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Farm der Tiere

Farm der Tiere

Titel: Farm der Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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seinen Hinterläufen aufbäumte und mit seinen mächtigen, eisenbeschlagenen Hufen wie ein Hengst ausschlug. Schon sein erster Tritt traf einen Stallburschen von Fuchswald am Schädel und streckte ihn leblos in den Schlamm. Bei diesem Anblick ließen mehrere Männer ihre Knüppel fallen und versuchten davonzulaufen. Panik ergriff sie, und im nächsten Augenblick wurden sie von allen Tieren rings im Hof herum gejagt. Man spießte sie, trat sie, biß sie, trampelte auf sie. Da war kein Tier auf der Farm, das sich nicht auf seine Art an ihnen rächte. Sogar die Katze sprang plötzlich von einem Dach auf die Schultern eines Kuhknechts und grub ihm die Krallen in den Hals, daß er gellend aufheulte. Als der Ausgang gerade einen Moment unbewacht blieb, waren die Männer nur zu froh, aus dem Hof hinauszurennen - und sich zur Hauptstraße hin aus dem Staube zu machen. Und so befanden sie sich ganze fünf Minuten nach ihrem Eindringen auf dem schmählichen Rückzug über den gleichen Weg, den sie gekommen waren, und eine Schar Gänse zischte hinter ihnen her und hackte immerzu nach ihren Waden.
    Alle Männer waren jetzt fort bis auf einen. Hinten im Hof scharrte Boxer mit seinem Huf an dem Stallburschen, der mit dem Gesicht im Schlamm lag, und versuchte ihn umzudrehen.
    Der Junge regte sich nicht.
    »Er ist tot«, sagte Boxer kummervoll. »Das habe ich nicht gewollt. Ich hatte ganz vergessen, daß ich ja Hufeisen trage.
    Wer wird mir glauben, daß ich das nicht absichtlich getan habe?«
    »Keine Sentimentalitäten, Genosse!« rief Schneeball, aus dessen Wunden immer noch Blut tropfte. »Krieg ist Krieg. Nur ein toter Mensch ist ein guter Mensch.«
    »Ich mag niemandem das Leben nehmen, nicht einmal einem Menschen«, wiederholte Boxer mit Tränen in den Augen.
    »Wo ist Mollie?« rief plötzlich jemand.
    Mollie fehlte tatsächlich. Für einen Augenblick herrschte große Bestürzung; man befürchtete, die Menschen könnten ihr vielleicht ein Leid angetan oder sie gar mit sich weggeschleppt haben. Doch schließlich fand man sie in ihrem Stall, wo sie sich, mit dem Kopf im Heu der Futterkrippe, versteckte. Sie war gleich beim ersten Flintenknall geflohen. Und als die anderen von ihrer Suche nach Mollie zurückkamen, da entdeckten sie, daß der Stallbursche, der in Wahrheit nur betäubt gewesen war, sich bereits erholt und auf und davon gemacht hatte.
    Die Tiere hatten sich jetzt in heller Aufregung wiederversammelt, und ein jedes zählte noch einmal so laut es nur konnte seine eigenen Ruhmestaten in der Schlacht her. Man hielt sogleich eine improvisierte Siegesfeier ab. Die Flagge wurde aufgezogen und ›Tiere Englands‹ etliche Male abgesungen, dann erhielt das Schaf, das gefallen war, ein feierliches Begräbnis, und auf sein Grab pflanzte man einen Weißdornbusch. Am Grab hielt Schneeball eine kleine Ansprache, in der er die Notwendigkeit betonte, daß alle Tiere nötigenfalls bereit sein müßten, für die Farm der Tiere zu sterben.
    Die Tiere beschlossen einstimmig, eine militärische Auszeichnung zu schaffen, ›Tierheld erster Klasse‹, die an Ort und Stelle Schneeball und Boxer verliehen wurde. Sie bestand aus einer Messingmedaille (eigentlich waren es irgendwelche alten Pferdespangen, die sich in der Geschirrkammer gefunden hatten), die an Sonn- und Feiertagen zu tragen war. Es gab auch den ›Tierheld zweiter Klasse‹, dieser wurde dem toten Schaf posthum verliehen.
    Man diskutierte des langen und breiten darüber, wie die Schlacht genannt werden sollte. Zuguterletzt bekam sie den Namen die ›Schlacht am Kuhstall‹, weil dort der Hinterhalt gelegt worden war. Mr.Jones' Flinte hatte man im Schlamm gefunden, und es war bekannt, daß im Farmhaus ein Munitionsvorrat lag. Man beschloß, die Flinte am Fuß des Fahnenmastes wie ein Geschütz aufzustellen und zweimal im Jahr abzufeuern - einmal am zwölften Oktober, dem Jahrestag der Schlacht am Kuhstall, und einmal am Johannistag, dem Jahrestag der Rebellion.

KAPITEL V
    Je näher der Winter rückte, desto beschwerlicher wurde es mit Mollie. Sie erschien jeden Morgen zu spät zur Arbeit und entschuldigte sich damit, verschlafen zu haben; desgleichen klagte sie über mysteriöse Schmerzen, obwohl ihr Appetit ausgezeichnet war. Sie lief unter jedem nur erdenklichen Vorwand von der Arbeit weg und ging zur Tränke, wo sie dann ganz närrisch stand und ihr eigenes Spiegelbild im Wasser betrachtete. Doch es gab auch noch bedenklichere Gerüchte über sie. Als Mollie eines Tages

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