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Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01

Titel: Farmer, Philip Jose - Flusswelt 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Flusswelt der Zeit
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wurde zuerst blaß und dann rot. Schließlich sagte sie: »Also wirklich, Mr. Burton… Ich habe an sich nie eine besonders hohe Meinung von Ihnen gehabt, aber das… das was Sie uns jetzt bieten, ist wirklich der Gipfel der Dekadenz. Sie sind schmutzig und abstoßend. Nicht daß ich etwa auch nur ein Wort von dem, was Sie hier vor uns ausbreiten, glauben würde. Es ist einfach unmöglich, daß jemand all diese Dinge wirklich erlebt hat und anschließend auch noch damit prahlt. In Wirklichkeit haben Sie doch nichts anderes im Sinn, als sich der Geschichten, die man sich über Sie erzählt, als würdig zu erweisen.«
    Sie stand auf und verschwand in der Dunkelheit.
    Frigate sagte: »Irgendwann wirst du mir vielleicht erzählen, was von dem alles der Wahrheit entspricht. Ich hätte früher nicht anders über dich gedacht als Alice. Aber je älter und abgeklärter ich wurde, desto eingängiger erschienen mir die Analysen deiner verschiedenen Biographen.
    Einer fertigte sogar anhand deiner Werke eine recht brauchbare psychologische Studie über dich an.«
    »Und welche Schlüsse zog er?«
    »Das sage ich dir später einmal, Dick«, hatte Frigate erwidert. »Alter Wüstling«, fügte er hinzu und tauchte dann ebenfalls im Dunkel unter.
    Jetzt, wo Burton an der Ruderpinne stand und die Sonnenstrahlen auf die Gruppe niederbrennen sah und dem Zischen des Wassers lauschte, das die beiden mächtigen Ausleger des Bootes zerteilten, fragte er sich, was sie am anderen Ende des Canyons erwarten mochte. Natürlich nicht das Ende des Flusses, das war klar. Er zweifelte nicht daran, daß er seinen Lauf bis in die Unendlichkeit fortsetzte. Aber es war nicht auszuschließen, daß sich das Ende seiner Gruppe dahinter abzeichnete. Sie waren schon jetzt zu lange beisammen. Es gab zu wenig Arbeit und zuwenig Gesprächsstoff für sie. Wohin man auch ging an Bord – überall traf man auf dieselben Gesichter und ging sich gegenseitig auf die Nerven. Selbst Wilfreda war seit einiger Zeit merkwürdig still und teilnahmslos. Aber möglicherweise hatte er sich das selbst zuzuschreiben. Offengestanden – er war ihrer müde. Auch wenn er sie noch nicht haßte oder ihr etwas Schlechtes wünschte, er war ihrer einfach überdrüssig, und die Tatsache, daß er zwar sie, nicht aber Alice Hargreaves haben konnte, brachte ihn innerlich noch mehr gegen sie auf.
    Lev Ruach hielt sich von ihm fern oder sprach nur das Nötigste; dessen ungeachtet stritt er sich sogar über die geringsten Kleinigkeiten mit Esther.
    Frigate schien ihm wegen irgendeiner Sache böse zu sein, und doch würde dieser Feigling niemals auf ihn zukommen und ihm sagen, was ihn bedrückte – außer man trieb ihn in die Enge und versetzte ihn in rasende Wut.
    Loghu wiederum schien mit Frigate Krach zu haben, möglicherweise aus dem Grunde, weil er sie nicht anders behandelte als die anderen. Burton gegenüber schien sie seit jenem Tag, als sie in den Hügeln gewesen waren und Bambus geschnitten hatten, ebenfalls Haßgefühle entwickelt zu haben. Sie hatte ihm ein eindeutiges Angebot gemacht, und er hatte abgelehnt. Es war bereits einige Wochen her. Er hatte ihr auch seine Gründe dargelegt: Es halte ihn zwar keine Moral davon ab, mit ihr zu schlafen, aber er habe nicht die Absicht, Frigate oder irgendeinen anderen Mann aus der Gruppe zu hintergehen. Loghu hatte gesagt, es habe nichts damit zu tun, daß sie Frigate nicht mehr liebe, sondern ihr sei nur daran gelegen, die Eintönigkeit ebenso dann und wann zu durchbrechen, wie dies Frigate tat.
    Alice hatte mittlerweile die Hoffnung, jemals ein bekanntes Gesicht am Ufer zu sehen, aufgegeben. Sie waren schätzungsweise an 44.370.000 Leuten vorbeigekommen, ohne daß ihr das ersehnte Glück widerfahren war. Sie wurde von Tag zu Tag depressiver, saß auf dem Vordeck herum und langweilte sich.
    Burton wollte es sich selbst zwar nicht eingestehen, aber tatsächlich fürchtete er sich davor, daß sie die Gruppe verließ. Sie brauchte nur an ihrem nächsten Halteplatz aufzustehen, ihre Siebensachen zu packen, an Land zu springen und Lebewohl zu sagen. Bis in hundert Jahren, oder so etwas.
    Vielleicht. Alles, was sie bis jetzt an Bord zurückgehalten hatte, schien Gwenafra zu sein. Sie erzog die kleine, aus uralten Zeiten stammende Britin wie eine viktorianische Lady.
    Burton selbst wurde der ziellosen Reise auf dem kleinen Schiff mehr und mehr satt. Er wünschte sich, irgendwo auf ein bewohnbares Gebiet zu stoßen, sich dort zur Ruhe zu setzen,

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