämpfen, um nicht in Tränen auszubrechen.
Alix war nun vollkommen verwirrt. “Warum nicht? Das sagen die Leute doch, wenn es einen Todesfall in der Familie gegeben hat …”
“Ich weiß …” Sie griff nach ihrer Handtasche und suchte ein Taschentuch. Schließlich fand sie eines und tupfte sich damit die Augen ab. “Es ist schwierig zu erklären.”
Alix schwieg.
“Ich … ich weiß nicht, warum ich dir das überhaupt erzähle”, sagte Colette und suchte in ihrer Handtasche nach einem neuen Papiertaschentuch.
“Hör zu, es ist okay”, entgegnete Alix. “Was immer du mir auch erzählst, bleibt unter uns. Etwas, das ich sehr gut kann, ist schweigen. Das habe ich vor Jahren gelernt.”
“Okay.” Colette schenkte ihr ein leichtes Lächeln. “Ich liebte meinen Ehemann, und er war ein guter Mann. Aber wir hatten Probleme, ein Kind zu bekommen, und das belastete unsere Ehe. Ich wollte Hilfe bei einem Spezialisten suchen, aber Derek war dagegen. Er sagte, er wünsche sich Kinder, doch wenn es nicht auf natürlichem Wege klappen würde, habe er kein Problem damit loszulassen. Ich war jedoch nicht bereit, den Traum aufzugeben.” Sie hielt inne und putzte sich die Nase. “An dem Morgen, als Derek vom Dach stürzte, hatten wir einen furchtbaren Streit. Er hätte niemals auf dieses Dach klettern dürfen. Vermutlich hätte er es auch nicht getan, wenn wir uns nicht gestritten hätten.”
“Und nun fühlst du dich verantwortlich für das, was geschehen ist.” Schuld drückte sich auf so unterschiedliche Arten aus – und Alix hatte so oft mit Schuldgefühlen zu kämpfen gehabt, dass sie sich bestens damit auskannte.
“Das stimmt – und auch wieder nicht. Ich habe ihn angefleht, eine Dachdeckerfirma zu rufen. Derek hat nicht auf mich gehört. Ich hoffte, dass er sich beruhigen, alles noch einmal überdenken und endlich verstehen würde, was ich über die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung und was es mir bedeutete gesagt hatte. Und so habe ich ihn nicht ernsthaft davon abzuhalten versucht, die Reparatur selbst auszuführen.” Sie zuckte niedergeschlagen die Schultern. “Er hatte auch all dieses Werkzeug, das er unbedingt ausprobieren wollte. Einige der Werkzeuge hatte ich ihm zu Weihnachten geschenkt …”
“Du hast nicht ahnen können, was passiert”, erwiderte Alix vernünftig.
Colette nickte. “Das ist wahr. Aber zwischen uns … zwischen uns stand dieses Thema, dieser Streit. Ich wünschte mir eine Familie, und Derek behauptete, er wolle es auch – und dennoch war er nicht bereit, den nächsten Schritt zu gehen, um ein Kind zu bekommen. Ich bin über dreißig, und ich wollte es einfach nicht länger hinausschieben.”
“Das ist verständlich.”
Colette nickte wieder. “Was ich bei unserem letzten Treffen erzählt habe, ist eine Lüge.”
Alix versuchte sich daran zu erinnern, wovon Colette sprach. Doch es gelang ihr nicht.
“Meine Ehe lief nicht mehr gut, obwohl ich es immer sagte. Tatsächlich fühlte ich mich grauenvoll, und ich vermute, dass es Derek genauso ging.”
“Ich bin mir sicher, dass ihr die Probleme gelöst hättet”, sagte Alix, griff nach ihrem Sandwich und biss hinein.
“Das glaube ich auch. Wie gesagt, ich habe meinen Mann
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