Schurken machen Krawall
Auch Superhelden brauchen Urlaub
Eigentlich wollten wir ja nur mal etwas entspannen, die Sommerferien genießen und ganz brave Kinder sein. Aber irgendwie hat das überhaupt nicht hingehauen. Es scheint so, als würden wir – das Superheldenteam „Die Unglaublichen Dreieinhalb“ – Schurken und Abenteuer anziehen wie mein Zeugnis schlechte Noten. Anders kann ich es mir nämlich nicht erklären, dass ich für wenige Sekunden der größte Junge von Buckelbügel war, dass uns ein Spinnenmann im Wald in allergrößte Gefahr brachte und dass wir die scheußlichsten Kekse essen mussten, von denen die Menschheit je gehört hat!
Dabei fing alles so super an. Meine Freundin Barbara, die gleichzeitig meine Superheldenkollegin „Action-Bärbel“ ist, fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, eine Woche Ferien bei ihr zu verbringen. Martin, der als „Das Chamäleon“ ebenfalls ein wichtiges Mitglied der Unglaublichen Dreieinhalb ist, durfte auch kommen, und zwar zusammen mit seinem imaginären Freund Dieter, dessen Superheldenname aus gutem Grund „Der Hosenscheißer“ lautet. Zum ersten Mal sollten die Unglaublichen Dreieinhalb gemeinsam Urlaub machen und außerdem durften wir zum allerallerersten Mal Barbara in ihrem Haus besuchen. Uns standen Spitzenferien bevor, da war ich mir ganz sicher!
Und wir hatten natürlich auch mächtig viel vor! Faulenzen zum Beispiel und ein Baumhaus bauen. Und zwar das größte, höchste und tollste Baumhaus der Welt! Die Pläne dafür hatte ich längst fertig in meiner Schreibtischschublade liegen. Und dann gab es da noch einen mysteriösen Fall zu lösen – einen Fall, der Martin schon seit Wochen in Angst und Schrecken versetzte und Dieter regelrecht panisch werden ließ: Im Wald hinter dem Haus von Barbara trieb angeblich ein geheimnisvoller Spinnenmann sein Unwesen. Klar, dass wir uns des Problemchens annehmen würden. Wir sind schließlich das coolste Superheldenteam weit und breit!
Als feststand, dass ich meine Ferien bei Barbara verbringen würde, war meine Mutter sehr traurig. Was ich gut verstehe. Schließlich bin ich ihr Ein und Alles. Nur zeigen konnte sie ihre Traurigkeit nicht so richtig. Statt zu weinen und zu jammern, rannte sie singend durchs Haus und verbreitete totale Hektik – wahrscheinlich um den furchtbaren Trennungsschmerz zu überspielen und um mir kein schlechtes Gewissen zu machen, weil ich sie eine Woche allein ließ.
Sie stürmte in mein Zimmer und warf Klamotten in meinen neuen, coolen Koffer, obwohl sie normalerweise immer alles megaordentlich zusammenlegt und einen totalen Ausraster bekommt, wenn mein Vater mal ein Hemd in den Schrank legt. Dann setzte sie sich mit Schwung auf den übervollen Koffer und ließ die beiden Schlösser zuklacken.
Ich hatte noch nicht mal meine Schnürsenkel zugebunden, da zerrte mich Mutter schon am Arm aus dem Haus. Ich konnte mir gerade noch meinen selbst gepackten Notfallrucksack für Superhelden schnappen und unter den Arm klemmen. Um ein Haar wäre ich ohne mein Superheldenkostüm und ohne unser Superheldenplakat von Captain Sauerland verreist. Und das ging ja mal gar nicht. Schließlich braucht ein Superheld immer seine Ausrüstung, um im Zweifelsfall gegen das Böse der Welt, gegen die Superschurken des Universums und zu hohe Eispreise in unserer Heimatstadt Buckelbügel kämpfen zu können.
Mutter riss die Autotür auf und warf erst den Koffer und dann mich hinein, eilte nach vorne, sprang auf den Fahrersitz und gab Gas. Nicht mal angeschnallt hatte sie sich, bevor wir durch Buckelbügel brausten. Der Abschiedsschmerz schien sie etwas verrückt zu machen. Ich saß da und tätschelte meinen Notfallrucksack, während Mutter kichernd Lieder aus dem Radio mitträllerte und weiter Vollgas gab.
Tretminen und Fehltritte
Als wir nach gut einer Viertelstunde Höllenfahrt vor dem Tor der Schwemmes Bremsspuren hinterließen, blieb mir die Spucke weg. Die Schwemmes hatten ohne Frage das tollste Haus der Welt! Ach, was sage ich: des Universums! Dabei war ihr Haus im Grunde gar kein richtiges Haus. Es war ein Palast aus verschnörkelten Steinen, die sogar Muster drauf hatten. Einfach toll und riesig war es. Mit Türmen, großen Fenstern und einer gigantischen Eingangstür. Da hätte ich locker auf einer Giraffe durchreiten können, die wiederum auf einem Elefanten reitet, der von Superman huckepack genommen wird! Und nicht mal ducken hätte ich mich müssen, so hoch war die Tür!
Kaum dass meine Mutter den Wagen
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