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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Flusswelt der Zeit
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der, wie ihr wißt oder vielleicht auch nicht wißt, der längste Fluß der Erde war, auch wenn die Amerikaner nicht müde werden zu behaupten, daß ihr Mississippi-Missouri-Komplex noch mehr aufzuweisen hätte.
    Einige von euch werden sich fragen, warum wir diese Fahrt unternehmen; warum wir uns auf eine Reise zu einem Ziel begeben, von dem wir nicht einmal wissen, ob es überhaupt existiert. Ich will euch sagen, daß wir unsere Segel deswegen setzen, weil wir wissen, daß das Unbekannte existiert, und es unser Bestreben ist, es zu Bekanntem zu machen. Das ist alles! Weil hier – im Gegensatz zu unseren frustrierenden Erfahrungen auf der Erde – das Geld nicht die Welt regiert und es keiner Finanzierung bedarf, eine solche Expedition auszurüsten. Ebenso wenig bedarf es zahlloser Eingaben, des Ausfüllens von Formularen, des Bettelns um Audienzen bei einflußreichen Persönlichkeiten oder des Katzbuckelns vor miesen kleinen Beamten oder irgendwelchen verknöcherten Bürokraten, um die Erlaubnis zu erhalten, diesen Fluß zu befahren. Es gibt keine nationalen Grenzen…«
    »… jedenfalls jetzt noch nicht«, murmelte Frigate.
    »… keine Paßformalitäten und keine Amtsärsche, die man bestechen muß.
    Alles, was wir zu tun hatten, um eine Lizenz zu bekommen, war, dieses Boot zu bauen. Und so beginnen wir unsere Fahrt ohne irgendwelche Auflagen oder den Erlaubnisschein selbstgerechter Fürsten oder ihrer Vertreter. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit sind wir frei! Frei! Und deswegen entbieten wir euch allen unser Adieu, weil wir auf Wiedersehen nicht sagen wollen…«
    »… was er sowieso niemals täte«, murmelte Frigate.
    »… weil es nicht unmöglich ist, daß wir erst in tausend Jahren zu euch zurückkehren! So sage ich Adieu zu euch, ebenso wie meine Mannschaft. Wir danken euch für eure Hilfe, die ihr uns beim Bootsbau erwiesen habt. Hiermit übergebe ich meinen Posten als Konsul Ihrer Britischen Majestät in Triest demjenigen, der bereit ist, ihn an meiner Stelle anzunehmen, und erkläre mich selbst zum freien Bürger der Flußwelt! Ich werde niemandem einen Tribut zollen, niemandem etwas schuldig sein und meine Treue nur mir selbst erweisen!«
    Frigate sang: »Tu nur, was deine Männlichkeit gebietet, erwart’ von niemanden Applaus, im Leben nimm dir, was sich bietet, such dir das Dasein selber aus.«
    Burton warf dem Amerikaner einen kurzen Blick zu, unterbrach jedoch seine Rede nicht. Was Frigate gesungen hatte, war ein Zitat aus seinem Buch Der Kasidah des Haji Al-Yazdi. Es war nicht das erste Mal, daß Frigate etwas aus Burtons Werk zitierte, und obwohl Burton das, was der Amerikaner von sich gab, manchmal recht irritierend fand, war er doch nicht in der Lage, sich über jemanden, der seine Bücher so gut kannte, allzu sehr aufzuregen.
    Ein paar Minuten später, nachdem die Menge das Boot mit einem gewaltigen Hauruck in den Fluß befördert hatte und die Menschen jubelnd am Ufer standen, zitierte Frigate Burton erneut. Er schaute auf mindestens eintausend gutaussehende junge Leute mit bronzener Haut, die Büstenhalter, Turbane und Kilts trugen, die farbenprächtig im Wind flatterten, und sagte: »Ah! Der Tag ist hell, die Sonne scheint, es glänzt die See, wir sind vereint.
    Wir liefen herum und spielten im Wind, am Ufer des Flusses; ich war noch ein Kind.«
    Das Boot glitt über das Wasser, der Wind bauschte die Segel. Burton brüllte Befehle. Die kämpfte gegen die Strömung an, die Segel flappten unschlüssig.
    Burton bediente die Ruderpinne, das Boot schwang die Nase herum, dann lagen sie richtig. Die hob und senkte sich, fuhr gegen die Wellen an, während der Bug das Wasser zischend zerteilte. Die Sonne schien, und es war warm, eine leichte Brise kühlte die heißen Gesichter. Alle an Bord fühlten sich glücklich und gleichzeitig ein wenig betrübt, als das heimatliche Gestade sich immer weiter von ihnen entfernte und die Gesichter der Menschen allmählich zu unkenntlichen Flecken wurden. Sie besaßen weder Karten noch andere Unterlagen, die in der Lage gewesen wären, ihnen ihren Kurs zu weisen; es war, als würde die Welt mit jedem Kilometer, den sie zurücklegten, von neuem erschaffen.
    An diesem Abend, kurz nachdem sie zum ersten Mal wieder angelegt hatten, geschah etwas, das Burton einigermaßen verwunderte. Kazz hatte gerade das Boot verlassen, um sich unter eine Gruppe neugieriger Menschen zu mischen, als er von größter Aufregung erfaßt wurde. Er begann in seiner Sprache

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